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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0083
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Schicrau.

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Maucrlattc in der Ost- und Westwand; über ihr hat das Gemäuer einen etwas
anderen Charakter ais unter ihr.
Die Glocke von 0,78 m Durchmesser hat oben in zwei Reihen diese Schrift:
erste Reihe:
COL III ALLES WAS IHR THVT MIT WORTEN VND MIT WERCKEN
DAS THVT IN NAMEN DES HERRN
zweite Reihe:
LORENTZ RICHTER IN HALL GOS MICH ANNO MDLXV1.
Die Glocke von 0,89 m Durchmesser zeigt einerseits in schlechtem Gusse
Namen, andererseits steht:
DEO EIVSQE CHRISTO L - H . G . AO MDCCXLI
dann der Name des Landesfürsten mit den Titeln (FRIDERIOO AYGVSTO REN
POLONIAE etc.).
Am Halse zwischen Ornamenten liest man:
SOLI DEO GLORIA GOS MICH MARTIN HIENTZE (= HEINTZE)
IN LEIPZIG.

Schierau.
Kirchdorf mit Rittergut, Fdial von Priorau, 14,0 km nördlich von Bitterfeld
und ebensoweit westlich von Gräfenhainchen gelegen in der Enclave des Kreises.
Die Kirche in der Mitte des Dorfes kann erst nach dem dreissigjährigen Kriege
erbaut sein, wenn auch auf der Stelle und mit Verwendung eines älteren Gottes-
hauses. Sie besteht aus Backsteinen und hat einen Thurm mit Renaissancegiebeln
und einer vierseitigen Laterne mit Xwiebelspitze. Die Thurmostwand besteht aus
Fachwerk. Das Schilf mit nördlich und südlich liegenden Stübchen schliesst öst-
lich gerade. Innen sind der Ostwand diese Epitaphien eingelassen: das einer
Frau, welche in der Vorderansicht betend und die Hände zusammenlegend flach-
reliefirt ist. Es ist das Bild der ELISABET . VON . S0HADERKX8 und ist
inschriftlich vom Jahre MDXXNIX. Ein zweites stellt ebenfalls eine Frau in
der halben Vorderansicht ader kräftiger ausgemeisselt dar. Die Haltung ist die-
selbe. Die Arbeit stammt aus dem Jahre 1577. Ein drittes zeigt auch in der-
selben Haltung und in der halben Vorderansicht eine Frau aber von kräftigem Relief
und ist ANNO 1576 gemacht. Auch auf einem vierten Steine sehen wir eine
Frau, die aber nach links das Gesicht wendend und unter einem Klecblattbogen
stehend in derselben Haltung gut flach reliefirt ist. Dieser Stein ist 1562 her-
gestellt worden.
Ausser einem zinnernen Taufbecken, welches sechsseitig ist und ein nicht
übel eingravirtes Ornament trägt, finden sich im ersten Obergeschosse des Thurmes
die etwa0,50 m hohen Holzfiguren eines Altarschreines. Es sind: der heilige Jacobus
major(?) ohne kennzeichnenden Beigabe einh. Diacon mit einem Buche, ein bärtiger
 
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