Rechts von der Tür, die aus der Vorstube in das Wohngemach führt, befindet sich der
Kamin, der über Eck gesetzt ist, um freie Flächen für große Wirkteppiche zu schaffen, die
Alexander für diesen festlichen Raum in der Manufaktur von Barraband in Berlin be-
stellte und die außer der Decke seinen Hauptschmuck bilden. Es ist der erste Kamin, dem
wir auf unserm Rundgang begegnen, für den Kraus Marmor verwendet hat. Schwarze
Säulen mit korinthischen Kapitellen tragen einen glatten, breiten Sims, über dem sich auf
weißem Stucksockel eine große vergoldete Vase mit Reliefdarstellungen von einem Opfer-
altar erhebt. Der Deckel mit freiplastischer Figur eines jugendlichen Gottes und zwei
liegenden Sphinxen wird von einer dicken Blütenkette bekränzt, deren Enden vergoldete,
sitzende Putten halten. Die beiden fast lebensgroßen Figuren haben Ähnlichkeit mit den
Stuckplastiken im Saal und auch mit den Kindergestalten, die Kraus aus gotländischem
Blockstein für die Altane geschaffen hat.
In ähnlicher Weise aufgebaute und verzierte Kamine bringen sowohl Goldmann-Sturm
als auch Daniel Marot in ihren Stichvorlagen. Kraus spricht in Verbindung mit dem Einbau
der großen gußeisernen Wappen-Öfen von einem „Winteraltar", den er aufbauen möchte.
Ein ähnlicher Gedanke liegt bei diesem Kamin zugrunde.
Auch sonst ist die Ausschmückung der Kgl. Mittelstube ganz auf Heiterkeit und Lebens-
freude abgestellt. Venus im Muschelwagen, von Amor kutschiert, von Schwänen gezogen
und von den Grazien und Putten umringt nimmt als großes Fresko fast die Gesamtfläche
der Decke ein (Farbtafel III). Schlank und von zarter Hautfarbe, mit leicht geröteten Wan-
gen, einem kleinen roten Mund und offenen Haaren hält die verzückt nach oben blickende
Göttin in der rechten Hand den goldenen Apfel, mit dem Paris sie ausgezeichnet hat. Amor
lehnt sich an ihre Knie. Er ist mit Köcher und Bogen ausgerüstet und hält die kunstvoll ver-
schlungenen Zügel, die an den goldenen Halsbändern der beiden Schwäne befestigt sind.
Diese sind mit vorgestreckten Hälsen und glänzenden Augen ganz naturalistisch gemalt, den
goldenen Wagen mit der Muschelrückwand hingegen hat Schannes nur mit breitem Pinsel
flüchtig hingetupft. Ein rotes Kissen und ein blaues Tuch bilden wirksame Kontraste zu dem
zarten Kolorit der Gesamtkomposition. Aus duftigen Wolken tauchen Putten und kleine
Liebesgötter auf, die Blumen streuen, brennende Kerzen halten und Kränze winden. Ein
Taubenpärchen schnäbelt sich. Die drei im Kreis gelagerten Grazien halten einen Rosen-
kranz. Die Verkürzungen sind nicht immer geglückt, aber alle Figuren sind mit leichter
Hand anmutig und mit viel Sinn für dekorative Wirkungen gemalt.
