Delitzsch.
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erhöht das malerische Ansehen dieses oberen Theiles noch um ein Bedeutendes.
Auf dom Kreuzpunkte der Satteldächer erlicht sieh eine Laterne von achtscitigcr
Form und mit welscher Haube; in ihr hängt frei die Schlagglocke. Von dem
Lutze, der den Thurm ehemals bekleidet hat. ist an der Ostseite die Quadernachahmung
der Ecken, so wie der rauhe Flächenputz noch zu erkennen. Es scheint an dieser
Seite ein Anbau befindlich gewesen zu sein, weil das Mauerwerk sich daselbst in
einiger Höhe absetzt. Auch hier sind die Fenster allseitig nur klein und un-
bedeutend. Pas ganze Aussehen des Thurmes ist keineswegs so mittelalterlich
wie das des breiten Thurmes; namentlich der obere Theil giebt ihm den Charakter
des ld. Jahrhunderts, indessen schreibt die Clucnik nur, dass 16dG ein Schlaguhr-
werk eingerichtet sei, woraus sich dann schliessen lässt, dass in den vorausgegan-
genen Jahren die Laterne für die Glocke so wie die Giebel gebaut sein weiden.
ln das Innere gelangt man zu ebener Erde auf der Ostscitc durch eine
Thür, die jedenfalls erst später eingebrochen ist. Anfänglich wird auch hier der
Eingang über dem Erdgeschosse von der südlich anschliessenden Ringmauer oder
dem nördlich anliegenden Thorhause aus gewesen sein. Pas Erdgeschoss ist. mit
einem spitzbogigen Tonnengewölbe überdeckt. Pas Mauerwerk der übrigen Ge-
schosse zeigt viele Entlastungsbügcn. Unter der Thürmerwolmung fällt ein von
Norden nach Süden geschlagener Rundbogen auf, welcher den Zweck hat. die
Wand zu tragen, welche dieThürmcrwohnung in zwei Räume zerlegt. Die (Docke
in der Laterne ist im droissigjährigen Kriege zugleich mit dem Schlaguhrwerke
beschädigt worden, 1G8G aber wieder horgostellt. Eine breite niedrige Form von
0,7o m Durchmesser und das Fehlen des Hangeisens für den Klöppel kennt-
zeichnet ihre Bestimmung Ms Schlagglocke. Bon Hals umzieht ein Ornament,
an ihr liest, man:
ANNO 1686 IM MONAT IANVARI IST DIESE SEIGER GLOCKE
AVF ANORDNVNG H: CHRIST. TZANTZSCHEN BVRGM: II.
IOH . BALTH - SPITZNERR - SYDD . II - IOBST MEYERS II:
IOHANN SCIUEFFERS H - IOH - CIIR . MEISCHERS VND II -
TOBIA RICHTERR ALS DEROZEIT REGIERENDEN RATHS
PERSOHNEN DER STADT DELITZSCH BEY MEISTER PETER
STENGEL IN LEIPZIG VERFERTIGT WORDEN.
Unter den Bürgerhäusern fallen nur wenige auf, und diese wenigen gehen
nicht vor die IctztoHälftc des IG. Jahrhunderts zurück. Wir nennen das Fekhaus
der Kitterstrassc und Badergasse, welches in Backsteinen erbaut ist und ehedem
völlig geputzt war. Ms fällt, hauptsächlich durch die malerische Dachausbildutig
auf; man sieht auf den Sattcldachitächcn je zwei Dachcrkner und die Hauptgiebel
in bewegten Linien sich gegen den Himmel abheben, wodurch das Gebäude den
übrigen Häusern gegenüber auffätlt.. Die Detaihbrmen sind übrigens roh und von
nur geringer Bedeutung.
Das Haus Breite Strasse Nr. 2G2 zeichnet sich, ebenfalls durch seine
Gicbcllinien aus, doch ist es eingebaut und hat keine Dachcrkner. Im Hinter
gründe unserer Zeichnung Nr. 4G ist cs noch zu erkennen. Beachtenswert)! ist
das Portal, jetzt zu cineni Ladenfenster geinacht. Zwei canelurte dorische Pi-
laster auf Lostamcntcn mit Spitzquadern tragen ein Gebälk, welches schon einen
sich ausbauschenden Fries hat. Ein geradliniger Giebel trägt auf dem Firste eine
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erhöht das malerische Ansehen dieses oberen Theiles noch um ein Bedeutendes.
