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hergestellf wurden, wodurch die Ostseite in einer hellen Beleuchtung
erscheint, die wohl vorher in der engen Gasse niemals anzutretfen war.
Ueber die Einrichtung und die innere Ausstattung der Juden-Häuser
entnehmen wir einer, bald nach dem Abbruch der letzten Häuser
geschriebenen Schilderung Otto Lindheimers in dem Werke „Frankfurt a. M.
und seine Bauten" folgende Ausführungen, denen wir einige Ergänzungen
hinzufügen: „Nur ein Mitglied der jüdischen Gemeinde, ein gewisser
Oppenheimer, der sich am kaiserlichen Hof in Wien mancherlei Verdienste
erworben, erhielt die Erlaubniss, sein Haus, welches heute noch steht,
ganz in Stein auszuführen (Fig. 157 und 158)D) Von aussen einfach
gehalten, zeigt es im Innern manche hübsche Details, so eine Steintreppe
mit reich getriebenem, schmiedeeisernen Geländer (Fig. 159). Von den in
Holz ausgeführten Häusern ist nur noch eines erhalten, das Stammhaus
der Familie Rothschild. Dieselbe erwarb den Grund und Boden von der
') Die Originalentwürfe zu diesem Hause (Grundriss, Aufriss und Grundriss des
Dach Werkes), von deren Vorhandensein Lindheimer keine Ilenntniss hatte, sind im
Stadtarchiv I noch erhalten: zwei derselben sind in Fig. 157 und 158 wiedergegeben.
Der Aufriss trägt folgenden Vermerk des Rechnei-Amtes:
„Nach deine sich der Immanuel Isaac Nathan Oppenheimer, Jud zu Wien
-wohnhafft, durch seinen Mandatarium Löser Oppenheimer, Schutz Juden all-
hier, umb Vergünstigung, sein Hauß nach dem übergebenen Abriß bey Einem
Edlen Rath zu Bauen, angemeldet, dieser Abriß aber und projectirte Bau in
der Höhe und Eintheilung der Stockwerke von Eines Edlen Magistrats denen
Juden vorgeschriebenen Bau-Ordnung in einigen abgehet, so ist doch zu aller-
unterthänigsten Befolgung des Höchst Respectirlichsten Kayßerl. Rescripts
vom datum 21. Junii 1717 und 27. Julii 1717 praesentirten nemblich höchst
Respectirlichsten Kayßl. Rescripts gedachtes Hauß in der Fronte von Steinen,
die Dachung dem Abriß gemäß in der entworffenen Erniedrigung und von
hinten nach der Mauer zu in der vorgeschriebenen Distanz zu bauen Ihnen
erlaubt worden, alles nach denen 8en mit A, B und 0 gezeichneten Abrißen.
Actum — Franckfurth am Mayn. Anno 1717 den 8. Oktober. Rechney.
Die 3 Stockwerk in alles hoch 36*/2 Schu Ffurter Mas"
Es ist wahrscheinlich, dass der Entwurf, der an das Bauprogramm der übrigen
Häuser der Juden-Gasse nicht gebunden war, ausserhalb Frankfurts, vielleicht in
Wien, entstanden ist, denn die eigenartige Fapade mit der starken Betonung des her-
vortretenden Quaderstreifens in allen drei Geschossen besitzt keine unmittelbare Ver-
wandtschaft mit der Art der Frankfurter Barock-Bauten jener Zeit; ähnlich unfrank-
furtisch ist auch der Grundriss, der mit der durchschneidenden Mittelachse, dem von
gepaarten Pfeilern belebten Eingänge, dem Binnenhofe, dem hinteren, ebenfalls in der
Hauptachse liegenden Ausgange und überhaupt mit seiner klaren, zweckmässigen
Eintheilung wie die Verkleinerung eines grösseren Palast-Vorbildes erscheint. Der,
Anfang der architektonisch durchgebildeten Treppe (Fig. 159) ist auf einer Aufnahme
von Otto Lindheimer noch erhalten. Auf Fig. 155 ist das Haus, welches in der Nähe
des südlichen Endes der Ostseite stand, sichtbar; es lässt sich daran erkennen, dass
die allgemeine Eintheilung der Fapade nach dem Entwürfe zur Ausführung gelangte,
indessen in den Einzelheiten verschiedene Abweichungen von jenem vorgenommen
wurden. Die bei Lindheimer auf dem Titel seiner Abbildung des Treppenhauses
angegebene Zahl 1711 als Jahr der Erbauung wird durch den oben wiedergegebenen
Vermerk des Rechnei-Amtes auf 1717 berichtigt.
hergestellf wurden, wodurch die Ostseite in einer hellen Beleuchtung
erscheint, die wohl vorher in der engen Gasse niemals anzutretfen war.
