Historie Krzyża Świętego na portalu kaplicy św. Anny w Malborku
57
Die Legenden vom Heiligen Kreuz
des Sudportals der St-Annen-Kapelle auf der Marienburg
Das in drei Zonen aufgeteilte mittlere Tympanon
des Sudportals der Kapelle St. Anna auf dem
Hochschloss der Marienburg (Abb. 1-10) zeigt die
Legenden von der Auffindung und der Erhohung des
Heiligen Kreuzes (Anm. 5, 14). Die meisten aufein-
ander folgenden Szenen wurden nach einem im Mit-
telalter seltenen Schema angeordnet, das der altgrie-
chischen Art entspricht, Texte aufzuzeichnen, wo
die Zeilen pendelahnlich die Schreibrichtung von
links nach rechts und umgekehrt wechseln (Bustro-
phedon; Anm. 16). Die Erzahlung beginnt unge-
wohnlicherweise in der rechten unteren Ecke des
Tympanons. Dies konnte moglicherweise mit Ab-
sicht so gestaltet worden sein, und zwar als ein Hin-
weis auf die sich gegenuber - in der linken Ecke -
befindlichen Szene (Anm. 18). Andererseits erleich-
tert es den die Kapelle Verlassenden das Betrachten
der Geschichte, die nach einer unvollstandigen
Halbdrehung links den Beginn der Legende vor sich
hatten.
Unter den Reliefs des Marienburger Tympanons
scheinen drei Szenen von besonderem Interesse zu
sein. Zwei davon - Jungling im Baum [9, Abb. 7-
10] sowie eine weitere, von unklarem Thema, mit
der Darstellung einer kniender Gestalt vor dem Hin-
tergrund eines Trummerfeldes in dem eine Eintie-
fung zu erkennen ist [6, Abb. 10, 12-15] - scheinen
keinen direkten Bezug zu den Legenden vom Heili-
gen Kreuz aufzuweisen. Die dritte Szene - die An-
betung des Kreuzes durch Heraklius [13; Abb. 7-10,
23] - unterscheidet sich wesentlich von der tradier-
ten Ikonographie (Heraklius wird ohne die ublichen
Attribute seiner kaiserlichen Wurde und in Beglei-
tung einer hinter ihm stehenden Gestalt dargestellt,
die einen unbestimmten Gegenstand halt).
Den Jungling [9] habe ich bereits zuvor als Chri-
stus identifiziert und vorgeschlagen, die Szene in
Verbindung mit der Typologie und Symbolik des
Kreuzes (Brennender Busch, Lebensbaum, Jesse-
Baum) sowie seiner legendaren Geschichte vor dem
Martyrertod des Erlosers zu sehen (Anm. 38).
Hier wenden wir uns zunachst der Szene in der
unteren, linken Ecke des Tympanons zu. Das von
Judas geborgene Kreuz ist in einer abgesonderten
Partie des Reliefs zu sehen (Abb. 9, 12-15). Sie ah-
nelt in ihrem Umriss dem Kontur eines frontal dar-
gestellten menschlichen Schadels, was mutmablich
als ein Hinweis auf den Fundort des Kreuzes zu ver-
stehen ist, den Golgota-Hugel („das heiBt: Schadel-
statte" - Mt 27, 33; Mk 15, 22; J 19, 17; Anm. 19).