Auf dom Kreuzpunkte der Satteldächer erlicht sieh eine Laterne von achtscitigcr
Form und mit welscher Haube; in ihr hängt frei die Schlagglocke. Von dem
Lutze, der den Thurm ehemals bekleidet hat. ist an der Ostseite die Quadernachahmung
der Ecken, so wie der rauhe Flächenputz noch zu erkennen. Es scheint an dieser
Seite ein Anbau befindlich gewesen zu sein, weil das Mauerwerk sich daselbst in
einiger Höhe absetzt. Auch hier sind die Fenster allseitig nur klein und un-
bedeutend. Pas ganze Aussehen des Thurmes ist keineswegs so mittelalterlich
wie das des breiten Thurmes; namentlich der obere Theil giebt ihm den Charakter
des ld. Jahrhunderts, indessen schreibt die Clucnik nur, dass 16dG ein Schlaguhr-
werk eingerichtet sei, woraus sich dann schliessen lässt, dass in den vorausgegan-
genen Jahren die Laterne für die Glocke so wie die Giebel gebaut sein weiden.
ln das Innere gelangt man zu ebener Erde auf der Ostscitc durch eine
Thür, die jedenfalls erst später eingebrochen ist. Anfänglich wird auch hier der
Eingang über dem Erdgeschosse von der südlich anschliessenden Ringmauer oder
dem nördlich anliegenden Thorhause aus gewesen sein. Pas Erdgeschoss ist. mit
einem spitzbogigen Tonnengewölbe überdeckt. Pas Mauerwerk der übrigen Ge-
schosse zeigt viele Entlastungsbügcn. Unter der Thürmerwolmung fällt ein von
Norden nach Süden geschlagener Rundbogen auf, welcher den Zweck hat. die
Wand zu tragen, welche dieThürmcrwohnung in zwei Räume zerlegt. Die (Docke
in der Laterne ist im droissigjährigen Kriege zugleich mit dem Schlaguhrwerke
beschädigt worden, 1G8G aber wieder horgostellt. Eine breite niedrige Form von
0,7o m Durchmesser und das Fehlen des Hangeisens für den Klöppel kennt-
zeichnet ihre Bestimmung Ms Schlagglocke. Bon Hals umzieht ein Ornament,
an ihr liest, man:
ANNO 1686 IM MONAT IANVARI IST DIESE SEIGER GLOCKE
AVF ANORDNVNG H: CHRIST. TZANTZSCHEN BVRGM: II.
IOH . BALTH - SPITZNERR - SYDD . II - IOBST MEYERS II:
IOHANN SCIUEFFERS H - IOH - CIIR . MEISCHERS VND II -
TOBIA RICHTERR ALS DEROZEIT REGIERENDEN RATHS
PERSOHNEN DER STADT DELITZSCH BEY MEISTER PETER
STENGEL IN LEIPZIG VERFERTIGT WORDEN.
Unter den Bürgerhäusern fallen nur wenige auf, und diese wenigen gehen
nicht vor die IctztoHälftc des IG. Jahrhunderts zurück. Wir nennen das Fekhaus
der Kitterstrassc und Badergasse, welches in Backsteinen erbaut ist und ehedem
völlig geputzt war. Ms fällt, hauptsächlich durch die malerische Dachausbildutig
auf; man sieht auf den Sattcldachitächcn je zwei Dachcrkner und die Hauptgiebel
in bewegten Linien sich gegen den Himmel abheben, wodurch das Gebäude den
übrigen Häusern gegenüber auffätlt.. Die Detaihbrmen sind übrigens roh und von
nur geringer Bedeutung.
Das Haus Breite Strasse Nr. 2G2 zeichnet sich, ebenfalls durch seine
Gicbcllinien aus, doch ist es eingebaut und hat keine Dachcrkner. Im Hinter
gründe unserer Zeichnung Nr. 4G ist cs noch zu erkennen. Beachtenswert)! ist
das Portal, jetzt zu cineni Ladenfenster geinacht. Zwei canelurte dorische Pi-
laster auf Lostamcntcn mit Spitzquadern tragen ein Gebälk, welches schon einen
sich ausbauschenden Fries hat. Ein geradliniger Giebel trägt auf dem Firste eine