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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0075
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Rieda.

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kupfernes Taufbecken hat in seiner Bodennhtte die Darstellung Adam's und Eva's
am verbotenen Baume in der bekannten spätgothischen Auffassung. Umrankt
wird das Bild von einem Weinlaubzierrathe.
Die Glocke von 0,65 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
MENSCH WEN ICH KLING ACHTE ES NICHT GERING
IN STETER BVS LEBE OHNE VERDRVS
(Nur die gute Absicht des Dichters (!) kann unser Lachen bei dem Lesen
dieses Reimes verhindern.)
Am Schlagringe steht:
GOSS MICH IOHANN IACOB HOFFMANN IN HALLE
ANNO M-DC-XCVIII.
Die Glocke von 0,51 m Durchmesser hat diese Schrift einerseits:
D!E RtTTERGVETER VND GEMEtNDEN REVDEN VND ZSCHEPKAV
und diese andererseits:
GEGOSSEN VON C GG BECKER IN HALLE 1844.
Rieda.
Kirchdorf mit einem Rittergute, Filial von Stumsdorf, 5,5 km südwestlich
von Zörbig gelegen, ist scheinbar von wendischer Gründung. Die Kirche liegt
mitten im Dorfe. Sie ist von Bruchsteinen mit Eckquaderung erbaut und schliesst
östlich dreiseitig. Der Thurm hat die Breite des Schilfes, gegen welches er sich
in hohem Bogen öffnet, sodass der Raum des Thurmes unten znm Schilfe gezogen
ist. Um dieses zu ermöglichen, hat man die Ostwand des Thurmes herausgebrochen
und sie neu in Fachwerk aufgeführt 0- Dadurch ist dann die Festigkeit des
Thurmmauerwerkes derartig erschüttert, dass man dasselbe nördlich und südlich
durch Strebepfeiler hat standhafter zu machen gesucht. Der Thurm hat oben
jederseits zwei Fenster und gegen Norden und Süden Giebel, zwischen denen das
Satteldach eine mit Zwiebelspitze versehene Laterne in Schieferdeckung trägt. Thurm
und westlicher Theil des Schilfes bis dahin, wo im Inneren zwei Stufen zum
Chore emporführen, werden der spätromanischen Zeit angehören. Es findet sich
nämlich an der Südwand ein ziemlich weites romanisches (?) Fenster vermauert
und daselbst sieht man auch romanische Fngentechnik. Auch die Technik des
Mauerwerkes ist westlich ein wenig sauberer als östlich, wo in spätgotbischer
Zeit der Chor angebaut sein wird. Das Marmorreliet auf epm Altäre, welches die
Auferstehung Christi darstellt und im 17. Jahrhundert entstanden ist, hat man
mit der Zeit stark ab gewischt.

i) Es wäre das natürlich, und wohl billiger, auch in anderer Weise hcrzustellen gewesen,
aber wer weiss, welche gewinnsüchtigen Gründe ausschlaggebend gewesen sein mögen.
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