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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0429
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' 376 '

Kämpfer durchschneidet das im Rundbogen laufende Rundstabprofil, das
im unteren Theile der Thorpfeiler durch gedrehte zierliche Sockel ab-
gefangen wird. Der einfache Schlussstein der Bogen ist an der Vorder-
und an der Unterseite mit einem flachen Diamantquader verziert, von
einem wagrecht laufenden Karnies bekrönt und weist seiner Form nach
auf das Ende des XVII. Jahrhunderts. Das an dem südlichen Gässchen
stehende Haus Nr. 1 gehört, wie oben schon berichtet, einem Neubau
vom Ende des Jahres 1875 an und wurde ebenfalls im Herbst 1913 ab-
gebrochen; zu gleicher Zeit wurden auch die letzten Reste der Häuser
Nr. 3 und Nr. 4 mitsammt dem wappen-
geschmückten Netzgewölbe des Thorweges
niedergelegt, um einem von dem Architekten
H. Senf geplanten Neubau Platz zu machen.
Da sich das Mauerwerk des Thorgewölbes
wegen seiner Baufälligkeit nicht, wie beab-
sichtigt war, im Originalzustande erhalten
Hess, so wurden die einzelnen Architektur-
theile nach sorgfältiger Nummerierung heraus-
genommen, um an derselben Stelle und genau
in der alten Anordnung in den Neubau wieder
eingefügt zu werden. So wird glücklicher
Weise dieses Meisterwerk gothischer Stein-
metzenkunst als letztes künstlerisches Wahr-
zeichen des ehemaligen Nürnberger Hofes
unverändert, wenn auch in neuer Umrahmung,
kommenden Zeiten überliefert werden.
Der jetzt gänzlich verschwundene, innere,
stattliche Hoffaum hatte bis zuletzt sein alter-
thümliches Aussehen bewahrt und war von
einer einzigartigen malerischen Erscheinung,
der im alten Frankfurt sich kaum ein zweites
Beispiel zur Seite stellen konnte. Trotz aller,
echt Frankfurterischen Einfachheit boten die
in der Masse vielfach abgestuften, verschiedenen
Zeiten angehörenden Gebäulichkeiten ein
reiches, für den alten Waarenhof ungemein charakteristisches Bild (Fig. 253).
Auf der Ostseite nahm das eigentliche Gasthaus, Nr. 4, den hervorragendsten
Platz ein, gegenüber erstreckte sich die Reihe der Messläden, und nach Norden
zu bildete ein Altanbau den Eingang zu dem auf die Schnur-Gasse führenden
Gässchen. Das oben schon erwähnte, westlich an das gothische Thorgewölbe
anstossende Haus Nr. 3 zeigte im Aeusseren und Inneren noch gänzlich die
Spuren der Erbauungszeit aus dem Anfänge des XV. Jahrhunderts. Es
hatte ein massives Obergeschoss; über der Thür des Erdgeschosses (Fig. 259)
sass ein stattliches Oberlicht, das mit dem durch Viertelkreise originell



Fig. 259. Nürnberger Hof; Nr. 3, Thür.
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