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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0046
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38

Kreis Bitter Md.

Die Glocke von 0,76 m Durchmesser hat oben die Bibelstelle:
WER DA GLAVBET VND GETAVFET WiRD
DER WIRD SELIG WERDEN
An ihr steht:
GEGOSSEN VON C - GG . BECKER IN HALLE 1834.
Ein anderes Gotteshaus ist, die im Westen der Stadt auf dem Friedhofe ge-
legene Paul-Gerhards-Kapelle ein in der Richtung von Osten gen Westen oblonges
Bauwerk mit einem Porticus von römisch-dorischen, unproportionirten Säulen.
Das vor einigen Jahrzehnten errichtete Gebäude ist völlig wertldos. Es enthält
ein von Friedrich Wilhelm 111. geschenktes auf Paul Gerhard, welcher in Gräfen-
hai neben geboren ist, bezügliches Bild.
Unter den profanen Bauwerken nehmen die Reste des Schlosses, die wir
beschrieben haben, die erste Steile ein. Es haben sich aber auch noch zwei
Thorthürme des späten Mittelalters erhalten , die nicht ohne Interesse sind. Der
in der Oberstadt ist quadratisch im Grundrisse; sein Erdgeschoss zeigt Bruchstein-
mauerwerk, die oberen drei Geschosse sind aus Backsteinen hergestellt, welche
diesen doch nicht, ganz regelmässigen Verband zeigen: ^
Zwischen dem ersten und zweiten, sowie dem zweiten und dritten Obergeschosse
sind wie an den Delitzscher Thorthürmen längliche etwas vertiefte Felder, die wie
dort eine Inschrift gehabt haben werden auf weissgeputztem Grunde. Das erste
und zweite Obergeschoss zeigt jederseits drei spitzbogige kleine Fensternischen,
von denen die mittlere etwas tiefer herabgeht und ein Auslugfensterchen enthält.
Im Erdgeschoss liegt eine Thür. Das Innere des Thurmes ist als Lagerraum ver-
miethet. Die sich dem Thurme anschliessende Ringmauer besteht aus Bruchsteinen.
Der Thurm in der Unterstadt ist rund im Grundrisse. Unten besteht das Mauer-
werk aus Bruchsteinen und darüber aus Backsteinen in sehr gemischtem Verbände,
auch eine Stromschicht bemerkt man darüber in Ziegelmauerwerk von hellerer
Farbe und ebenfalls regellosem Verbände. Letztere Partie dürfte jünger sein als
der übrige Theil, welchen wir vielleicht noch vor das 15. Jahrhundert setzen
können. Ein Helm bedeckt den Thurm.
Das Rathhaus am Markte wird nur von einer achtseitigen Laterne mit einer
Zwiebelspitze ausgezeichnet. Das Haus Nr. 97 auf der grossen Marktstrasse hat
zwei reich mit kleinen Consolen und gewundenen Bandmotiven durchgebildete
Holzsimse; auch sieht man sonst noch hin und wieder derartige Holzsimse ein-
facherer Art, die aber wohl alle erst nach dem dreissigjährigen Kriege gemacht
worden sind.

Gremmin.
Kirchdorf, Filial von Gräfenhainchen, von dem der Ort 9,5 km nördlich
liegt. Die Kirche östlich im Dorfe hat oblongen Grundriss. Die gerade Ost-
wand besteht meist aus Eisenstein und wird von drei langen, schmalen Spitz-
bogenfenstern durchbrochen. Die ursprüngliche Anlage dürfte kaum in das
13. Jahrhundert zurückzusetzen sein. Ein Thurm fehlt, doch hat der Eingangs-
anbau von Fachwerk an der Nordseite einen Thurmaufbau für die Glocken. Ein
 
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