Zschornewitz.
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Darauf ist es Rentamt geworden nnd dient seit dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts als Gerichtsgebäude.
Das merkwürdigste Stück ist ein im Grundrisse runder, hoher Thurm, der
ausser einem Backsteinaufsatze in unregeimässigem Block- oder Kreuzverbande
ganz aus Bruchsteinen besteht und gegen Südosten unten noch romanische Fugen-
technik erkennen lässt, also wohl als das älteste Stück zu betrachten ist. Unten
findet sich in seinem Inneren je ein Kreuzgewölbe über den drei untersten
Räumen. Der Backsteinaufbau wird erst der ganz späten gothischen Zeit an-
gehören. Er zeigt ein durch ein schmales vertieftes Feld gebildetes Band ringsum,
über welchem abwechselnd eine grössere und eine kleinere etwa quadratische,
flachbogig überwölbte Nische, theilweise zu Fenstern bez. zu Schiessscharten durch-
brochen, den Theil dicht unter dem Dache belebt. Letzteres bildet einen ziemlich
schlanken Helm, welcher in Mönch und Nonne eingedeckt ist. Die Mauer, welche
gegen Süden des ganzen Complexes, den noch der Graben umgiebt, liegt und mit,
Strebepfeilern versehen ist, gehörte wohl einem gothischen Gebäude an. Die
anderen Bauwerke sind erst, vielleicht unter Benutzung älterer, in der Barockzeit
entstanden.
Wir erwähnen zuletzt noch, dass auf dem Rathhause einige vorgeschichtliche
Gegenstände von Interesse aufbewahrt werden, die in der an solchen Stücken
reichen Umgebung der Stadt gefunden sind, und dass in der Fuhneniederung
unweit Zörbig ein grosser Stein für den Opferstein der heidnischen Gottheit
Flinz angesehen wird. Endlich sei die Schlagglocke zur Rathhausuhr genannt,
die 0,9*1 m im Durchmesser hat und ausser dem Stadtwappen folgende Inschrift
trägt,: GOSS MICH GEORGE LEHNERT IN LEIPZIG 1737; ausserdem liest man
noch Namen an ihr.
Zschornewitz.
Pfarrkirchdori, 4,0 km südwestlich von Gräfenhainchen gelegen, hat eine
wendische Gruppirung der Gehöfte. Die Kirche liegt südlich im Dorfe und ist
eine ursprünglich romanische Anlage ohne Thurm; ein solcher ist aber von Fach-
werk mit quadratischem Grundrisse angebaut worden. Die Mauern des schmäleren
Altarraumes sind gegen Osten verlängert und dann gerade geschlossen. Der Boden
eines messingenen Taufbeckens zeigt inmitten eine Rosette, mn welche fast fünf-
mal der mit den verschnörkelten Minuskeln üt tuttjff ütf *) versehene Stempel und
dann der Stempel mit den Majuskeln oder vielmehr mit den gothisirendenCapital-
buchstaben der Frührenaissance:
[ICH (B)] ART ALZEIT GELVEK
(die ersten eingeklammerten Buchstaben scheinen dem hier verwendeten Stempel,
gefehlt zu haben) gesetzt ist.
h Was dieses mc bedeutet, welches auch sonst nicht selten auf Taufbecken mit diesem
Stempel gefunden wird, lässt sich nicht angeben. Übrigens hat ganz kürzlich R. Schmidt-
Zörbig den verschiedenen Versuchen zur Deutung dieser oft vorkomm enden Taufschüssel-
Inschrift einen geistreichen neuen hinzugeiügt: uct; (enum) un (da) tuen (dum), ,,das Gift,
(der Sünde, des Sündenfalles) ist mit dem Wasser (der Taufe) abzuwaschen." In einzelnen
Fällen findet man Verderbungen und Abweichungen, z. ß. bloss um (enum) In ft) (dum) usw
Diese Deutung Hesse auch die Ergänzung zu: not (ite) nt) (da) hüt! (di).
