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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0090
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Kreis Bitterfeld.

!)abenden Marin die eine Hand segnend auf das Haupt fegt. Jeder der beiden
hält die Weltkugel in der anderen Hand. Auf dem rechten Flügel sehen wir oben
den h. Jacobus major mit dem muschelbesetzten Hute., dann den h. Petrus (?) mit
offenem Buche, doch ohne Schlüssel, und den h. Martin, der ein Stück seines
Mantels abschneidet. In der unteren Abtheilung findet sich der h. Paulus (?) mit
offenem Buche, doch ohne Schwert, der h. Sebastian, der nackt an einen Baum
gebunden ist, und eine Heilige ohne kennzeichnende Beigabe. Die Bilder auf der
Rückseite der Flügel sind nicht mehr zu erkennen. Auf der Predella ist Christus
inmitten seiner Jünger mit ihren Attributen gemalt und zwar sind alle als Brust-
bdder dargestellt. Diese Malereien tragen die Merkmale des Stils der gothischen
Spätzeit, sind aber nicht bedeutend. Das Gleiche gilt von den Sculpturen, bei
denen jedoch die Proportionen mehrfach besser sind; ihr Gesichtsausdruck ist
forcirt. Nach Angabe der Magistratsacten in Leipzig wäre dieser Schrein 1489
in Leipzig von dem Maler Heinrich Schmidt gefertigt.
Die Glocke von 1,18 m Durchmesser zeigt am Halse viel* breite und zwei
schmale Riemen, die Frone ist zu Flechtwerk an jedem Öhre ausgebildet, Inschrift
und Reliefschmuck fehlt. Der Guss fällt gegen das Jahr 1500.
Die Glocke von 0,39 m Durchmesser hat eine kleine Frone und um den Hals
zwei matte Reifen; auch sie muss in der Zeit der anderen gegossen sein. Fine
dritte Glocke wird umgegossen.

Stumsdorf.

Pfarrkirchdorf, Station der Bahn von Halle nach Magdeburg, 4,5km westlich
von Zörbig gelegen. Eine wendische Gruppirung der Gehöfte scheint vorhanden
zu sein. Die Firche hegt im Osten des
Dorfes Sie besteht aus einem im Erd-
geschosse mit spitzbogigem Tonnengewölbe
überdeckten Thurme, der in seinem untersten
Theil vielleicht romanisch, übrigens aber
spätgothisch ist. Das breitere Schiff hat
einen schmäleren Chorraum mit dreiseitigem,
stumpfem d. h. nicht die Seiten eines Acht-
ecks, sondern etwa eines Zehnecks bildenden
Schluss. An der Nordwand sind drei roma-
nische (?) Fenster vermauert, ebenso drei
rundbogige (?) im Chore. Die Altarmensa
hat leeres Sepulcrum. Den spätgothischen
Taufstein stellt unsere Zeichnung Fig. 30
dar. Das achtseitige Gefäss hat oben einen
breiten Rand, unter welchem vier nach
unten zu schmäler werdende Fehlen in den
Schaft überführen; dieser zeigt eineDecora-
tion durch Ferbschnitte und steht auf einem
etwas breitereu, achtseitigen Russe, welcher durch einige Schrägen mit con-
caveu Flächen sich in eine quadratische Fussplatte übersetzt, im Thurme steht


Nr. 80.
 
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