Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0433
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
: 380 ^

Das eigentliche Gasthaus des Nürnberger Hofes, Nr. 4, erhöh sich
an der südöstlichen Ecke des inneren Hofranmes, in diesen ein beträcht-
liches Stück vorspringend. Der ursprünglich hier stehende Bau ent-
stammte wohl schon der Mitte des XV. Jahrhunderts (auf Merians Plan
Fig. 252 ist davon ein Theil sichtbar, jedoch ohne erkennbare Einzelheiten);
er wurde dann, wie der stilkritische Befund ergibt, etwa um 1720 um-
gebaut, wobei wahrscheinlich die alten Fensterstellungen erhalten blieben
(Fig. 253). Ein mächtiger, über Eck gestellter, vom Sockel des Erdgeschosses
bis gegen das Dachgesims
reichender, barocker, gequa-
derter Pfeiler mit toskanischem
Kapitell und einem dreithei-
ligen, vorgekragten Stück Ge-
bälk darüber gab dem ganz
massiv mit zwei Obergeschossen
errichteten Hause ein monumen-
tales Aussehen, das sich von
der sonstigen, mehr mittel-
alterlichen Stimmung des Hofes
fast fremdartig abhob. Diese
klassische Zuthat fand einen
gewissen Ausklang in einem
durch glatte, schmale Pfeiler-
streifen in zwei Stockwerke klar
gegliederten, nach Norden ge-
richteten Seitengiebel, zwischen
dessen einfach geschwungenen
Anlegern freie Endigungen in
der Form antiker Pinienzapfen
über den Pfeilerkoptgesimsen
aufsteigend verteilt waren; das-
selbe Motiv krönte auch den
über dem Gebälk des Eckpfeilers
aufragenden Sockel, der zugleich den Giebel an seinem unteren Ende
hankierte. Eine ganz analoge Umrisslinie besitzt auch der an der Schnur-
Gasse liegende, halbierte Giebel des Hauses Nürnberger Hof Nr. 9 (Fig. 262),
dessen unterer Absatz als besonderen Schmuck einen kleinen Meilenstein
trägt, während statt der Pinienzapfen nur glatte Kugeln verwandt sind.
Zu der Eingangsthüre des Gasthauses, die mit einem profilierten, auf tos-
kanischen Kämpfergesimsen ruhenden Rundbogen überdeckt war, führte
eine zweiarmige Freitreppe mit schmiedeeisernem Geländer, davor war in
älterer Zeit ein weit vorspringendes Wetterdach, das (nach Reiifenstein)
später zu einer Art von Balkon verändert wurde und am Ende der siebziger
Jahre des vorigen Jahrhunderts verschwand.
 
Annotationen