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Darauf ist es Rentamt geworden nnd dient seit dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts als Gerichtsgebäude.
Das merkwürdigste Stück ist ein im Grundrisse runder, hoher Thurm, der
ausser einem Backsteinaufsatze in unregeimässigem Block- oder Kreuzverbande
ganz aus Bruchsteinen besteht und gegen Südosten unten noch romanische Fugen-
technik erkennen lässt, also wohl als das älteste Stück zu betrachten ist. Unten
findet sich in seinem Inneren je ein Kreuzgewölbe über den drei untersten
Räumen. Der Backsteinaufbau wird erst der ganz späten gothischen Zeit an-
gehören. Er zeigt ein durch ein schmales vertieftes Feld gebildetes Band ringsum,
über welchem abwechselnd eine grössere und eine kleinere etwa quadratische,
flachbogig überwölbte Nische, theilweise zu Fenstern bez. zu Schiessscharten durch-
brochen, den Theil dicht unter dem Dache belebt. Letzteres bildet einen ziemlich
schlanken Helm, welcher in Mönch und Nonne eingedeckt ist. Die Mauer, welche
gegen Süden des ganzen Complexes, den noch der Graben umgiebt, liegt und mit,
Strebepfeilern versehen ist, gehörte wohl einem gothischen Gebäude an. Die
anderen Bauwerke sind erst, vielleicht unter Benutzung älterer, in der Barockzeit
entstanden.
Wir erwähnen zuletzt noch, dass auf dem Rathhause einige vorgeschichtliche
Gegenstände von Interesse aufbewahrt werden, die in der an solchen Stücken
reichen Umgebung der Stadt gefunden sind, und dass in der Fuhneniederung
unweit Zörbig ein grosser Stein für den Opferstein der heidnischen Gottheit
Flinz angesehen wird. Endlich sei die Schlagglocke zur Rathhausuhr genannt,
die 0,9*1 m im Durchmesser hat und ausser dem Stadtwappen folgende Inschrift
trägt,: GOSS MICH GEORGE LEHNERT IN LEIPZIG 1737; ausserdem liest man
noch Namen an ihr.
Zschornewitz.
Pfarrkirchdori, 4,0 km südwestlich von Gräfenhainchen gelegen, hat eine
wendische Gruppirung der Gehöfte. Die Kirche liegt südlich im Dorfe und ist
eine ursprünglich romanische Anlage ohne Thurm; ein solcher ist aber von Fach-
werk mit quadratischem Grundrisse angebaut worden. Die Mauern des schmäleren
Altarraumes sind gegen Osten verlängert und dann gerade geschlossen. Der Boden
eines messingenen Taufbeckens zeigt inmitten eine Rosette, mn welche fast fünf-
mal der mit den verschnörkelten Minuskeln üt tuttjff ütf *) versehene Stempel und
dann der Stempel mit den Majuskeln oder vielmehr mit den gothisirendenCapital-
buchstaben der Frührenaissance:
[ICH (B)] ART ALZEIT GELVEK
(die ersten eingeklammerten Buchstaben scheinen dem hier verwendeten Stempel,
gefehlt zu haben) gesetzt ist.
h Was dieses mc bedeutet, welches auch sonst nicht selten auf Taufbecken mit diesem
Stempel gefunden wird, lässt sich nicht angeben. Übrigens hat ganz kürzlich R. Schmidt-
Zörbig den verschiedenen Versuchen zur Deutung dieser oft vorkomm enden Taufschüssel-
Inschrift einen geistreichen neuen hinzugeiügt: uct; (enum) un (da) tuen (dum), ,,das Gift,
(der Sünde, des Sündenfalles) ist mit dem Wasser (der Taufe) abzuwaschen." In einzelnen
Fällen findet man Verderbungen und Abweichungen, z. ß. bloss um (enum) In ft) (dum) usw
Diese Deutung Hesse auch die Ergänzung zu: not (ite) nt) (da) hüt! (di).