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Grommelt, Carl; Mertens, Christine
Bau- und Kunstdenkmäler des Deutschen Ostens (Band 5): Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreussen — Stuttgart: Kohlhammer, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.48962#0357
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mit Dreispitz in der Hand, beide in Rocaillen sitzend, ein besonders reizendes Pärchen
aus der Zeit um 1760 (Abb. 337). Zwei Kinder in Rocaillen mit Vogelnestern wirken im
Vergleich bedeutend plumper und sind wohl als deutsch um 1770 zu bestimmen. Zwei
weitere Paare von Kaminböcken haben nur geschwungene Rocaillen. Von drei Einfuß-
leuchtern des 18. Jhs. ist einer mit dem seltenen Potsdamer Stempel bezeichnet. Verschie-
dene Teekessel und eine Kaffeemaschine in den schlanken, antikisierenden Formen des
Empire und der bauchigen Behäbigkeit der Biedermeierzeit sind noch für Holzkohle ein-
gerichtet und waren bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts im Gebrauch. Als
ostpreußische Volkskunst zu bezeichnen sind mehrere Bettwärmer und eine Feuerkieke,
wie sie früher besonders in der Kirche benutzt worden sind. Erwähnenswerte Einzelstücke
sind auch noch die englische Stutzuhr der Sophie Charlotte Dohna vom Ende des 17. Jahr-
hunderts (Abb. 336), sowie eine Standuhr aus Messing auf vier geflügelten Löwenklauen
mit Akanthusranken von 1730.
Zu einer kleinen Sammlung von Rauchtabaksdosen hat Fürst Alexander Dohna im Lauf
der letzten Jahre mit zehn Holländischen und 24 Iserlohnschen Exemplaren einen
schönen Anfang gemacht. Die bekannten Tabaksdosen aus Kupfer und Messing, die die
Siege Friedrichs des Großen verherrlichen, wurden in Iserlohn von Johann Friedrich
Giese nach Stanzen geprägt und massenweise in Deutschland und — mit holländischem
Text — auch in den Niederlanden verkauft. Fast alle Stücke sind namentlich bezeichnet.
Außer der immer wiederkehrenden Signatur „J. F. Giese, Iserlohn" kommen neben den
reliefierten Darstellungen von Friedrich dem Großen, von Wappen, Schlachtenszenen,
Sprüchen und anderen Darstellungen, die Deckel und Boden der Dosen verzieren, auch die
Namen zweier Mitarbeiter Gieses vor. So sind auch in der Schlobitter Sammlung mehrere
Exemplare von ]. H. Hammer — Brustbilder Friedrichs II., Wappen, vier Weltteile mit
holländischem Spruch — und einige Dosen mit Friedrich II., Sieg bei Crefeld und hollän-
dischem Text von J. A. Keppelmann vertreten254'’. In der Inschrift einer Dose mit der Dar-
stellung der Schlacht bei Zorndorf und den Schlachten von Lowositz und Prag wird bei
Aufzählung der Schlachtenteilnehmer auch der General Christoph zu Dohna erwähnt.
Von den holländischen Dosen, deren Dekor graviert, nicht eingeprägt ist, zeigen mehrere
Beispiele des 17. Jhs. Stadtansichten vom Haag, Amsterdam und Delft sowie die Weltteile
oder die Gestalten von Hoffnung und Beständigkeit, auch, als besonders beliebte Dar-
stellung der damaligen Zeit, einen immerwährenden Kalender. Im 18. Jh. sind es Gesell-
schaftsszenen, wie ein Gelage, ein Tabakskollegium. Eine 1741 datierte Dose mit Jagdmahl
trägt die Signatur C. D. Metsch. Als besonders schönes Stück ist eine messing-versilberte
Dose mit Darstellung des Paradieses auf Deckel und Boden, Jagd- und Fischereiszenen auf
den Seitenwandungen zu nennen. Die Dosen wurden zumeist im Kunsthandel in Berlin
und Königsberg erworben.
Kupfer
Blankgeputztes Kupfergeschirr war früher der Stolz jedes Hauses. Auch in der Schlobitter
Schloßküche ist seit den Zeiten Abraham Dohnas bis tief in das 19. Jh. hinein nur in
Kupferkasserollen gekocht worden. Im Brauhaus und auf den verschiedenen Vorwerken

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