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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0050
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Kreis Bitterfeld.

Ostwand ist ein spätgothisch umrahmter Sacramentsschrein eingelassen, den ein
Eseisrückenbogen, mit Krabben besetzt und von einer Kreuzblume bekrönt, über-
deckt Hinter dem jetzigen Altäre steht der Schrein des älteren Altares. In diesem
Schreine befinden sich noch die geschnitzten
Figuren des h. Johannes, des Evangelisten, der
auf einem Buche ein Lamm hält und zwischen
dessen Füssen man einen Hundekopf (?) sieht,
ferner dm* h. Anna selbdritt, der, da sie die
Schreinmitte inne hat, dieses Gotteshaus geweiht
gewesen sein wird, und der h. Magdalena mit (lern
Salbbtichschen. Die Gesichter dieser Statuen sind
Ausdrucksvoll, charakteristisch. Der Faltenwurf
jst. originell, jedenfalls gehören diese Stücke noch
der Gothik an.
Die Glocke der Kirche hat 0,58 m Durchmesser und oben diese Umschrift:
GOTTFR1ET STEIN ZV LEIPZIG GOSS 1VHCH ANNO 16^5.
Auch eine Anzahl Namen finden sich beiderseits an der Glocke und oben
wird sie von guten, reich gebildeten Ornamenten geschmückt


Holzweissig.
Kirchdorf, Filial von Petersroda, 2,5 km südöstlich von Bitterfeld gelegen,
hat seine Kirche in der Mitte der ursprünglichen Dorfanlage. Die Chorpartie
stellt sich derartig dreiseitig dar, dass die Ostwand bedeutend länger ist als die
beiden ihr anliegenden Wände. Dieser Chor ist an ein Schiff aus romanischer
Zeit angebaut; man bemerkt an der Südseite noch Spuren der romanischen Fugen-
technik. Der Anbau ist offenbar erst im 17. Jahrhundert ausgeführt. Ein Thurm
fehlt, zwar bildet sich westlich durch einen Bogen eine im Grundrisse thurmartig
aussehende Abtheilung, aber derselbe ist erst aus späterer Zeit. Statt eines
Thurmes ist westlich ein achtseitiger Dachreiter in zwei Absätzen aufgebaut. Der
Sacramentsschrein in der Fordostwand hat keine Bedeutung. Ein messingenes Tauf-
becken hat inmitten seines Bodens die Darstellung der Verkündigung Mariae in
der gewöhnlichen spätmittelalterlichen Auffassung. Die verschnörkelete Minuskel-
schrift um dieses Mittelstück hat fünfmal den Stempel tü !nt))rr. Auf dem Becken-
rande ist eingestempelt:
MELCHIOR RICHTER und MARIA MAGTALENA RICHTER 1702.
Darnach wäre dieses Becken mit seiner mittelalterlichen Darstellung erst im
18 Jahrhundert gefertigt.
Die Glocke von 0,87 m Dnrchmesser ist von länglicher Form und ohne alle
Zierrathe ausser an der Haube, wo einerseits
 
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