Ueber die Einrichtung und die innere Ausstattung der Juden-Häuser
entnehmen wir einer, bald nach dem Abbruch der letzten Häuser
geschriebenen Schilderung Otto Lindheimers in dem Werke „Frankfurt a. M.
und seine Bauten" folgende Ausführungen, denen wir einige Ergänzungen
hinzufügen: „Nur ein Mitglied der jüdischen Gemeinde, ein gewisser
Oppenheimer, der sich am kaiserlichen Hof in Wien mancherlei Verdienste
erworben, erhielt die Erlaubniss, sein Haus, welches heute noch steht,
ganz in Stein auszuführen (Fig. 157 und 158)D) Von aussen einfach
gehalten, zeigt es im Innern manche hübsche Details, so eine Steintreppe
mit reich getriebenem, schmiedeeisernen Geländer (Fig. 159). Von den in
Holz ausgeführten Häusern ist nur noch eines erhalten, das Stammhaus
der Familie Rothschild. Dieselbe erwarb den Grund und Boden von der
') Die Originalentwürfe zu diesem Hause (Grundriss, Aufriss und Grundriss des
Dach Werkes), von deren Vorhandensein Lindheimer keine Ilenntniss hatte, sind im
Stadtarchiv I noch erhalten: zwei derselben sind in Fig. 157 und 158 wiedergegeben.
Der Aufriss trägt folgenden Vermerk des Rechnei-Amtes:
„Nach deine sich der Immanuel Isaac Nathan Oppenheimer, Jud zu Wien
-wohnhafft, durch seinen Mandatarium Löser Oppenheimer, Schutz Juden all-
hier, umb Vergünstigung, sein Hauß nach dem übergebenen Abriß bey Einem
Edlen Rath zu Bauen, angemeldet, dieser Abriß aber und projectirte Bau in
der Höhe und Eintheilung der Stockwerke von Eines Edlen Magistrats denen
Juden vorgeschriebenen Bau-Ordnung in einigen abgehet, so ist doch zu aller-
unterthänigsten Befolgung des Höchst Respectirlichsten Kayßerl. Rescripts
vom datum 21. Junii 1717 und 27. Julii 1717 praesentirten nemblich höchst
Respectirlichsten Kayßl. Rescripts gedachtes Hauß in der Fronte von Steinen,
die Dachung dem Abriß gemäß in der entworffenen Erniedrigung und von
hinten nach der Mauer zu in der vorgeschriebenen Distanz zu bauen Ihnen
erlaubt worden, alles nach denen 8en mit A, B und 0 gezeichneten Abrißen.
Actum — Franckfurth am Mayn. Anno 1717 den 8. Oktober. Rechney.
Die 3 Stockwerk in alles hoch 36*/2 Schu Ffurter Mas"
Es ist wahrscheinlich, dass der Entwurf, der an das Bauprogramm der übrigen
Häuser der Juden-Gasse nicht gebunden war, ausserhalb Frankfurts, vielleicht in
Wien, entstanden ist, denn die eigenartige Fapade mit der starken Betonung des her-
vortretenden Quaderstreifens in allen drei Geschossen besitzt keine unmittelbare Ver-
wandtschaft mit der Art der Frankfurter Barock-Bauten jener Zeit; ähnlich unfrank-
furtisch ist auch der Grundriss, der mit der durchschneidenden Mittelachse, dem von
gepaarten Pfeilern belebten Eingänge, dem Binnenhofe, dem hinteren, ebenfalls in der
Hauptachse liegenden Ausgange und überhaupt mit seiner klaren, zweckmässigen
Eintheilung wie die Verkleinerung eines grösseren Palast-Vorbildes erscheint. Der,
Anfang der architektonisch durchgebildeten Treppe (Fig. 159) ist auf einer Aufnahme
von Otto Lindheimer noch erhalten. Auf Fig. 155 ist das Haus, welches in der Nähe
des südlichen Endes der Ostseite stand, sichtbar; es lässt sich daran erkennen, dass
die allgemeine Eintheilung der Fapade nach dem Entwürfe zur Ausführung gelangte,
indessen in den Einzelheiten verschiedene Abweichungen von jenem vorgenommen
wurden. Die bei Lindheimer auf dem Titel seiner Abbildung des Treppenhauses
angegebene Zahl 1711 als Jahr der Erbauung wird durch den oben wiedergegebenen
Vermerk des Rechnei-Amtes auf 1717 berichtigt.