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1 458 '

das Reichslehen Klapperfeld dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt.
Die hessischen Fürsten brauchten das Hans als Absteigequartier in der
benachbarten Reichsstadt; ausserdem wurde es als Geschäftsraum für die
landgräflich hessische Post verwendet. 1692 kaufte der Landgraf das
östlich anstossende Haus zum Greifen hinzu, das aber später wieder in
bürgerliche Hände veräussert wurde.
Am 16. Juni 1741 theilte Landgraf Ludwig VIII. von Hessen der Stadt
mit, dass er an Stelle seines Hauses einen Neubau durch eigene Hand-
werksleute errichten lassen wolle und liotfe, dass die Frankfurter Hand-
werker dies nicht hindern werden. Anscheinend wollte der Fürst zur
bevorstehenden Wahl und Krönung eines neuen deutschen Kaisers sich
einen Palast in der Krönungsstadt erbauen lassen, wie vor ihm schon
der Deutschorden und der Fürst von Thum und Taxis gethan hatten,
da das aus dem XVI. Jahrhundert stammende Patrizierwohnhaus den
Anforderungen einer prachtliebenden fürstlichen Hofhaltung des XVIII.
Jahrhunderts nicht mehr genügte. Der Landgraf hatte es sehr eilig:
obwohl der Rath am 24. Juni bat, die Arbeit nicht den fremden Hand-
werkern, sondern den einheimischen zu übertragen, wie es das Herkommen
verlange und wie vordem schon der Deutschordensmeister, der Fürst von
Thum und Taxis und die hier begüterten auswärtigen geistlichen Ge-
nossenschaften gethan hatten, liess er sofort seine Maurer mit dem Ab-
bruche des alten Hauses beginnen. Am 26. Juni schon wendeten sich
die Frankfurter Maurergeschworenen an ihren Rath, und dieser wurde
wieder beim Landgrafen vorstellig. Dessen fremde Maurer — es waren
Tyroler — setzten ihre Abbruchsarbeit fort und begannen auch schon
die Fundamentierungsarbeiten für die neue Facade, gegen deren eigen-
mächtiges Herausrücken auf die Strasse der Rath Einspruch erhob. Der
Abbruch wurde fortgesetzt, der Neubau weiter gefördert, bis der Landgraf
einsah, dass er bei den ihm von der Stadt entgegengestellten Schwierig-
keiten den Neubau doch nicht vor der Krönung fertig stellen könne;
denn offenbar war dies der Grund, dass der Landgraf Ende 1741 die
Arbeiten einstellen liess, nachdem ihn der Rath kurz vorher nochmals
gebeten hatte, die einheimischen Handwerksleute zu verwenden. Nun
ruhten die Arbeiten beinahe zwölf Jahre lang; die Baustelle wurde durch
einen Plankenzaun nach der Zeil zu abgesperrt und blieb in diesem Zu-
stande stehen, lange Jahre die Zeil verunzierend, die sich immer mehr
zu einer Hauptstrasse für den Verkehr ausbildete und nach und nach
mit einer Reihe stattlicher Gebäude bebaut wurde. Nur das Vorder-
gebäude nach der Strasse zu war niedergelegt worden; der Seitenflügel
im Hofe wurde erhalten, vielleicht weil man ihn für die Unterbringung
der Post nicht entbehren konnte.
Am 30. Juli 1753 zeigte endlich die hessische Regierung dem Rathe

9 Müllers Beschreibung von Frankfurt S. 84.
 
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