Den breiteren Teil des „Schadels" bildet eine Struk-
tur bestehend aus einer Nische und einem daruber
dargestellten Trummerfeld. Die kniende Gestalt
scheint die Nische vor dem „absturzenden" Trum-
merfeld zu beschutzen wahrend diese selbst mut-
maBlich auf ein Objekt/Ort im Bereich oder in der
Nahe des Kalvarienberges - das Grab Adams oder
Christi verweist. Zwar vertritt Sokrates Scholastikos
(ca. 380 - ca. 450) die Meinung, das Martyrer-
werkzeug des Heilands sei in seinem Grab wieder-
aufgefunden worden (Anm. 90), doch in den west-
europaischen Schriften und der Kunst des 13. und
der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts kommt diese
Ortlichkeit als Aufbewahrungsort des Kreuzes nicht
vor (Anm. 91). Laut den Pilgerberichten aus der Zeit
vor der Zerstorung des Heiligen Grabes im Jahre
1009 (Anm. 93) wurde das Kreuz in einer Hohle
wiederaufgefunden, die spater von der vor 1165 am
ostlichen Ende der neuen Grabeskirche der Kreuz-
fahrer (Anm. 95; Abb. 18) errichteten Helenakapelle
(Anm. 94) zuganglich war. Angesichts der schriftli-
chen und bildlichen Quellen kann die hier dargestell-
te Nische wohl kaum als das Grab Christi gelten
(Anm. 96). Zwar ist es nicht eindeutig zu klaren, ob
der heutige Zustand des Reliefs die Folge eines spa-
teren Eingriffs oder das Relief schlicht unvollendet
geblieben sei, doch die Platzierung der Nische in-
nerhalb des Golgota-Hugels deutet an, dass es sich
hierbei um ein Abbild des legendaren Grabes unse-
res Urvaters handelt (Anm. 97). Unter den seltenen
Darstellungen des Grabes Adams wird es kaum als
eine leere Nische gezeigt (Anm. 98). Zur Zeit laht
sich nicht klaren, ob die Darstellung auf dem
Marienburger Tympanon (vorausgesetzt, sie meint
auch wirklich das Grab Adams) den tatsachlichen
Zustand des Schadelfelsens abzubilden versuchte
(Abb. 20), oder sich auf die Worte des Honorius
Augustodunensis bezieht (Anm. 99). Erganzend sei
zu erwahnen, dass die Hauptbotschaft des Christen-
tums - der Ausgleich der Sunde Adams durch den
Opfertod Jesu - die Grundlage Air die Legende von
Seth und dem Lebensbaum bildet (Anm. 100), die
samt anderen Erzahlungen uber die Geschichte des
Holzes, aus dem das Kreuz Christi gezimmert wur-
de, der Legende von seiner Wiederauffindung durch
die heilige Helena vorangestellt war (Anm. 101).
Die dunkelbraune Kleidung der Gestalt (eine wei-
te, uber den Huften gebundene Tunika und Kapuze)
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Die Legenden vom Heiligen Kreuz
des Sudportals der St-Annen-Kapelle auf der Marienburg
Das in drei Zonen aufgeteilte mittlere Tympanon
des Sudportals der Kapelle St. Anna auf dem
Hochschloss der Marienburg (Abb. 1-10) zeigt die
Legenden von der Auffindung und der Erhohung des
Heiligen Kreuzes (Anm. 5, 14). Die meisten aufein-
ander folgenden Szenen wurden nach einem im Mit-
telalter seltenen Schema angeordnet, das der altgrie-
chischen Art entspricht, Texte aufzuzeichnen, wo
die Zeilen pendelahnlich die Schreibrichtung von
links nach rechts und umgekehrt wechseln (Bustro-
phedon; Anm. 16). Die Erzahlung beginnt unge-
wohnlicherweise in der rechten unteren Ecke des
Tympanons. Dies konnte moglicherweise mit Ab-
sicht so gestaltet worden sein, und zwar als ein Hin-
weis auf die sich gegenuber - in der linken Ecke -
befindlichen Szene (Anm. 18). Andererseits erleich-
tert es den die Kapelle Verlassenden das Betrachten
der Geschichte, die nach einer unvollstandigen
Halbdrehung links den Beginn der Legende vor sich
hatten.
Unter den Reliefs des Marienburger Tympanons
scheinen drei Szenen von besonderem Interesse zu
sein. Zwei davon - Jungling im Baum [9, Abb. 7-
10] sowie eine weitere, von unklarem Thema, mit
der Darstellung einer kniender Gestalt vor dem Hin-
tergrund eines Trummerfeldes in dem eine Eintie-
fung zu erkennen ist [6, Abb. 10, 12-15] - scheinen
keinen direkten Bezug zu den Legenden vom Heili-
gen Kreuz aufzuweisen. Die dritte Szene - die An-
betung des Kreuzes durch Heraklius [13; Abb. 7-10,
23] - unterscheidet sich wesentlich von der tradier-
ten Ikonographie (Heraklius wird ohne die ublichen
Attribute seiner kaiserlichen Wurde und in Beglei-
tung einer hinter ihm stehenden Gestalt dargestellt,
die einen unbestimmten Gegenstand halt).
