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Feinem oder dem so genannten Grünen Laub einer-, andererseits aber
Frauen von der Wale gelegen, gröbere und kleinere Behausung" -—- geht
hervor, dass das Kaufobjekt aus zwei ungleich grossen Häusern bestand,
welche dicht zusammengebaut waren und im Inneren eine einzige Be-
hausung ausmachten. Schon der Kaufvertrag zwischen den Witzelschen
Erben und Fleckhamer vom 18. Februar 1705 enthält diese Angabe und
zwar in der gleichen Fassung, ferner schon ein Miethvertrag Fleckhamers
mit dem Schuhmachermeister Stautf vom 1. April 1706, worin letzterem
die „Nebenbehauhung, uff 3 Jahr lang, jährlich vor fünffzig Gulden Zinh"
vermiethet wird. Von dem muthmasslichen Aussehen der beiden Häuser
wird weiter unten die Rede sein.
Fünfzehn Jahre lang bewohnte die Wittwe Goethe das Haus mit
ihrem Sohne allein, bis zu dessen Vermählung mit Katharina Elisabeth
Textor; hier erlebte sie auch noch die ersten Lebensjahre Johann Wolf-
gangs und verschied über 85 Jahre alt am 26. März 1754. Ein Jahr
darauf nahm der Rath Goethe einen Umbau der beiden Häuser vor, welcher
dem Goethe-Hause diejenige Gestalt gab, in der es uns bis heute erhalten
geblieben ist. Am 25. Mai 1782 verschied Johann Kaspar Goethe. Die
Frau Rath bewohnte das Haus noch dreizehn Jahre; vermuthlich ver-
miethete sie einen Theil der Räume. Am 1. Mai 1795 verkaufte sie es
„unter ausdrücklicher Bedingung und Vorbehalt der Einwilligung ihres
Sohnes, Herrn Geheimen Rathes Freiherrn von Goethe zu Weimar, und
Herrn Geheimen Raths Schlossers, dermahlen zu Anspach, ihres Tochter-
manns — an Herrn Johann Gerhard Blum und dessen dermalige Braut
Jungfer Susanna Marie Soldan" für 22,000 Gulden. Der Weinhändler Blum
leistete 4000 Gulden Anzahlung, der Restbetrag wurde mit vier vom
Hundert jährlich verzinst. Gegen einen bestimmten Miethzins verblieben
der Frau Rath einige Zimmer, bis dieselbe eine neue Wohnung gemiethet
hatte. Bereits am 17. Februar 1796 verkaufte Blum das Haus mit einem
Nutzen von 6000 Gulden an die Wittwe Anna Katharina Roessing, ge-
borene Brenne], nach deren Tode es wegen Erbschafts-Auseinandersetzung
am 17. Mai 1821 auf Anordnung des Stadtgerichtes öffentlich versteigert
wurde und für 27,018 Gulden in den Besitz der Senators-Wittwe Jeannette
Roessing, geborenen Walz, gelangte; der gesammte jährliche Miethswerth
war auf 1440 Gulden geschätzt worden. Jeannette Roessing vererbte das
Goethe-Haus auf ihre beiden Töchter Thekla Roessing und Frau Dr. Blum.
