Wohnbau, »Palas« und Kapelle (12./13. Jahrhundert)
57 Die Pfalz in Wimpfen am Neckar, flächenmäßig wohl die größte Pfalz der Staufeizeit,
erinnert insoweit eher an eine frühmittelalterliche Fliehburg als an die Mehrzahl gleichzeitiger
Pfalzen. Neben Palas, Kapelle und mehreren Bergfrieden enthielt sie weitere romanische
Wohnbauten, wohl als Sitze adeliger Burgmannen.
Jahrhundert bleibt damit bisher nur die Limburg, deren um oder vor 1000 entstandener,
antikisierender Wohnkomplex ohnehin bisher einzigartig dasteht (vgl. Kap. IV,
S. 104-112). 27
Der Palas - im Sinne des echten Saalbaues - ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein
Element des Pfalzenbaues, das erst in der klassischen Phase in einige wenige Burgen von
besonders mächtigen Geschlechtern integriert wird; von einer Definition der »staufischen«
Burg als eine Art verkleinerte Kaiserpfalz kann hier also zum wiederholten Male nicht die
Rede sein. Die Art, wie das herrschaftliche Wohnen in die vorklassische Burg des 11./12.
Jahrhunderts integriert war - überwiegend in Wohntürmen, seltener in kleineren, mchrräu-
migen Wohnbauten - ist trotz wachsender statussymbolischer Ansprüche vor allem durch
praktische Bedürfnisse und beschränkte Mittel geprägt, nicht durch den direkten Rückgriff
auf die Saalbauten des Königs und der obersten Adelsschichten. Diese Tradition wird von
der großen Mehrzahl der Wohnbauten auch in der klassischen Phase fortgeführt, deren
Anspruch zwar durch die Gestaltung von Fenstern, Portalen, Kaminen usw. deutlich
erhöht wird, die aber Elemente der Palaticn höchstens in Form einzelner Fensterarkaturen
übernehmen. Ganz im Gegensatz zur herkömmlichen These ist in der klassischen Phase
sogar eine Umkehrung des Einflusses zu beobachten, die unmittelbar an die Erkenntnisse
der Historiker erinnert, daß auch durch Hochadel und König die entwickelte Ideologie des
Rittertums übernahmen: Erinnert eine Pfalz wie Wimpfen in ihrer Weitläufigkeit noch an 57
frühe Pfalzen und Fliehburgen - bzw. an deren entwurflich kaum vollzogene Kombination
- so sind Eger und vor allem Gelnhausen kompakte Anlagen, die sich nur noch in der 25
überdurchschnittlichen Qualität und Ausstattung der Einzelbauten, vor allem eben durch
ihre Palaticn und Kapellen, von einer klassischen Adelsburg unterschieden.
57 Die Pfalz in Wimpfen am Neckar, flächenmäßig wohl die größte Pfalz der Staufeizeit,
erinnert insoweit eher an eine frühmittelalterliche Fliehburg als an die Mehrzahl gleichzeitiger
Pfalzen. Neben Palas, Kapelle und mehreren Bergfrieden enthielt sie weitere romanische
Wohnbauten, wohl als Sitze adeliger Burgmannen.
Jahrhundert bleibt damit bisher nur die Limburg, deren um oder vor 1000 entstandener,
antikisierender Wohnkomplex ohnehin bisher einzigartig dasteht (vgl. Kap. IV,
S. 104-112). 27
Der Palas - im Sinne des echten Saalbaues - ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein
Element des Pfalzenbaues, das erst in der klassischen Phase in einige wenige Burgen von
besonders mächtigen Geschlechtern integriert wird; von einer Definition der »staufischen«
Burg als eine Art verkleinerte Kaiserpfalz kann hier also zum wiederholten Male nicht die
Rede sein. Die Art, wie das herrschaftliche Wohnen in die vorklassische Burg des 11./12.
Jahrhunderts integriert war - überwiegend in Wohntürmen, seltener in kleineren, mchrräu-
migen Wohnbauten - ist trotz wachsender statussymbolischer Ansprüche vor allem durch
praktische Bedürfnisse und beschränkte Mittel geprägt, nicht durch den direkten Rückgriff
auf die Saalbauten des Königs und der obersten Adelsschichten. Diese Tradition wird von
der großen Mehrzahl der Wohnbauten auch in der klassischen Phase fortgeführt, deren
Anspruch zwar durch die Gestaltung von Fenstern, Portalen, Kaminen usw. deutlich
erhöht wird, die aber Elemente der Palaticn höchstens in Form einzelner Fensterarkaturen
übernehmen. Ganz im Gegensatz zur herkömmlichen These ist in der klassischen Phase
sogar eine Umkehrung des Einflusses zu beobachten, die unmittelbar an die Erkenntnisse
der Historiker erinnert, daß auch durch Hochadel und König die entwickelte Ideologie des
Rittertums übernahmen: Erinnert eine Pfalz wie Wimpfen in ihrer Weitläufigkeit noch an 57
frühe Pfalzen und Fliehburgen - bzw. an deren entwurflich kaum vollzogene Kombination
- so sind Eger und vor allem Gelnhausen kompakte Anlagen, die sich nur noch in der 25
überdurchschnittlichen Qualität und Ausstattung der Einzelbauten, vor allem eben durch
ihre Palaticn und Kapellen, von einer klassischen Adelsburg unterschieden.