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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0089
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deren Thurm freilich erst später zugefügt zu sein scheint, obwohl sich in ihm
gegen Norden und Süden je ein gekuppeltes Fenster befindet und gegen Osten
und Westen deren je zwei sind, fernerauch gegen Westen ein solches tiefer gelegen
ist. Das Schiff ist etwas breiter als der Thurm. Es hat gegen Norden vor
dem Eingänge einen Ausbau mit modernem romanischen Portale. Die Apsis des
schmäleren Altarraumes ist — nach dem Amtskalender — 1878 eingestürzt und
dann erneuert. Dir Bogen ruht auf Kämpfern, die unter einer starken Platte und
einem Plättchen karniesförmig profilirt sind. Die Kanten unter diesen Kämpfern
haben je ein engagirtes Säulchen zwischen jederseits zwei Plättchen. Die Capi-
tellchen. durch Ölanstrich zumeist unkenntlich geworden, sind zu Masken und
Blattwerk ausgemeisselt. In der Apsis befindet sich nördlich und südlich je ein
kleiner spitzbogiger Sacramentsschrein. Auf dem Hofe der Schule dient als
Wasserbehältniss der ehemalige Taufstein der Kirche. Er ist zwar stark beschädigt!
lässt aber noch seine sehr üppige Durchbildung erkennen. Neun Säulen in ver-
schiedener Gestalt'theilen seine Aussenwandung in Felder, die mit je einem auf
den Säulchen ruhenden Bogen überspannt sind. An diesen Bögen bez. Archivolten
stehen in der zu romanischer Zeit gebräuchlichen Capitalschrift die Namen der Figuren,
von denen in jedem Felde sich eine befindet oder doch befand. Trotz des be-
schädigten Zustandes wäre der Stein conservirt zu werden wert.h. Er gleicht sehr
in der Arbeit und Anordnung demjenigen, welcher sich im Provinzialmuseum be-
findet und aus Trotha stammt. Ein messingenes Taufbecken gehört dem Jahre
1666 an. Die Altarmensa hat ein leeres Sepulcrum. Der ehemalige Altaraufsatz,
ein Triptychon, wird jetzt im Thurme aufbewahrt und gehört inschriftlich dem
Jahre I4&8 an. Geöffnet bietet er folgendes Aussehen:


Auf dem linken Flügel sehen wir in der oberen Abtheilung die h. Dorothea
mit Körbchen, dann eine gekrönte Heilige, die jetzt ohne Beigabe ist, und einen
gekrönten Heiligen ebenfalls jetzt ohne Kennzeichen, es ist vielleicht der h. Wenzel.
In der unteren Abtheilung befinden sich der h. Moritz, der Erzengel Michael,
welcher auf einen Teufel tritt, und die h. Barbara mit einem Kelche. Die Schrein-
mitte nimmt ein die Krönung der Maria durch Gott-Vater, welcher von links, und
durch Christus, welcher von rechts der nach vorn knieenden und die Mitte inne
Kr. Bitterfeld. 6
 
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