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Biondo, Michelangelo; Ilg, Albert; Ilg, Albert [Hrsg.]; Ilg, Albert [Übers.]
Von der hochedlen Malerei: Tractat des Michel Angelo Biondo (Venedig 1549) — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 5: Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhändler, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.70880#0023

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ALLEN AUSGEZEICHNETEN MALERN VON GANZ EUROPA
wünscht
^Michelangelo ddiondo
xxnsterbliclieii Namen und ewigen Ruhm.
Oftmals, meine theuren Maler, wenn ich eure Bildwerke
mit Wohlgefallen betrachtete, oder wollet ihr so sagen, eure
Arbeit, die wahrlich eine gefällige Kunst ist, schien es mir, als
gehe mir nicht bloss das Schauen verloren, sondern auch mein
eigner Geist, deshalb, weil die leuchtenden Farben meine Augen
verwirrten und die wunderbare Composition eurer Malerei den
Geist überwältigte. Aus diesem Grunde wisset, dass derjenige,
welcher für eure ausgezeichnete Malerei nicht Liebe empfindet, *
oder vor ihr keine Achtung hat, nicht allein daran ist, die
Wahrheit zu verleumden, sondern auch jene Weisheit, die vom
Himmel in euch herabgestiegen ist, und zwar deshalb, weil
ihr Klugen sowie Thoren die Erscheinungen von allen Dingen
und ferner die Thaten der Menschen darstellet. Demnach wer-
det ihr sagen, dass jener, welcher die Belehrung verachtet, die
ihr durch das Mittel eurer Kunst ertheilet, seine Gattung be-
weist, nämlich, dass er der Schatten eines Menschen ist, indem
er die Malerei nicht erkennt wie der mit Einsicht begabte
Mensch thut. Bei alldem , meine werthen Maler, glaubet mir,
dass ich viele behaupten gehört habe, wie die Spitzfindigen zu
raisonniren pflegen, welche sagen, die Malerei sei eine Erfindung
der Gotter, welche zuerst den Vorsatz gehabt haben, alle
* Im Original: wer eure ausgezeichnete Malerei nicht umarmt, abbraccia.
Quellenschriften f. Kunstgesch. V. I
 
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