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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0071
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Quetz.

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Priorau.
Pfarrkirchdorf, 12,5 km nördlich von Pitterfeld in der im Anhaitischen ge-
legenen Enclave des Kreises liegend, soll seinen Namen daher bekommen haben, dass
dort die Au des Priors von Muldenstein lag. Die Kirche inmitten des Dorfes
zeigt einen rechteckigen Grundriss mit östlicher halbrunder Apsis. Westlich ist
ein Fachwerksthurm vorhanden. Das Gebäude ist wohl erst in diesem Jahrhundert
entstanden. An der Südwand im Thurm ist das Epitaphium einer Frau bemerk-
bar, die als betende Halbßgur über einem Wappen in Relief gemeisselt ist. Die
Arbeit wird in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts gehören.
Die Glocke von 0,51 m Durchmesser hat ausser vier Halsreifen keinerlei
Xierrath oder Schrift. Sie wird im 15. Jahrhundert entstanden sein.
Die Glocke von 0,96 m Durchmesser hat oben diesen schönen Reim:
NACH MEINEM KLANG RICHT DEINEN GANG
ZVR KIRCH DES HERN VND SEWM NICHT LANG
MDLXXV
An der Glocke befindet sich ein Medaillon mit einem Wappen und dieser
Umschrift:
WOLFF HILGER ZV FREIBERGK GOS MICH 1575.
Die Glocke von 0,66 m Durchmesser ist von niedriger Form, oben zieren
sie hcrabhängende Biätter. An ihr steht in einer Kartusche
GOSS !Vi!CH PETER BECKER )N HALLE ANNO 1723.

Quetz+
Pfarrkirchdorf mit Rittergut, 4,5 km südlich von Zörbig gelegen, ist erst seit
etwa 160 Jahren als Pfarrkirchdorf von Spören losgelöst. Die Kirche liegt nord-
östlich hoch im Dorfe. Sie ist vielleicht dem h. Gallus geweiht, weil das Kirch-
weihfest auf den Tag dieses Heiligen (28. Oktober) fällt. Der Thurm der Kirche
bat je zwei von einer Säule mit zwei Rundbögen getheilte Fenster gegen Osten
und Westen und je eines auf den beiden anderen Seiten. Wir geben in Nr. )9
und 20 die Abbildungen zweier Capitelle. Die Würfelform, sieht man, wird hier,
wenn auch in roher und gewissermaassen tektonischer Weise zu einer Kelchform
umgewandelt. DieAbacusplatte trägt ein Zickzack-Ornament. Die Verbindung mit
der viel stärkeren Mauer geschieht durch einen sattelholzartigen Stein in der ge-
wöhnlichen Weise, d. h. entweder so, wie in Nr. 19 und 20 dargestellt ist, also
durch eine concave Profillinie des Steines, die in einem Rundstabe schliesst, oder
durch eine convexe, die consolenartig wirkt. Man erkennt die Art der Über-
führung deutlicher aus Nr. 2!, welche das Schallloch gegen Süden wiedergiebt.
Wir haben von diesem Stücke eine Abbildung gegeben, weil das sattelholzförmige
Steinstück hier eine seitliche Verzierung durch das Relief eines Löwen — denn
 
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