Historie Krzyża Świętego na portalu kaplicy św. Anny w Malborku
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mónchs und des Judas, weisen móglicherweise auf
zwei verschiedene Aspekte hin, die mit Erdbeben
zusammenhangen. Erstens geht es hier wohl um das
Wiederauffinden des Kreuzes (Trummerfeld ober-
halb des freigelegten Marterwerkzeugs Christi),
zweitens wollte man mutmaBlich auf die schwierige
(ungeordnete wie das Trummerfeld) Lage der latei-
nischen Christen im Heiligen Lande verweisen. Im
zweiten Falle handelte es sich keineswegs um ein
konkretes Erdbeben, da ein solches Ereignis in die-
ser Region im 13. und 14. Jahrhundert unseres Wis-
sens nicht stattfand (Anm. 125). Der das bedrohli-
che Trummerfeld abwehrende Franziskanermónch
symbolisiert offenbar die Rolle seines Ordens ais
dauerhafter Beschutzer des Grabes Christi, die ihm
1323 zufiel.
Diese Rolle erfiillen die Franziskaner durch ih-
ren Dienst in der Jerusalemer Grabeskirche nach
nunmehr beinahe 700 Jahren auch heute noch. Sinn-
gemaB verwandt ist der Marienburger Szene eine
kommentierte Darstellung in der Zeichnung des
Elzear Horn (Abb. 20; Anm. 126-128). Dort wird
eine Franziskanergruppe mit dem Ordensgrunder
selbst und weiteren Ordensheiligen gezeigt, wie sie
die Jerusalemer Grabesadikula tragen. Eine ver-
gleichbare Darstellung findet sich in der Bible
moralisee (Abb. 21, Anm. 129). Die Suche nach ei-
nem Vorbild fur die Marienburger Szene blieb bis
dahin indessen vergeblich. Gewisse Chancen auf
Erfolg diesbezuglich verspricht móglicherweise ein
Vergleich der Szene mit Darstellungen des Traumes
von Papst Innozenz III. (Abb. 22; Anm. 130).
Lesen wir die Szenen des Marienburger Tympa-
nons gemaB der lateinischen Schriftrichtung, also
von links nach rechts, so ist der Franziskanermónch
die erste in der unteren Zone dargestellte Person
(Abb. 7-10). Ein Tympanon mit einer in die Gegen-
richtung (von rechts nach links) gehender Abfolge
von Szenen, also ahnlich wie das Marienburger
Kreuzaffindungstympanon, findet sich nicht zuletzt
im Nordportal des Augsburger Domes. Von links
werden hier die Anbetung der Heiligen Drei Konige,
Christi Geburt und Verkiindigung gezeigt. Laut Ro-
bert Suckale sei die Lage der Anbetung der Konige
hervorgehoben, was „die gottliche Wurde des Ko-
nig- und Kaisertums" (Anm. 133) zum Ausdruck
bringen sollte. Dies ist móglicherweise vor dem Hin-
tergrund des Streits Kaiser Ludwigs mit dem Papst-
tum zu sehen und sollte das Primat des Kaisers uber
die Kirche betonen.
Handelt es sich bei der ahnlichen Szenenan-
ordnung in Marienburg um eine lokale Idee oder
wurde sie aus dem Umkreis der kaiserlichen Hof-
kunst ubernommen? Warum wurde in die Erzahlung
auch ein Franziskaner eingebunden, obwohl wir es
hier mit einem ikonographisch wichtigen Element
der Ausstattung der Grabkapelle der Hochmeister
des Deutschen Ordens zu tun haben? Angesichts des
gegenwartigen Forschungsstandes lassen sich diese
Fragen kaum beantworten und es entstehen weitere.
Wer war der Urheber des ikonographischen Pro-
gramms der Portale? Waren dabei auch Franziska-
ner beteiligt? Ging es den Urhebern um das Aufzei-
gen verschiedener Moglichkeiten der Propaganda
und der Verteidigung des Kreuzes (durch friedliche
Uberzeugungsarbeit nach Art der Franziskaner oder
unter Anwendung von unterschiedlich intensiver
Gewalt, wie es Helena, Heraklius und der Deutsche
Orden taten)?
