Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0481
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
: 428 ^

dass also auf der Südseife der jetzigen Junghof-Strasse von ihrem Anfänge
bis zu diesem Querbaue wenigstens die Fluchtlinie des ehemaligen Hofes,
wie sie zuletzt vor dem Abbruche bestand, noch erkennbar ist. Als letzte
Erinnerung an die alte Oertlichkeit aber hat noch das Vordergebäude des
Stoss-Hofes (vgl. Fig. 303, links), daneben das alterthümliche spitzbogige
Hofthor des ehemaligen Schlesinger Hofes der drohenden Niederlegung
getrotzt. Die Vorderfront, unten eine Durchfahrt, darüber zwei dreifenstrige
Obergeschosse in Fachwerk und ein verschiefertes Zwerchhaus auf dem
Dache, ebenso wie die etwa doppelt so breite, ähnlich gebaute Hinterfront
im Hofe sind wahrscheinlich mit dem auf Merians Plan an jener Stelle
sichtbaren Häuschen identisch.

RAHM-HOF.
Archivalische Quellen: Reiffensteins Text zu seiner Sammlung im Histo-
rischen Museum.
Aeltere Pläne und Abbildungen: Plan 127 im Stadtarchiv; Akten des Bau-
Amtes ebenda.
Litteratur: Battonn YI, 208; Kriegk, Geschichte von Frankfurt a. M., S. 480.

AAm den verschiedenen „Rahm-Höfen", die alle ihren Namen nach
den dort aufgestellten Tuchrahmen der Wollenweber führten, ist der in
der Biber-Gasse (an der Stelle der heutigen Schillerstrasse, des Cafe Bauer,
der Börse und anderer Häuser) gelegene, der bedeutendste; er umfasste
mehrere Gebäude und einen grossen Garten. Er war, soweit wir seine Ge-
schichte zurückverfolgen können, im Besitze der Familie Glauburg; diese
verpachtete ihn zum Theil an das Wollenweber-Handwerk. Im Garten
fanden 1565, 1568 und 1573 Schützenfeste statt; von 1573 ab diente er
auch als Musterungsplatz für die bewaffnete Bürgerschaft und 1612 dem
Volke zur Abhaltung von Versammlungen. Anfang des XVII. Jahrhunderts
gaben die Wollenweber ihre Pacht auf und die Glauburg vermietheten
den Hof an einzelne Privatleute. 1622 wollten die Besitzer den ganzen
Hof an Johann Jakob Porsch verkaufen; der Rath trat aber dazwischen,
um sich den Musterungsplatz für Bürger und Soldaten nicht nehmen zu
lassen, und kaufte das gesamte Anwesen um 1050 Gulden für die Stadt.
Diese verwendete den Hof für die verschiedensten öffentlichen Zwecke
und venniethete einzelne Theile an Privatleute; die Geschichte des Rahm-
Hofes von Kriegk gibt die Verwendungen im einzelnen an. 1666 liess der
Rath einen Kornspeicher, 1667 ein Zeughaus dort errichten. Beide dienten
ihren ursprünglichen Zwecken bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit.
Die Verwendung des Rahm-Hofes und seiner Gebäude im XIX. Jahrhundert
 
Annotationen