Der damals noch fast unversehrte Zustand des Hauses sollte aber nicht
mehr lange andauern, da sich Dr. Blum genöthigt sah, „das Haus zeit-
gemäss für die Seinigen nutzbar zu machen. Derselbe überreichte am
20. April 1857 dem Bauamte einen Bauplan, vermöge dessen die eisernen
Fenstergerämse entfernt und ein Laden in dem Haus eingerichtet werden"
sollte. Er erhielt ohne Widerspruch einen Baubescheid; um die Fenster-
öffnungen im Erdgeschosse zu vergrössern, wurden die Brüstungen heraus-
gebrochen, auf der Südseite wurde ein Laden eingerichtet und zu diesem
Feinem oder dem so genannten Grünen Laub einer-, andererseits aber
Frauen von der Wale gelegen, gröbere und kleinere Behausung" -—- geht
hervor, dass das Kaufobjekt aus zwei ungleich grossen Häusern bestand,
welche dicht zusammengebaut waren und im Inneren eine einzige Be-
hausung ausmachten. Schon der Kaufvertrag zwischen den Witzelschen
Erben und Fleckhamer vom 18. Februar 1705 enthält diese Angabe und
zwar in der gleichen Fassung, ferner schon ein Miethvertrag Fleckhamers
mit dem Schuhmachermeister Stautf vom 1. April 1706, worin letzterem
die „Nebenbehauhung, uff 3 Jahr lang, jährlich vor fünffzig Gulden Zinh"
vermiethet wird. Von dem muthmasslichen Aussehen der beiden Häuser
wird weiter unten die Rede sein.
Fünfzehn Jahre lang bewohnte die Wittwe Goethe das Haus mit
ihrem Sohne allein, bis zu dessen Vermählung mit Katharina Elisabeth
Textor; hier erlebte sie auch noch die ersten Lebensjahre Johann Wolf-
gangs und verschied über 85 Jahre alt am 26. März 1754. Ein Jahr
darauf nahm der Rath Goethe einen Umbau der beiden Häuser vor, welcher
dem Goethe-Hause diejenige Gestalt gab, in der es uns bis heute erhalten
geblieben ist. Am 25. Mai 1782 verschied Johann Kaspar Goethe. Die
Frau Rath bewohnte das Haus noch dreizehn Jahre; vermuthlich ver-
miethete sie einen Theil der Räume. Am 1. Mai 1795 verkaufte sie es
„unter ausdrücklicher Bedingung und Vorbehalt der Einwilligung ihres
Sohnes, Herrn Geheimen Rathes Freiherrn von Goethe zu Weimar, und
Herrn Geheimen Raths Schlossers, dermahlen zu Anspach, ihres Tochter-
manns — an Herrn Johann Gerhard Blum und dessen dermalige Braut
Jungfer Susanna Marie Soldan" für 22,000 Gulden. Der Weinhändler Blum
leistete 4000 Gulden Anzahlung, der Restbetrag wurde mit vier vom
Hundert jährlich verzinst. Gegen einen bestimmten Miethzins verblieben
der Frau Rath einige Zimmer, bis dieselbe eine neue Wohnung gemiethet
hatte. Bereits am 17. Februar 1796 verkaufte Blum das Haus mit einem
Nutzen von 6000 Gulden an die Wittwe Anna Katharina Roessing, ge-
borene Brenne], nach deren Tode es wegen Erbschafts-Auseinandersetzung
am 17. Mai 1821 auf Anordnung des Stadtgerichtes öffentlich versteigert
wurde und für 27,018 Gulden in den Besitz der Senators-Wittwe Jeannette
Roessing, geborenen Walz, gelangte; der gesammte jährliche Miethswerth
war auf 1440 Gulden geschätzt worden. Jeannette Roessing vererbte das
Goethe-Haus auf ihre beiden Töchter Thekla Roessing und Frau Dr. Blum.
Der damals noch fast unversehrte Zustand des Hauses sollte aber nicht
mehr lange andauern, da sich Dr. Blum genöthigt sah, „das Haus zeit-
gemäss für die Seinigen nutzbar zu machen. Derselbe überreichte am
20. April 1857 dem Bauamte einen Bauplan, vermöge dessen die eisernen
Fenstergerämse entfernt und ein Laden in dem Haus eingerichtet werden"
sollte. Er erhielt ohne Widerspruch einen Baubescheid; um die Fenster-
öffnungen im Erdgeschosse zu vergrössern, wurden die Brüstungen heraus-
gebrochen, auf der Südseite wurde ein Laden eingerichtet und zu diesem