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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0103
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tvunsta'esclnchtliche Übersicht xum Kreise Bitterl'eKt.

Auch in diesem Kreise sind wohl die in das Miltelalter zurückgehenden
Dori'anlagen von wendischer Anordnung, d. h. sie iiaben ursprünglich sich um
einen kreisförmigen Platz als Mitte gruppirende Gehöfte gehabt.; die Grundstücke
zeigen noch oft ihre anfängliche Gestalt, indem sie an diesem gemeinsamen Dorf-
platze schmal sind und sich, je weiter davon ab, um so mehr verbreitern. Dem-
nach sind wendischen Ursprungs Beyersdorf, Katten, Mühlbeck, Petersroda, Rieda (?),
Rösa, Schrenz (?), Stumsdorf' (?), Werderthau, Zschornewitz.
Im Anfänge des 11. Jahrhunderts wird Zörbig genannt, Bitterfeld ist angeb-
lich im 12. Jahrhunderte von Niederländern gegründet; es wird 1)81 zuerst
genannt.
Ausser aHe den nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Überbleibseln, die
man den Wenden zuschreibt, und zu denen auch der angebliche Opferstein des
Flinz in der Fnhneniederung bei Zörbig gehört, hat sich aus der Zeit vor dem
Mittelalter nichts erhalten.
Die Kirchen enthalten, wie zumeist, auch hier die ältesten Reste monumen-
taler Schöpfungen, sei es durch ihren Bau selber, sei es durch die Stücke der
Kleinkunst in ihnen. Vor die romanische Zeit geht allerdings nachweislich kein
Stück zurück, ja die Formen der meisten romanischen Kirchen gehören erst der
späten Zeit dieser Kunstepoche oder der Übergangszeit an. Merkwürdigerweise
haben selbst diese entwickelten romanischen Anlagen im Kreise meist keinen
Thurm; sollten hierfür andere Gründe vorhanden gewesen sein als solche der
Sparsamkeit, so sind dieselben freilich nicht mehr erkennbar. Völlig ausgebildete
romanische Anlagen sehen wir noch in: Alt-Jessnitz ohne Thurm, Anthausen mit
Thurm in Osten, in dem ein Kreuzgewölbe ist, Beyersdorf, vielleicht nicht spät
romanisch seiner rohen Ausführung wegen in Bruchsteinen mit Fenstergewänden
in Backstein, Brehna, oft umgebaute Nonnenklosterkirche um 1200 durch die
Gräfin Hedwig und deren Sohn Otto I. gegründet; Klosterreste spätgothisch,
ebenso spätgothisches Seitenschiff und südlicher Choranbau für die Nonnen 1508,
Bitterfeld vielleicht romanisch, 1577 und 1717 stark erneuert, mit einem Thurme
vom Ende des 16. Jahrhunderts, Capelle mit einer Glockenstube von 1696, Cösseln
vielleicht ein romanischer Bau, der dann aber nach dem dreissigjährigen Kriege
erneuert ist, Durchwehna mit Thurm von 1767 (?), Friedersdorf, das Schiff mög-
licherweise noch romanisch, Chor aus dem 16. Jahrhunderte, Göttnitz spät-
romanisch ohne Thurm, der jetzige Thurm von 1883, der dreiseitige Ostschluss wahr-
scheinlich aus dem 15. Jahrhunderte, Gräfenhainchen auch theilweise spätgothisch,
1637 zerstört, der Thurm 1866 in Backstein, Gross-Mühiau entwickelte Anlage
 
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