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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0067
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Littei'atur: Battonns Oertliche Beschreibung Bd. IV; Archiv für Frankfurts
Geschichte und Kunst, Neue Folge, Bd. IV, 46; G. E. Steitz' Erläuterungen zu Kleiners
Florirendem Frankfurt, dritte Auüage, 1878; Lotz, Baudenkmäler im Reg.-Bez. Wies-
baden 8. 174; Frankfurt a. M. und seine Bauten 8. 79; Die Stadtbibliothek in Frank-
furt a. M. 8. 126.

Das die Ecke der Neuen Krame und des Liebfrauenbergs bildende
Haus bestand vor dem Jahre 1775 aus zwei Häusern, welche die Namen
zum Paradies und zum Grimmvogel trugen. Letzteres, später auch das
Haus zum Thurm genannt, wird als ein grosses steinernes, mit Thürmen
versehenes Gebäude geschildert, welches an der neuen Kräme stand. Das
Haus zum Paradies, in einfacherer und weniger dauerhafter Ausführung,
hatte seine Front nach dem Liebfrauenberg.
Im Jahre 1351 verkaufte Konze Starkerad das Haus zum Paradies
an Sigfrid von Biedenkapp aus Marburg in Hessen; dieser hervorragende,
um die städtische Entwickelung höchst verdiente Bürger nannte sich hin-
fort nach dem Namen des Hauses Sigfrid von Marburg zum Paradies. Da
man den Vorhof einer Kirche im Mittelalter vielfach das Paradies nannte,
so hat J. C. von Fichard angenommen, dass dieses so benannte Haus auf
dem Liebfrauenberg durch seine Bauart, vielleicht durch eine säulen-
getragene Vorhalle, seinen Namen erhalten hat. Bald nach dem Erlass
der Goldenen Bulle 1356, spätestens 1362 verkaufte Sigfrid dem Erzbischof
Wilhelm von Köln das Herbergsrecht im Hause zum Paradies; seit dieser
Zeit ist das Haus Kurkölnisches Lehen gewesen. Es diente häufig Kaiser
Karl IV. und König Wenzel als Absteigequartier; hundert Jahre später,
1475, hielt auch Kaiser Friedrich III. hier Einkehr; 1380 gestattete der
päpstliche Legat die Errichtung einer der heiligen Dreifaltigkeit geweihten
Kapelle im Hause. 1366 erkaufte Sigfrid das nach der Neuen Kräme zu
anstossende Haus zum Grimmvogel von der Wittwe Irmentrud Rode und
deren Sohn Jeckel und liess 1367 an dessen Stelle einen Neubau mit
trotzigem Thurm errichten. Ludwig v. Marburg, der Letzte seiner Familie,
welcher diese beiden Häuser besass, starb 1502; die Häuser gingen darauf
in den Besitz seiner Schwester, einer Frau v. Martorff, und deren Kinder
über. Nach dem Aussterben des letzten Martorff im Jahre 1614 fielen
Paradies und Grimmvogel an einen mit dessen Tochter verheiratheten
Schad von Mittelbiberach; diese 1602 aus Speyer eingewanderte Familie
erlosch 1737 mit Anna Sibylla Schad von Mittelbiberach.
Diese Dame vermachte ihr Vermögen der Ganerbschaft Alt-Limpurg
als von Schadsche Stiftung zur Unterstützung und Erziehung von Gan-
erbenkindern. Nach langen Lehensstreitigkeiten entschied 1770 der Kur-
fürst von Köln, dass einer der Martorffschen Kognaten hinfort Lehensträger
für das Haus zum Paradies sein solle — der Grimmvogel gehörte nicht
zum Lehen. 1806 fiel das Lehen mit den anderen im Frankfurter Gebiet
an den Fürsten Primas, 1813 an die Stadt Frankfurt. Ende 1823 gestattete
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