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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0081
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Sandersdorf.

73

Stil der frühgothischen Zeit. Der Guss wird im zweiten Viertel des 14. Jahr-
hunderts spätestens geschehen seinA)
Die Glocke von 0,73 m Durchmesser ladet unten weit ans und hat um den
Hals zwischen vier Riemen diese vier Medaillons: Die Flucht nach Ägypten (Maria
sitzt mit dem Rinde auf einem Esel, Joseph geht vorher, am Himmel steht der
Stern). Taufe Christi im Jordan (man sieht den Täufer Johannes links, Christum
im Wasser und rechts einen Engel mit Handtuch (?)). Anbetung der drei Könige
(diese sieht man dicht vor der Maria mit dem Knaben) und der sein Kreuz
tragende Christus. Da nun diese Reliefs eben dieselben sind, welche sich auf der
vorigen Glocke befinden, so ist wohl kein Zweifel, dass diese beiden Glocken aus
derselben Werkstatt zu derselben Zeit hervorgegangen sind. 2)
Die Glocke von 1,05 m Durchmesser wird oben von einem Ranken-Ornamente
umzogen. An ihr steht einerseits:
EX FRAGMENTIS VETERIS CAMPANHt IN HANC FORMAM TRANS-
EVSA AC TVRRI ROITZSCHENSI D1CATA AG- MDCCiC
andererseits :
FEC1T L1PS1A7 I. A . BERGER -
Unten findet sich wiederum Rankenschmuck.

Sandersdorf.
Pfarrkirchdorf, 4,5 km westlich von Bitterfeld gelegen, hat wohl erst in
moderner Zeit durch Braunkohlengruben, Briquett- und Tkonwaarenfabrikation seine
zahlreiche Einwohnerschaft und seine vielen Fabrikarbeiterhäuser erhalten. Thurm
und Schiff der inmitten des Dorfes liegenden romanischen Kirche sind von gleicher
Breite in vortrefflichem Bruchstein bahnenmauerwerk (wie die Kirche zu Thalheim)
ausgeführt. Die Glockenstube zeigt je drei einfache, mit Backsteinen ausgefütterte
Fenster gegen Osten und Westen, je ein Fenster gegen Norden und Süden. Die-
selben sind im Inneren flachbogig, ebenfalls mit Backsteinen, die auch behauen
sind, überwölbt, und zwar in demseiben Mörtel, den das übrige romanische Mauer-
werk hat. Sie müssen mithin diese Backsteinzuthaten schon in romanischer Zeit be-
kommen haben. Die Backsteine sind nicht durchweg hart und oft ziemlich blass. Der
Mörtel ist blaugrau. Das Nordfenster und das nördliche Fenster der Ostwand sind aber

1) Über diese gewiss doch nicht schwer zu lesende Schrift ist im Pfarrarchiv ein ziem-
lich umfangreicher Stoss von Acten vorhanden, aus denen ich nur die Literatur über diese
Glockeninschrift mittheilen möchte:
N. Preussische (Kreuz-) Zeitung 19. November 1878 8. 8 Beilage 27. Nov. 1878,
29. Nov. 1878, 80. Nov. 1878, 4. Dec. u. 5. Dec. 1878.
Ich führe diese Stellen an, weil sie von meiner Auslegung alle, wenn auch nur in
Kleinigkeiten abweichen und ausserdem auch köstliche Blüthen von Stubengelehrsamkeit bieten.
2) Auf diesen Umstand hat keiner derjenigen, welche die anderen Glocken untersucht
haben, hingewiesen.
 
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