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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0468
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nach diesen Thürumrahmungen zu urteilen, von gediegener Pracht gewesen
sein, doch nur spärliche Reste waren davon zuletzt noch vorhanden, so
einige Stuckdecken mit geometrischer Anordnung der Prohlleisten.
Wie hei so vielen Altfrankfurter Bauten hatte auch am Olesern-Hofe
neben der Spätgothik und der Renaissance der inneren Theile das
XVIII. Jahrhundert Portal- und Fassadenarchitektur erneuert. Aus der
Barockzeit besass der Hof zwei schöne, im Jahre 1732 errichtete Thor-
bauten, die als klassische Vertreter der in Frankfurt hauptsächlich beliebten
Schemata dieses Bautheiles, nämlich mit und ohne Vorgesetzte freie Säulen,
gelten können (Fig. 288 und
Fig. 295). Der Thorbau an der
Kerben-Gasse hat als Schmuck-
motiv ein flaches, tief gefugtes,
in grösserem Massstabe gehal-
tenes Quaderwerk, toskanische
Kämpferkapitelle und als oberen
Abschluss einen aufgebrochenen,
etwas mageren Giebel mit den
Wappen seiner Erbauer, des
Peter Kaspar Gläser von Gläser-
thal und dessen Ehefrau Anna
Maria Rasor. Die Ornamentik
der die beiden Wappen tragenden
Kartusche hat die grösste Aehn-
lichkeit mit derjenigen des Thor-
baues an der Karpfen-Gasse, die
inschriftlich dem Jahre 1732 ent-
stammt (Fig. 295 und Fig. 296).
Dieser letztere, der in jenem
Jahre vor den alten, spätgothi-
schen Thorweg gesetzt wurde,
zeigt das damals sehr oft be-
nutzte Motiv der seitlichen tos-
kanischen Säulen, darüber ein Hauptgesims, welches entsprechend dem
konsolartigen Schlusssteine des Rundbogens sich verkröpft. Die Durch-
bildung aller Profile ist etwas trocken und streng, jedoch mit guten
Einzelheiten. Von dem bildnerischen Schmucke sind die schematischen
Blattfüllungen in den Bogenzwickeln, ebenso ein Löwe und eine Löwin
als Portalwächter über den Säulen etwas schwerfällig geraten; dagegen
muss der über der Mittelachse sitzenden Kartusche hohes Lob gezollt
werden; trotz vieler abwechslungsreicher und bewegter Einzelformen,
die schon leicht vom Rokoko überhaucht zu sein scheinen, ist sie von
kraftvoller geschlossener Erscheinung. In der Gestaltung des Haupt-
umrisses und der Flächentheilung besitzt sie dieselben Motive wie ihr Gegen-
 
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