Den Jungling [9] habe ich bereits zuvor als Chri-
stus identifiziert und vorgeschlagen, die Szene in
Verbindung mit der Typologie und Symbolik des
Kreuzes (Brennender Busch, Lebensbaum, Jesse-
Baum) sowie seiner legendaren Geschichte vor dem
Martyrertod des Erlosers zu sehen (Anm. 38).
Hier wenden wir uns zunachst der Szene in der
unteren, linken Ecke des Tympanons zu. Das von
Judas geborgene Kreuz ist in einer abgesonderten
Partie des Reliefs zu sehen (Abb. 9, 12-15). Sie ah-
nelt in ihrem Umriss dem Kontur eines frontal dar-
gestellten menschlichen Schadels, was mutmablich
als ein Hinweis auf den Fundort des Kreuzes zu ver-
stehen ist, den Golgota-Hugel („das heiBt: Schadel-
statte" - Mt 27, 33; Mk 15, 22; J 19, 17; Anm. 19).
Den breiteren Teil des „Schadels" bildet eine Struk-
tur bestehend aus einer Nische und einem daruber
dargestellten Trummerfeld. Die kniende Gestalt
scheint die Nische vor dem „absturzenden" Trum-
merfeld zu beschutzen wahrend diese selbst mut-
maBlich auf ein Objekt/Ort im Bereich oder in der
Nahe des Kalvarienberges - das Grab Adams oder
Christi verweist. Zwar vertritt Sokrates Scholastikos
(ca. 380 - ca. 450) die Meinung, das Martyrer-
werkzeug des Heilands sei in seinem Grab wieder-
aufgefunden worden (Anm. 90), doch in den west-
europaischen Schriften und der Kunst des 13. und
der ersten Halfte des 14. Jahrhunderts kommt diese
Ortlichkeit als Aufbewahrungsort des Kreuzes nicht
vor (Anm. 91). Laut den Pilgerberichten aus der Zeit
vor der Zerstorung des Heiligen Grabes im Jahre
1009 (Anm. 93) wurde das Kreuz in einer Hohle
wiederaufgefunden, die spater von der vor 1165 am
ostlichen Ende der neuen Grabeskirche der Kreuz-
fahrer (Anm. 95; Abb. 18) errichteten Helenakapelle
(Anm. 94) zuganglich war. Angesichts der schriftli-
chen und bildlichen Quellen kann die hier dargestell-
te Nische wohl kaum als das Grab Christi gelten
(Anm. 96). Zwar ist es nicht eindeutig zu klaren, ob
der heutige Zustand des Reliefs die Folge eines spa-
teren Eingriffs oder das Relief schlicht unvollendet
geblieben sei, doch die Platzierung der Nische in-
nerhalb des Golgota-Hugels deutet an, dass es sich
hierbei um ein Abbild des legendaren Grabes unse-
res Urvaters handelt (Anm. 97). Unter den seltenen
Darstellungen des Grabes Adams wird es kaum als
eine leere Nische gezeigt (Anm. 98). Zur Zeit laht
sich nicht klaren, ob die Darstellung auf dem
Marienburger Tympanon (vorausgesetzt, sie meint
auch wirklich das Grab Adams) den tatsachlichen
Zustand des Schadelfelsens abzubilden versuchte
(Abb. 20), oder sich auf die Worte des Honorius
Augustodunensis bezieht (Anm. 99). Erganzend sei
zu erwahnen, dass die Hauptbotschaft des Christen-
tums - der Ausgleich der Sunde Adams durch den
Opfertod Jesu - die Grundlage Air die Legende von
Seth und dem Lebensbaum bildet (Anm. 100), die
samt anderen Erzahlungen uber die Geschichte des
Holzes, aus dem das Kreuz Christi gezimmert wur-
de, der Legende von seiner Wiederauffindung durch
die heilige Helena vorangestellt war (Anm. 101).
Die dunkelbraune Kleidung der Gestalt (eine wei-
te, uber den Huften gebundene Tunika und Kapuze)