Sehr interessant ware auch, die Marienburger
Szene mit dem Franziskanermónch vor dem Hinter-
grund anderer Darstellungen zu untersuchen, wo in
eine bildlich erzahlte, historische Begebenheit
Gestalten der Gegenwart (aus der Entstehungszeit
des jeweiligen Kunstwerks) eingeflochten werden
(Anm. 106).
Die Konige von Jerusalem wurden an einem be-
sonderen Ort der Grabeskirche bestattet - in der
Adamskapelle (Anm. 134). Ist daher etwa die Dar-
stellung des Golgota-Hugels auf dem Marienburger
Tympanon als ein versteckter Hinweis auf die Rolle
der Annenkapelle als Grabstatte der Hochmeister zu
verstehen? Oder ging es vielmehr um die Betonung
der Rolle der Franziskaner im Heiligen Lande und-
mittelbar - um eine Erinnerung an die ursprungliche
Mission des Deutschen Ordens? Vielleicht handelte
es sich hier auch um eine Andeutung der schwieri-
gen ideologischen Lage des Deutschordensstaates
nach der verlorenen Schiedsgerichtsverhandlung in
Warschau und den wenig erfolgreichen Missio-
nierungsversuchen in Litauen, die entfernt an die
Schwierigkeiten der lateinischen Christen im Mor-
genland nach dem Fall von Akkon erinnerte? Wie
dem auch sei: die Identifizierung der in der linken,
unteren Ecke des Marienburger Kreuzauffindungs-
tympanons dargestellten Gestalt als einen Franzis-
kanermónch verweist auf mehrere, bis dahin ganz-
lich unbeachtete Aspekte in Bezug auf die
Geschichte des Deutschordensstaates in PreuBen
und auf die ideellen Zusammenhange zwischen der
Hauptburg des Deutschen Orden und Jerusalem
(Anm. 182).
Die Szene der Kreuzverehrung in der oberen
Spitze des Tympanons gehort zu den altesten Dar-
stellungen dieses Themas und unterscheidet sich von
anderen dieser Art (Anm. 135, 140; Abb. 24-28). In
Marienburg wird das Kreuz frontal gezeigt, es steht
auf einem seitwarts gezeigten Altar oder Thron. Das
Kreuz wird von einem Engel und dem Kaiser
Heraklius angebetet, die sich samt dem Altar inner-
halb einer in abfallender Linie, perspektivisch
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mónchs und des Judas, weisen móglicherweise auf
zwei verschiedene Aspekte hin, die mit Erdbeben
zusammenhangen. Erstens geht es hier wohl um das
Wiederauffinden des Kreuzes (Trummerfeld ober-
halb des freigelegten Marterwerkzeugs Christi),
zweitens wollte man mutmaBlich auf die schwierige
(ungeordnete wie das Trummerfeld) Lage der latei-
nischen Christen im Heiligen Lande verweisen. Im
zweiten Falle handelte es sich keineswegs um ein
konkretes Erdbeben, da ein solches Ereignis in die-
ser Region im 13. und 14. Jahrhundert unseres Wis-
sens nicht stattfand (Anm. 125). Der das bedrohli-
che Trummerfeld abwehrende Franziskanermónch
symbolisiert offenbar die Rolle seines Ordens ais
dauerhafter Beschutzer des Grabes Christi, die ihm
1323 zufiel.
Diese Rolle erfiillen die Franziskaner durch ih-
ren Dienst in der Jerusalemer Grabeskirche nach
nunmehr beinahe 700 Jahren auch heute noch. Sinn-
gemaB verwandt ist der Marienburger Szene eine
kommentierte Darstellung in der Zeichnung des
Elzear Horn (Abb. 20; Anm. 126-128). Dort wird
eine Franziskanergruppe mit dem Ordensgrunder
selbst und weiteren Ordensheiligen gezeigt, wie sie
die Jerusalemer Grabesadikula tragen. Eine ver-
gleichbare Darstellung findet sich in der Bible
moralisee (Abb. 21, Anm. 129). Die Suche nach ei-
nem Vorbild fur die Marienburger Szene blieb bis
dahin indessen vergeblich. Gewisse Chancen auf
Erfolg diesbezuglich verspricht móglicherweise ein
Vergleich der Szene mit Darstellungen des Traumes
von Papst Innozenz III. (Abb. 22; Anm. 130).
