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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0337
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284 -

mit den Linden ist verwüstet und mit wildem Gestrüpp bewachsen, die
Bäume selbst sind schon längst umgehauen und man erkennt kaum die
Oertlichkeit wieder.
In den Wiesen um das Haus ßndet sich noch die deutliche Spur des
Ablaufgrabens und bezeichnet Weidengestrüpp die Richtung, die er nimmt.
So behauptet die Natur mit grösserer Beharrlichkeit ihr hergebrachtes
Recht als die Menschen.
26. September 1878: Nachdem vor ungefähr 9 oder 10 Wochen das
Besitzthum an die Internationale Baubank dahier übergegangen ist, wurde
es in die bereits vor längerer Zeit projektierten Strassenlinien gezogen
und droht ihm somit gänzlicher Untergang und Zerstörung. Bereits seit
4 Wochen hat man angefangen, den grössten Theil der schönen, stillen
und schattigen Seufzer-Allee umzuhauen. Den alten Brunnen habe ich aber-
mals besucht und ist derselbe noch vollkommen erhalten, obgleich seine
Umgebung total verändert ist.
21. August 1874: Heute ging ich an der Oede vorbei und bemerkte,
dass die beiden Schornsteine herausgebrochen sind. Ob dies der Anfang
des gänzlichen Abbruchs ist?
27. September 1874: Seit einigen Tagen ist ein zweites Stockwerk
auf das Haus gesetzt worden, und bleibt dasselbe somit in seinem unteren
Theile erhalten.
3. September 1876: Seit ungefähr sechs Wochen ist der alte Brunnen
zerstört und zugeworfen, die Trümmer des Kranzes liegen im Gebüsch
umher und bald werden alle Spuren des ehemaligen Adelssitzes ausgetilgt sein.
20. April 1879: Nunmehr ist von der ganzen Herrlichkeit nichts
mehr übrig als der Unterstock des altadeligen Hauses mit dem Stein über
der Thüre, der zwar noch wohl erhalten, die Inschrift aber derart zerstört
ist, dass sie im Zusammenhang nicht mehr gelesen werden kann.
Das Haus ist in eine Bierwirthschaft umgewandelt, welche den Namen
„Zur Stalburg" führt. Die Manen der Familie Stalburg müssen sich das
schon gefallen lassen."
Im Besitze des Städtischen Historischen Museums behnden sich drei
Abdrücke eines Kupferstiches von Wenzel Hollar, von denen einer den
später mit Tinte in Fraktur-Handschrift aus der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts hinzugefügten Titel trägt: „Stalburger Brüngen bey Frankfurt".
Das technisch vollendete und malerisch sehr reizvolle Blatt (Fig. 185)
zeigt eine in das Terrain länglich rechteckig eingesenkte alterthümliche
Brunnenanlage unter grossen Bäumen mit reicher figürlicher Staffage.
Auf beiden Langseiten führt eine Steintreppe nach unten. Auf der einen
Schmalseite erhebt sich eine über dem Terrain etwa doppelt mannshohe,
glatte Abschlussmajrer, in deren Mitte die architektonisch zierlich gestaltete
Brunnenfassung sichtbar ist. Zwei kleine Pilaster tragen ein Horizontal-
gesims und darüber noch ein grosses Halbrund, das mit drei vasenartigen
freien Endigungen und mit einer grossen Muschelform geschmückt isb
 
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