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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0482
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war vorzugsweise eine militärische; 1806 —1842 diente ein Theil der Thum
und Taxis'schen Fahrpost. Die Niederlegung der zum Rahm-Hof ge-
hörigen Gebäude begann 1871; erst 1874 verschwand das letzte Stück,
das alte Thor an der Biber-Gasse.
Der Rahm-Hof, ehemals Biber-Gasse Nr. 2 bis 6 (Lit. E Nr. 199) war
nicht eine in sich abgeschlossene Häusergruppe von besonderer Eigenart
wie die Handels-Höfe im Herzen der Stadt, oder wie der vornehmlich
Wohnzwecken dienende Jung-Hof, sondern er war lediglich ein Hofraum,
auf dem sich neben einigen niedrigen Schuppen ein für Frankfurter Ver-
hältnisse fast gewaltiger Bau, das Zeughaus, erhob und über dessen Grenzen
und Mauern die bescheidenen Gebäude benachbarter Höfe herüberschauten.
Von architektonischem Werthe war allein das Zeughaus, das nur in der
städtischen Reitbahn (Lit. E Nr. 184) in nächster Nähe, im Südwesten, einen
jüngeren, gewichtigeren Rivalen von künstlerischem Werthe stehen hatte.
Nördlich der ansehnlichen freien Hoffläche, der grössten, die Alt-Frankfurt
besass, lagen der Kleine Tauben-Hof, der Hospital-Hof und der Grosse
Tauben-Hof dicht beisammen (Fig. 807), bis zum Zwinger reichend; westlich
von diesen dreien dehnte sich ein grosser Bleichgarten aus. Auf dem
Belagerungsplane ist von den drei letzteren Höfen nur der nördlich am
Zwinger gelegene vorhanden. Auch der Rahm-Hof hat hier vorerst noch
das Aussehen einer privaten Wohnanlage mit dahinterliegendem ausge-
dehntem Garten. Damals auch war der an der Biber-Gasse liegende Kleine
Rahm-Hof baulich bedeutender als der später nördlich dahinter auf dessen
Gartengelände entstandene Grosse Rahm-Hof. Diese letztere Umwandlung
sehen wir auf Merians Plan (Fig. 808) schon eingetreten. Der Hof erhielt
eine Ringmauer und von der Biber-Gasse aus an der Südost-Ecke einen
schmalen, zwischen den Seitenmauern der anliegenden Häuser gassenartig
gestreckten Zugang. Nach Reiffenstein fand sich über diesem Thorbogen
die Jahreszahl 1667. Dieselbe Zahl stand auf der Kartusche mit dem
Frankfurter Adler, welche aus Stein gehauen an der südlichen Giebelwand
des Zeughauses über dem Rundbogen des Haupteinganges angebracht war;
auf dem darunter sitzenden Bogenschlussstein stand das Jahr 1666. Ueber
dem Thor der hinteren Seite dieses Baues war ebenfalls ein kleiner Adler
zu sehen.
Das Zeughaus wirkte mehr durch seine Grösse als durch seiue
Gliederungen (Fig. 309). Der langgestreckte Bau mit seinen hohen Giebeln
war bis unter das Dach massiv. In wirksamem Gegensätze zu den starren
Fronten erhob sich vor der Mitte der Ostfront ein mit fünf Seiten des
Achtecks vorspringender Treppenthurm mit schräg aufsteigenden Fenstern
und einem schön geschweiften sechszehnseitigen Helmdach über der auf
einem kräftigen Gesims ausladenden, aussen verschieferten Thurmstube
(Fig. 310). Im Erdgeschosse, in den beiden Ober- und in den drei Dach-
geschossen lag je ein ursprünglich ungetheilter, gewaltiger Speicherraum,
der durch zahlreiche gekuppelte Fenster an den Längsseiten und Quer-
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