Durch einzelne, fein reliefierte Schmuckteile, wie Leuchter und Blumenhörner, die in
Malerei übergehen173, ist dieses Deckenfresko im Spiegel in Verbindung gebracht mit der
äußerst reizvoll in verschiedenste Felder und bewegt konturierte Zierstücke aufgeteilten
Voute, die sich wiederum über einem von vergoldeten Konsolen und einem metallierten
Fries unterfangenen und unterstrichenen Gesims erhebt. Beide Schmalseiten zeigen in
ausgeschwungenen Feldern große Feldblumensträuße in barocken Vasen; links und rechts
sitzen bunte Papageien; von einer reliefierten Balustrade hängen vergoldete Lambrequins
herunter. An den beiden Langseiten hingegen ist ein weißer, gefältelter Vorhang herum-
geführt. In der darüberliegenden Voute hat Schannes in vier Feldern — je zwei auf einer
Seite — galante Liebesabenteuer der Götter illustriert. Sie sind in Öl auf Leinwand gemalt
und wirken wie kleine Gemälde. Mit Ovids Metamorphosen174 aus der Schlobitter Biblio-
119
Kamin, der über Eck gesetzt ist, um freie Flächen für große Wirkteppiche zu schaffen, die
Alexander für diesen festlichen Raum in der Manufaktur von Barraband in Berlin be-
stellte und die außer der Decke seinen Hauptschmuck bilden. Es ist der erste Kamin, dem
wir auf unserm Rundgang begegnen, für den Kraus Marmor verwendet hat. Schwarze
Säulen mit korinthischen Kapitellen tragen einen glatten, breiten Sims, über dem sich auf
weißem Stucksockel eine große vergoldete Vase mit Reliefdarstellungen von einem Opfer-
altar erhebt. Der Deckel mit freiplastischer Figur eines jugendlichen Gottes und zwei
liegenden Sphinxen wird von einer dicken Blütenkette bekränzt, deren Enden vergoldete,
sitzende Putten halten. Die beiden fast lebensgroßen Figuren haben Ähnlichkeit mit den
Stuckplastiken im Saal und auch mit den Kindergestalten, die Kraus aus gotländischem
Blockstein für die Altane geschaffen hat.
In ähnlicher Weise aufgebaute und verzierte Kamine bringen sowohl Goldmann-Sturm
als auch Daniel Marot in ihren Stichvorlagen. Kraus spricht in Verbindung mit dem Einbau
der großen gußeisernen Wappen-Öfen von einem „Winteraltar", den er aufbauen möchte.
Ein ähnlicher Gedanke liegt bei diesem Kamin zugrunde.
Auch sonst ist die Ausschmückung der Kgl. Mittelstube ganz auf Heiterkeit und Lebens-
freude abgestellt. Venus im Muschelwagen, von Amor kutschiert, von Schwänen gezogen
und von den Grazien und Putten umringt nimmt als großes Fresko fast die Gesamtfläche
der Decke ein (Farbtafel III). Schlank und von zarter Hautfarbe, mit leicht geröteten Wan-
gen, einem kleinen roten Mund und offenen Haaren hält die verzückt nach oben blickende
Göttin in der rechten Hand den goldenen Apfel, mit dem Paris sie ausgezeichnet hat. Amor
lehnt sich an ihre Knie. Er ist mit Köcher und Bogen ausgerüstet und hält die kunstvoll ver-
schlungenen Zügel, die an den goldenen Halsbändern der beiden Schwäne befestigt sind.
Diese sind mit vorgestreckten Hälsen und glänzenden Augen ganz naturalistisch gemalt, den
goldenen Wagen mit der Muschelrückwand hingegen hat Schannes nur mit breitem Pinsel
flüchtig hingetupft. Ein rotes Kissen und ein blaues Tuch bilden wirksame Kontraste zu dem
zarten Kolorit der Gesamtkomposition. Aus duftigen Wolken tauchen Putten und kleine
Liebesgötter auf, die Blumen streuen, brennende Kerzen halten und Kränze winden. Ein
Taubenpärchen schnäbelt sich. Die drei im Kreis gelagerten Grazien halten einen Rosen-
kranz. Die Verkürzungen sind nicht immer geglückt, aber alle Figuren sind mit leichter
Hand anmutig und mit viel Sinn für dekorative Wirkungen gemalt.
Durch einzelne, fein reliefierte Schmuckteile, wie Leuchter und Blumenhörner, die in
Malerei übergehen173, ist dieses Deckenfresko im Spiegel in Verbindung gebracht mit der
äußerst reizvoll in verschiedenste Felder und bewegt konturierte Zierstücke aufgeteilten
Voute, die sich wiederum über einem von vergoldeten Konsolen und einem metallierten
Fries unterfangenen und unterstrichenen Gesims erhebt. Beide Schmalseiten zeigen in
ausgeschwungenen Feldern große Feldblumensträuße in barocken Vasen; links und rechts
sitzen bunte Papageien; von einer reliefierten Balustrade hängen vergoldete Lambrequins
herunter. An den beiden Langseiten hingegen ist ein weißer, gefältelter Vorhang herum-
geführt. In der darüberliegenden Voute hat Schannes in vier Feldern — je zwei auf einer
Seite — galante Liebesabenteuer der Götter illustriert. Sie sind in Öl auf Leinwand gemalt
und wirken wie kleine Gemälde. Mit Ovids Metamorphosen174 aus der Schlobitter Biblio-
119