Lesen wir die Szenen des Marienburger Tympa-
nons gemaB der lateinischen Schriftrichtung, also
von links nach rechts, so ist der Franziskanermónch
die erste in der unteren Zone dargestellte Person
(Abb. 7-10). Ein Tympanon mit einer in die Gegen-
richtung (von rechts nach links) gehender Abfolge
von Szenen, also ahnlich wie das Marienburger
Kreuzaffindungstympanon, findet sich nicht zuletzt
im Nordportal des Augsburger Domes. Von links
werden hier die Anbetung der Heiligen Drei Konige,
Christi Geburt und Verkiindigung gezeigt. Laut Ro-
bert Suckale sei die Lage der Anbetung der Konige
hervorgehoben, was „die gottliche Wurde des Ko-
nig- und Kaisertums" (Anm. 133) zum Ausdruck
bringen sollte. Dies ist móglicherweise vor dem Hin-
tergrund des Streits Kaiser Ludwigs mit dem Papst-
tum zu sehen und sollte das Primat des Kaisers uber
die Kirche betonen.
Handelt es sich bei der ahnlichen Szenenan-
ordnung in Marienburg um eine lokale Idee oder
wurde sie aus dem Umkreis der kaiserlichen Hof-
kunst ubernommen? Warum wurde in die Erzahlung
auch ein Franziskaner eingebunden, obwohl wir es
hier mit einem ikonographisch wichtigen Element
der Ausstattung der Grabkapelle der Hochmeister
des Deutschen Ordens zu tun haben? Angesichts des
gegenwartigen Forschungsstandes lassen sich diese
Fragen kaum beantworten und es entstehen weitere.
Wer war der Urheber des ikonographischen Pro-
gramms der Portale? Waren dabei auch Franziska-
ner beteiligt? Ging es den Urhebern um das Aufzei-
gen verschiedener Moglichkeiten der Propaganda
und der Verteidigung des Kreuzes (durch friedliche
Uberzeugungsarbeit nach Art der Franziskaner oder
unter Anwendung von unterschiedlich intensiver
Gewalt, wie es Helena, Heraklius und der Deutsche
Orden taten)?
Sehr interessant ware auch, die Marienburger
Szene mit dem Franziskanermónch vor dem Hinter-
grund anderer Darstellungen zu untersuchen, wo in
eine bildlich erzahlte, historische Begebenheit
Gestalten der Gegenwart (aus der Entstehungszeit
des jeweiligen Kunstwerks) eingeflochten werden
(Anm. 106).
Die Konige von Jerusalem wurden an einem be-
sonderen Ort der Grabeskirche bestattet - in der
Adamskapelle (Anm. 134). Ist daher etwa die Dar-
stellung des Golgota-Hugels auf dem Marienburger
Tympanon als ein versteckter Hinweis auf die Rolle
der Annenkapelle als Grabstatte der Hochmeister zu
verstehen? Oder ging es vielmehr um die Betonung
der Rolle der Franziskaner im Heiligen Lande und-
mittelbar - um eine Erinnerung an die ursprungliche
Mission des Deutschen Ordens? Vielleicht handelte
es sich hier auch um eine Andeutung der schwieri-
gen ideologischen Lage des Deutschordensstaates
nach der verlorenen Schiedsgerichtsverhandlung in
Warschau und den wenig erfolgreichen Missio-
nierungsversuchen in Litauen, die entfernt an die
Schwierigkeiten der lateinischen Christen im Mor-
genland nach dem Fall von Akkon erinnerte? Wie
dem auch sei: die Identifizierung der in der linken,
unteren Ecke des Marienburger Kreuzauffindungs-
tympanons dargestellten Gestalt als einen Franzis-
kanermónch verweist auf mehrere, bis dahin ganz-
lich unbeachtete Aspekte in Bezug auf die
Geschichte des Deutschordensstaates in PreuBen
und auf die ideellen Zusammenhange zwischen der
Hauptburg des Deutschen Orden und Jerusalem
(Anm. 182).
Die Szene der Kreuzverehrung in der oberen
Spitze des Tympanons gehort zu den altesten Dar-
stellungen dieses Themas und unterscheidet sich von
anderen dieser Art (Anm. 135, 140; Abb. 24-28). In
Marienburg wird das Kreuz frontal gezeigt, es steht
auf einem seitwarts gezeigten Altar oder Thron. Das
Kreuz wird von einem Engel und dem Kaiser
Heraklius angebetet, die sich samt dem Altar inner-
halb einer in abfallender Linie, perspektivisch