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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0062
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Kreis Bitterfeld.

Giebel darüber. Ein dorisches Gebälk läuft oben um. Um 1600 wird die Ver-
fertigung zu setzen sein.
Ein silberner Kelch mitPatena bat an demNoduszapfen das Wort: IHESVS
und gehör dem Jahre 1680 an.
Die Glocke von 0,76 m Durchmesser ist mehr als 0,80 m hoch, mithin
sehr schlank; sie ist ohne Schrift und Schmuck, nur der Schlagring sondert
sich durch zwei Reifchen ab. Von der Haube und Krone giebt unsere Ab-
bildung Nr. 17 eine Vorstellung. Die Technik ist roh. Man wird diese Glocken
in das anfangende 13. oder schon in das 12. Jahrhundert zu setzen haben.
Die Glocke von 0,97 m Durchmesser hat oben zwischen vier Reifen mit
herabhängenden spätgothischen Blättern diese Minuskelschrift:
Müdn Qnnc mutHt (^) Medaillon, auf dem das von einem Engel gehaltene
Schweisstuch der Veronica reliefirt ist.
Die Glocke von 0,66 m Durchmesser hat oben barockes Ornament. An ihr
sieht man einerseits einen Crucifixus mit Maria und Johannes, andererseits steht:
DIESE GLOCKE IST 1813 VON DEN FRANZÖSISCHEN TRVPPEN
ZERSCHLAGEN WORDEN VND 1818 HAT DIE HIESIGE GEMEINDE
DIESELBE AVF IHRE KOSTEN VMGIESSEN LASSEN VON G - G -
BECKER ZV HALLE.

Ostrau.
Grosses Pfarrkirchdorf, 7,5 km westlich von Zörbig gelegen, mit einem
Rittergute. Der Name lautet im 12. J. Oztroe, Oztrowe, Ostrow usw., sollslavisch
sein und Inselsdorf bedeuten. Im 14. Jahrhundert hat ein Merseburger Bischof
das Gut und Dorf gekauft. Dann ist beides an einen brandenburgischen
und sächsischen Fürsten gelangt, seit 1585 aber im Besitze derer von Veltheim.
Es scheint unzweifelhaft, dass das Dorf von den auf dem Gute Beschäftigten erbaut
worden ist. Die Kirche liegt westlich im Dorfe. Der jetzige Bau soll hauptsächlich —
wohl unter Benutzung des älteren Baues — 1689—1699 entstanden sein. Dementspricht
der im Grundriss quadratische Thurm mit einem Haubendache. Die Schalllöcher sind
rundbogig, aber durch zwei Spitzbögen auf einem Mittelpfosten, die etwas hinter die
Flucht zurücktreten, zweitheiiig. Das Schiff, etwas breiter als der Thurm, schliesst östlich
gerade und hat nördlich einen im gegenwärtigen Jahrhundert erneuerten Anbau,
welcher unten die Sacristei, im Obergeschoss eine Kirchstube hat. An der Süd-
seite unweit des Thurmes liegt ein Ausbau für den Eingang und eine Treppe.
Die Ausstattung des Inneren durch Altar, Taufstein, Orgel, Gutsherrnsitz und
besonders durch die Sacristeithür ist in den Formen der Zeit um 1700 in oft
sehr gut geschnitztem Holzwerk geschehen. Schnitzereien und Taufstein rühren
nach Aufzeichnungen im Pfarrarchive von Hermann Meier aus Westfalen her,
welcher sich zur Ausschmückung der Kirche von 1698—1702 in Ostrau aufhielt.
Die Glocke von 0,70 m Durchmesser hat oben zwischen vier runden Reifen
mit fein gezeichnetem Bogenfriese spätgothischer, nach unten hängender Blätter
diese Minuskelschritt:
 
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