Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0041
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Goltewitz.

ßß

kein Wort, sondern sind nach Gutdünken znr Ausschmückung zusammengestellt
und zwar mehrfach auch umgekehrt; es sind die folgenden:
Der Guss dieser Glocke wird in der Mitte des 14. Jahrhunderts ge-
schehen sein.
Die Glocke von 0,90 m Durchmesser hat oben vier Reifen mit herabhängenden
spätgothischen Btättern. Zwischen den Reifen tiesst man diese Minuskelschrift:
(Hütpmtn $())!(!$ Icniif5 xpf pic qttc nnirit cito iim m -
An der Glocke sind als Zierrathe die von einem länglich rechteckigen und von
spätgothischen Lilien besetzten Felde eingeschlossene Reliefs der Maria mit dem
Rinde und des h. Georg, der den Drachen tödtet, sowie ein rundes Medaillon mit
dem agnus dei angebracht. Die Glocke stammt also aus derselben Giesserei, die
wir im Kreise Delitzsch mehrfach erwähnt haben.

Goltewitz.
Kirchdorf, Filial von Jüdenberg, liegt 7,5 km nördlich von Gräfenhainchen
und ist das nördlichste Dorf im Kreise (1 km von Oranienbaum). Die Kirche liegt
südlich im Dorfe; ihrem oblongen Schilfe, in dem in der Ostwand noch ein kleines
spitzbogiges Fenster gesehen wird, sodass man auf eine Erbauung in spätgothischer
Zeit schliessen darf, ist westlich ein quadratischer Thurm in Backsteinen wohl
erst später zugefügt. Ein vierseitiger, schiefergedeckter Helm schliesst ihn. In
der Ostwand liegt nördlich ein kleiner Sacramentsschrein mit eiserner Thür. Auch
die Altarplatte mit gothischen Weihkreuzen und einem Sepulcrum, in dem noch
das braunglasirte Tongefäss mit den seidenen Umhüllungsläppchen der Reliquien
steht, weist auf die genannte Entstehungszeit. Interessant ist auch die Decke auf
dem Altäre, welche sich aus alter Zeit erhalten hat. Sie besteht aus mit leinenen
Fäden dnrchwirkter Wolle und ist von grüner Farbe mit mittelalterlicher Blatt-
musterung. Auf der rothen, vorn herabhängenden Kante steht in Minuskeln der
engelische Gruss, von welchem sich noch diese Wörter bez. Buchstaben erkennen
lassen:
- * - hfüf üittn + lu in nm!ifri(m$ L- ft hft!fi)ift(M5)
(frM)ft(rna) (ucntris tni)
Diese Decke, an sich von geringem Werthe, hat um so mehr Anspruch auf unsere
Beachtung, als sie uns ein Bild giebt von der Ausstattung des Altares einer ge-
wöhnlichen Dorfkirche im späten Mittelalter.
Den Altaraufsatz bildet ein Triptyhhon, dessen Predella die m Holz
geschnitzte Halbßgur der h. Anna selbdritt enthält und dessen Flügeln auf der
Aussenseite die jetzt sehr zerstörte Verkündigung Mariä aufgemalt ist. Nach
Öffnung der Flügel sehen wir Gemälde auf den Flügeln und Sculpturen im
Schreine so geordnet:
Kr. Bitterfeld.

3
 
Annotationen