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Schmidt, Gustav
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 14): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Oschersleben — Halle a. d. S., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.41155#0084
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Kreis Oscliersleben.

wieder befestigen sollte, für 40 Thlr. abgeschlossen. Sämmtliches Getäfel im goldnen
Saale wurde vorher abgenommen und abgeschroben, wobei nothwendiger Weise
manches beschädigt und verdorben wurde. Bis Herbst 1683 scheinen diese Ar-
beiten beendigt worden zu sein, es erübrigte nun die Wiederherstellung des
Schmucks, die der Baumeister Christoph Fensterer übernahm: er veranschlagte die
dazu nöthigen Materialien auf 10 Pfd. Kopal für 80, 4 Pfd. Bergblau für 24,
2 Pfd. Gummilack für 16, 2 Pfd. Oleum Spicae für 12, 2 Pfd. Malagit für 8 Thlr.,
allerlei zum Ausbessern, Verleimen und Vernageln der grossen Schildereien, auch
an Leinwand für 10 Thlr. Ausserdem berechnete er für seine Arbeit 273 Thlr.,
nämlich 38 grosse Felder, worin Ovidische Historien (!) von Oelfarben geschillert
werden sollen, je 4 Thlr., 66 Mittelfelder auch von Oelfarbe geschillert, je 1 Thlr.,
über 500 kleine Felder wie Marmel gemalt, je 1 Gr., 80 Felder über den Bänken,
ebenso, je 3 Gr., Erneuerung des Anstrichs mit Bleiweiss 12 Thlr., Oel und Firniss
12 Thlr.- Dabei war der Lohn für die Malergesellen und Gold und Farbe für
53 Wandsäulen noch nicht berechnet: Fensterer hatte geschlagenes Kupfer statt
des Goldes verwenden wollen, aber der Hofbaumeister verlangte Gold. Die be-
schädigten Säulen wurden von einem Tischler, die Capitäle von einem Bildhauer
nach vorhandenen Mustern hergestellt. 1685 wurden auch die Glasfenster reparirt
und nach der Zahl bezahlt, das Blei dazu tlieils aus dem vorhandenen Vorrath ent-
nommen, theils in Goslar (3 Rollen) gekauft, auch das Dach nach der Gartenseite neu
gelegt, wozu 20 Wispel Kalk und 7000 Biberschwänze gebraucht wurden. — Wie
weit die Göckingschen Erben, als zum Theil an der Reparatur-Arbeit schuldig,
herangezogen wurden, erhellt aus den Akten nicht. Mit vieler Mühe waren die
alten Inventarien herbeigeschafft worden und danach die Forderung gestellt,
21/2 Dutzend grosse Schüsseln, 21/2 Dutzend grosse Teller von Zinn, ein paar
Kessel und 8 Betten, die fehlten, wieder anzuschaffen. Dass aber alles nach
Wunsch geordnet Avurde, geht daraus hervor, dass der Altfrau die Befugniss AAÜeder
abgenommen wurde, reisenden Leuten die Kirche zu zeigen und dafür ein Trink-
geld anzunehmen: vielmehr erhielt diese Erlaubniss wieder der Amtmann, unter
der Verpflichtung zu strenger Aufsicht, die Altfrau hatte gegen 10 Thlr. jährlich
nur für Säuberung der Gemächer zu sorgen, avozu der Amtmann den Sand
lieferte.
So wurde noch einmal alles wieder in einen leidlichen Zustand hergestellt,
aber nicht auf lange. Ein solches Gebäude in Bau und Besserung zu erhalten,
dazu reichten die dürftigen Mittel, die ausgeAvorfen Avaren, nicht aus. — Die Orgel
der Kapelle, die noch 1704 durch Andreas Werckmeister und Christoph Contius
aus Halberstadt gründlich hergestellt Avar, schenkte Friedrich II. 1769 der Martini-
Kirche in Halberstadt, das Weinfass 1780 durch Cab.-Ordre vom 21. Dez. gegen
die Verpflichtung „des Etablissements eines ausländischen Colonisten auf eigne
Kostenu dem Domdechanten Ernst Ludwig Spiegel zum Desenberg, der es am
18. April 1782 mit grossen Kosten in dem Keller auf seinen „Bergen“ bei Halber-
stadt wieder aufstellen liess, avo es noch heute angestaunt Avird: aber ge-
füllt ist es nicht Avieder Avorden. Auch das alte Tafehverk, die Plafonds und
14 HirschgeAveihe, darunter eins von 18 Enden, aus dem goldnen Saale und
der Hirschstube, nebst dem Eisengitter des Altans erhielt er für eine geringe
Summe.
 
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