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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0064
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56

Kreis Bitterfeld.

steht unter einem an der Nordwand des alten Schlosses befindlichen Wappen; es
scheint mir aber hinsichtlich der Fensterprohle fraglich, ob nicht schon ältere
Theile mit in den 1592 entstandenen Bau aufgenommen sind. An der Südseite
des Gebäudes sieht man eine Reihe länglicher und darüber eine andere Reihe
breiter Schiessscharten. Die Profile der rundbogigen Thüren und Fenster gegen
Norden und Osten gehören der Renaissance an. Der Eingang zum Hofe liegt
neben dem Ostgiebel dieses Gebäudes hinter einer Brücke über den Graben. An
jeder Seite der Einfahrt liegt eine rundbogige Pforte; über der linken steht:
16- 1 VV - 41
Als Bekrönung des ganzen Thores dient eine Volutenkartusche mit den
beiden Wappen des Actiaz und der Margaretha von Veltheim. Das jetzige Schloss
ist rechts hinter dem Eingänge auf der Ostseite des Hofes im Jahre 1713
erbaut, wie folgendes Chronogramm am Nordportale darthut:
Der Herr Ist Meine starOke ZVVersIOht.
Nördlich und südlich bauen sich Flügel aus und inmitten gegen Osten springt
ein Frontispiz mit dorischen Pilastern und Gebälk vor. Nüchterner Pomp ist der
Sinn dieser Architektur.

Petersroda,
Pfarrkirchdorf, 6,0 km südwestlich von Bitterfeld, zeigt wendische Dorf-
anlage, die sich westlich der Kirche noch erkennen lässt. Letztere liegt im Süd-
osten des Dorfes und ist in der romanischen Epoche entstanden; es lässt sich die
romanische Fugenbehandlung noch erkennen, auch sind an der Nordwand der
alte Eingang und einige vermauerte romanische Fenster noch vorhanden. Der
Chor scldiesst jetzt dreiseitig. Der Thurm öffnet sich in zwei Bögen gegen das
Schiff. Südlich am Chor liegt der Anbau der Sacristei.
Die zinnerne Taufschüssel hat auf ihrem sechsseitigen Rande 6 Buckel, flach
erhabene Rundtheile und zwei Ösen zum Emporheben. Zu dem Altaraufbau mit
Kanzel sind die aufgefrischten Figuren eines älteren Schnitzaltares verwendet
worden wie zu Rätsch. Man sieht als Bekrönung über der Kanzel links den h.
Petrus mit Schüssel und Buch, Maria mit dem Kinde und den h. Paulus, dem
man eine Lanze statt des Schwertes gegeben hat. Als Säulenkapitell dient links
die h. Katharina (?) mit Schwert und Rad(?), rechts ein h. Diacon mit einem
Buche, jetzt ohne kennzeichnende Beigabe. Am linken Postamente befindet sich
die h. Margaretha mit Drachen, sie hält in ihrer Rechten jetzt eine Palme, am
anderen Postamente die h. Barbara mit Kelch. Das ehemalige Predellabild befindet
sich jetzt unter der Kanzel angebracht; es stellt die Anbetung der h. drei Könige
dar. Sie kommen von rechts her zu der Mutter, die mit dem Kinde links sitzt;
hinter ihr ist Joseph; Ochs und Esel fehlen.
Diese Schnitzerei ist realistisch aufgefasst, doch von nur massiger Arbeit.
Die Glocke von 0,60 m Durchmesser hat diese Inschrift oben in zwei
Reihen :
 
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