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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0052
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standen ihm ein festes Gehalt von 120 Thalern jährlich und 12 oder 16 Groschen tägliche
Vergütung zu, sobald er sich auf Kommission befand. Daneben bezog Hindersin weiter
seine Besoldung für die Tätigkeit im Interesse Schlobittens, allerdings nur noch wenige
Jahre. Sie wurde mit einem Gehalt von 150 Floren (Goldgulden) = 50 Thaler „von
Michaelis bis Michaelis" und täglich 15 Groschen „Speisegeldt von Martini bis Martini"
sowie der Haltung eines Pferdes und einer Kuh honoriert.
Hindersin war kein hervorstechender Architekt, aber ein, auch in allem Handwerklichen,
kenntnisreicher, praktischer Baufachmann. 1738 ist er gestorben. Weiteres über seine Per-
sonalien bringen die Anmerkungen45.
Mit dem Eintreffen Hindersins in Schlobitten nahm dort die Bautätigkeit einen solchen
Aufschwung, daß die eigenen und benachbarten Ziegeleien bald nicht mehr mit ihrer Pro-
duktion ausreichten, um genügend Material anzuliefern. Vieles mußte über Pillau von
weiterher bezogen werden. Darüber wird noch zu berichten sein. Gleich nach seiner Ankunft
ging Hindersin an die Bearbeitung der Vorschläge für die Fortsetzung des Erweiterungs- und
Umbaus der Schloßanlage, vor allem bezüglich des Hauptgebäudes. Alexander hatte sich
inzwischen dazu bekannt, es über die Broebessche erste Bearbeitung hinaus umzugestalten
und ihm damit, soviel als nur möglich, ein verstärktes barockes Aussehen zu verleihen. Er
zog noch den zur Zeit obersten Baubeamten im damals ostpreußischen Gebiet mit dem
Sitz in Königsberg, Joachim Ludwig Schultheiss von Unfriedt, den er von Amts wegen
kannte, als Obergutachter für einige der Bauabschnitte heran. Geburtsdatum und -ort dieses
Architekten sind nicht bekannt. Er entstammte einem alten, kunstliebenden schlesischen
Geschlecht und ging für die Jahre 1698 bis 1700 nach Frankreich wie Italien, um „in
frembden Landen sowohl in der Zivil- als Militär-Architektur sich zu habilitieren". 1702
wurde ihm die neue Etatsstelle des „Baumeisters in Preußen" übertragen. 1705 ist er zum
königlich-preußischen Baudirektor, 1721 zum Oberlandbaudirektor ernannt worden. Im
Jahre 1753 verstarb von Unfriedt. Ergänzendes zu den Personalien mag in den Anmerkun-
gen nachgelesen werden46. Im Vordergrund seiner Arbeiten steht der Entwurf für den
Neubau des Ostflügels vom Schloß in Königsberg, wozu auch Broebes einen Vorschlag
gemacht haben soll, zum mindesten aber vier Kupferstiche hinterlassen hat, die deswegen
jedoch noch nicht zweifelsfrei als eigene Entwürfe gelten können. Diesem Unfriedt, der ein
bedeutender Architekt war, übersandte Alexander Zeichnungen und Skizzen Hindersins
für die nunmehrigen Maßnahmen der Umgestaltung von Abrahams Schloß zur Beurteilung.
Der lieferte sie am 10. 3. 1705 zurück, zusammen mit fünf anderen von ihm selbst neu
aufgestellten „Dessins, wie das Haus füglich könnte geändert werden". Es werden nicht
grundsätzliche Abwandlungen gewesen sein. Erläuterungen waren beigefügt, dazu auch
ein ganz neuer Bauvorschlag unter Aufgabe alles Bisherigen, einschließlich des kürzlich
erst errichteten Ostflügels. Unfriedt wollte ein hochbarockes Schloß von nobelster Haltung
und starker Monumentalität und mit einem noch geräumigeren Ehrenhof bauen. Ein
imponierendes Vestibül und ein großer ovaler Festsaal sollten die Mittelachse betonen47.
Dem Rat zu einem völligen Neubau konnte Alexander in seiner Einstellung gegenüber dem
Ererbten nicht zustimmen. Nirgends findet sich auch nur das geringste Eingehen auf diesen
Gedanken. Unter den anderen „Dessins" wählte er die Überarbeitung der Hindersinschen
Pläne, die Darstellung der Nord- und Südseite des Mittelschlosses, welche dann bei ledig-

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