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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0079
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So wenig in den von Abraham erhalten gebliebenen Briefen über den Bau seines Schlos-
ses die Rede ist, so häufig und ausführlich sind seine Auslassungen zur Einrichtung von
Gartenteilen mannigfacher Art in der Zeit vor, während und nach dem Neubau. Es ergibt
sich daraus allerdings noch kein geordnetes Bild. Immerhin erlaubt die Erwähnung be-
stimmter Elemente doch eine gewisse Vorstellung davon, was er für sich selbst, seine Brüder
und später für sein neues Haus geschaffen hat oder beabsichtigte. Der brandenburgische
Kurfürst Johann Sigismund, wiederholt Gast in Schlobitten, war von Abrahams gärt-
nerischem Können so „überrascht, daß er, darin fortzufahren, mich ermunterte", wie er
berichtet”2.
Von seinen Anlagen hat allein die Lindenallee Zeiten und Stürme überdauert, welche
am südlichen Rande der heutigen großen Parkwiese, des ehemaligen „großen Teichs",
entlangführt, ein altehrwürdiger Wandelgang (Abb. 35) ”3. Da sonst sämtliche anderen
Einrichtungen den Maßnahmen späterer Zeit weichen mußten, werden die Auszüge aus
seinen Briefen und weitere Nachrichten, die sich auf den ursprünglichen Zustand beziehen,
nur in den Anmerkungen, dort aber möglichst ungekürzt, gebracht. Sie sind auch als zeit-
und kulturgeschichtliche Dokumente von Wert’4.
Mit des passionierten und fleißigen „Gärtners" Tod im Jahre 1631 kam die Entwicklung
der von ihm eingeleiteten Arbeiten zum Stillstand. Neue Gedanken und Pläne tauchten
lange danach mit dem Entschluß auf, Abrahams Schloß wieder zum ständigen Wohnsitz
zu machen. Sie stammen in ihrer ersten Konzeption von Abrahams Neffen Friedrich zu
Dohna, der, wie im Überblick schon erwähnt, in Coppet am Genfer See lebte und Schlobitten
nur zwei kurze Besuche abstattete. Er legte sie seinem Sohn Alexander mit eigenhändiger
Zeichnung und Erläuterung 1685 nahe (Abb. 36). Der Vergleich mit dem von Abraham an-
fänglich vorgesehenen bescheidenen Hausgarten (vgl. Abb. 6) läßt eine Gliederung des
Baumbestandes im Westen erkennen und Friedrichs klare Absicht, die gedachte Gesamt-
fläche als Anlage mit regulärer Aufteilung und Einbeziehung des belebenden Wassers zu
schaffen, immerhin schon eine Fortentwicklung auf barocke Auffassungen hin9’. Zur Durch-
führung dieses Planes wollte Friedrich sogar einen erfahrenen Gärtnergesellen aus Coppet
nach dem weit entfernten Schlobitten schicken99. Ob und gegebenen Falles was von diesen
Vorschlägen verwirklicht wurde, ist nicht überliefert.
Für die Jahre vor der Inangriffnahme des umfangreichen Bauprogramms Alexanders
in Schlobitten ist die Ausbeute des archivalischen Materials mit Bezug auf die laufende
Entwicklung zum Schloßgarten gering97. Nun aber tritt Broebes auf den Plan, jetzt auch
als Gartenkünstler.
Die Anlagen, die er in seinem Vorentwurf für den Erweiterungsbau des Abrahamschen
Hauses zeigt, mögen nur bildliches Beiwerk sein, allenfalls eine erste Ideenskizze (vgl.
Abb. 7). Immerhin berücksichtigt er da bereits die Steigung des Geländes in südlicher
Richtung für eine kunstvolle Gartengestaltung. Man erkennt das u. a. an den Auffahrt-
rampen zur Krone der Futtermauer. Er denkt auch schon an eine Aufteilung dieses oberen
Parterres in drei Abschnitte, läßt die Hauptachse von der Schloßmitte ausgehen und deutet
die Breite der auf diese Achse enger bezogenen Gartenfläche in Übereinstimmung mit den
künftigen Fluchten der Flügelbauten an. Bei den Zeichnungen, die er dann in weiterer
Bearbeitung Alexander zugeschickt hat, handelt es sich um spezielle, ausführungsreife

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