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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0344
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' 291 '

(Oec!erweg 129, eigentlich 97—189, Gewann X, 10-1, 104 J, IX, 1 M^)
an die Terrain-Aktiengesellschaft Holzhausen-Park über, welche das Wohn-
haus mit dem Weiher und 38000 Quadratmeter Gelände der Stadt über-
liess, um es als öffentlichen Park zu erhalten, und den Rest des Geländes
zur Bebauung durch Villen und vornehme Miethhäuser veräusserte.
Von dem Aussehen des Hofes und des Wasserhauses vor 1552 kann
mit Hilfe des Belagerungsplanes noch annähernd eine Vorstellung ge-
wonnen werden. Danach unterschied sich das Ganze in Anlage und Aufbau
kaum von allen anderen, ebenfalls auf jenem Plane sichtbaren Wasser-
burgen.^) Das Haus hatte ein hohes, anscheinend durch niedrige Strebe-
pfeiler verstärktes Untergeschoss, darauf ein massives Obergeschoss. Das
Dach ist auf der Abbildung schon in Flammen autgegangen. Vielleicht
folgte über dem massiven Obergeschoss noch ein zweites in Fach werk
(ähnlich Fig. 179), jedoch lassen sich darüber in Bezug auf die oben er-
wähnte Erhöhung des Baues durch Justinian von Holzhausen im Jahre 1540
nur Vermuthungen aussprechen.
Ueber das Aussehen nach der Wiederherstellung von 1571 sind wir
dagegen vortrefflich unterrichtet durch ein grösseres Oelgemälde, das zu-
sammen mit anderen dem Holzhausenschen Familienbesitze entstammenden
Bildern nach dem Tode des Freiherrn Georg von Holzhausen als Leihgabe
in das Städelsche Institut gelangte. Es stellt die Oede mit ihrer nächsten
Umgebung dar und ist nach der Tracht der darauf behndlichen, zahl-
reichen Staffagefiguren der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts zuzu-
weisen. Dieses nichtsignierte BilcD) ist wahrscheinlich im Jahre 1726 (oder
jedenfalls nicht lange vorher), kurz vor dem Beginne des Neubaues gemalt
worden, um so das Aussehen des älteren Baues der Nachwelt pietätvoll
zu erhalten. Dafür spricht vielleicht auch die grosse Sorgfalt, mit welcher
der Maler alle Einzelheiten des Weiherhauses sowie der umgebenden
gärtnerischen Anlagen dargestellt hat. Leider ist eine Signatur auf dem
Bilde nicht zu entdecken. Um von der Umgebung möglichst viel zeigen
zu können, hat der Künstler den Horizont in etwa b'3 der Bildhöhe ziemlich
hoch angeordnet. Die Staffage ist geschickt vertheilt; auf der Wiese
nächst dem Hause grast eine Rinderheerde. Mehr im Vordergründe er-
blicken wir Kavaliere zu Pferd und zu Fuss. Ganz unten rechts in der
Ecke spielt ein fahrender Musikant sein Cello. Der untere Bildtheil wird
0 Es dürfte interessant sein mit dem einfacheren Frankfurter Typus jenes Weiher-
haus aus dem Ende des XV. Jahrhunderts zu vergleichen, welches in dem vom
Germanischen Museum herausgegebenen sogenannten „Mittelalterlichen Hausbuch",
einer Bilderhandschrift aus dem Besitze des Fürsten von Waldburg-Wolfegg, zu sehen
ist. Dort ist das Dach von einem Wehrgang, an dessen Ecken Erkerthürmchen aus-
gekragt sind, umgeben.
2) In das Historische Museum gelangte im Mai 1911 eine Photographie nach
einem Oelgemälde aus norddeutschem Privatbesitz, welches eine bis auf geringe Ab-
weichungen getreue Kopie des obigen Bildes wiedergiebt und zwar hauptsächlich nur
den das Weiherhaus darstellenden Theil.
 
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