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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0044
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Kreis Bitteri'eld.

Mond anzudeuten. Die Füsse Christi, der mit einem iangen Schurze bekleidet ist
und die Arme wagerecht ausstreckt, stehen auf einem Suppedaneum. Dieses
Flachrelief, welches über einem Wachsmodelle gefertigt ist, während man die
Schrift noch durch Einritzen hervorgebracht hat, hat grosses Interesse. Die Pro-
portionirungist ganz in mittelalterlicher Weise geschehen, aber keineswegs unschön;
es spricht sich in dem Bilde der Spiritualismus der mittelalterlichen Denkweise
auf das Angenehmste aus. Nur die Blüthezeit der Gothik kann solches Gebilde
hervorgebracht haben. Auch die Schrift, die rechtsläufig ist mit Ausnahme des
einmal verkehrt stehenden L, weist auf diese Zeit; wir können den Guss in das
erste Viertel des 14. Jahrhunderts setzen. AVir wissen wohl, dass das Suppedaneum
bereits an älteren Orucißxen nicht mehr vorkommt, müssen hier aber wiederholen,
was schon an anderen Stellen gesagt worden ist (z. B in der kunsthistorischen
Übersicht zu der Besch, des Kreises Sangerhausen , auch in der Zeitschrift für
christliche Kunst 1890 S. 197), dass die einmal bei den Glockengiessern vorhandenen
Formen sich lange Zeit forterbten, sodass Fussbretter an den Crucißxen auf
Glocken noch bis tief in das 14. Jahrhundert hinein gefundenwerden.- AVenn
aber ein Crucißxus eingeritzt wurde, so machte man ihn dieser Zeit gemäss ohne
Fussbrett, wie sich aus dem Medaillon der Glocke zu Düben erkennen lässt.
Die Glocke von 9,43 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
tOHANNES IG FRANCKE tG 15 .G 08 iG
Die Glocke von (J,90 m Durchmesser hat diese Halsumschrift:
SOLI DEO GLORIA MARTIN HEINTZ IN LEIPZIG
An ihr steht:
DEO ET PROXIMO ANNO 1721.
Gräfenhainchen.
Stadt von 3100 Einwohnern, 15,0 km nordöstlich von Bitterfeld gelegen,
Station der Eisenbahn Berlin-Bitterfeld, verdankt vielleicht seine Entstehung dem
alten Schlosse, welches jetzt als Ruine im Osten der Stadt liegt, aber auch erst
im späten Mittelalter, doch vielleicht auf der Stelle einer älteren befestigten Anlage,
erbaut worden ist. Dieses alte Schloss bildete ein unregelmässiges Achteck, dessen
Mauern von Backsteinen auf Fundamenten und Banketten von Findlingen und
Raseneisensteinen erbaut sind. Der Backstein verband ist:
Das Format der Steine das nebenstehende. Jetzt
sind den meist noch mehrere Meter hohen Mauern
Häuser eingebaut, der übrige Raum ist zu einem
Obstgarten umgewandelt, der Graben um das
Schloss ist meist verschüttet.
Die Kirche liegt mitten in der Stadt. Sie ist
1637 sammt der Stadt von den Schweden zerstört. Wahrscheinlich ist sie romanischen
Ursprunges, aber ihre Mauern sind dann in spätgothischer Zeit zu drei breiten Pfeilern
 
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