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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0058
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Kreis Bitterfeld.

Die Glocke von 0,69 m Durchmesser hat oben diese Schrift:
Si- DE9 PRO- NOB1S- QV!S- CONTRA- NOS- 1563
Darunter zieht sich ein schönes Renaissance-Ornament um und unter diesem
bemerkt man vier einzelne Köpfe.

Muldenstein.
Kirchdorf, Filial von Alt-Jessnitz, 4,5 km nördlich von Bitterfeld am rechten
Muldeufer gelegen, früher Stein-Lausigk genannt, mit einem Rittergute, welches
wohl das Gut des ehemals hier befindlichen Klosters sein wird. Die Ueberlieferung^
Oatharina von Bora, Luthers Frau, sei hier geboren oder Nonne gewesen, ist
unrichtig. Von den Klostergebäuden, welche, da die Kirche südwestlich im Dorfe
dicht an der Mulde auf steilem Ufer liegt, nur an der Nordseite der Kirche sich
befunden haben können, wo auch jetzt noch die Gutsgebäude stehen, ist nichts
mehr vorhanden ausser vielleicht einigen uninteressanten Substructionen. Sie können
von Bedeutung überhaupt nicht gewesen sein in Hinsicht auf das vor den übrigen
Kirchen der Gegend sich nicht auszeichnende Gotteshaus des Klosters. Das Ge-
bäude ist allerdings als Pfarrkirche errichtet, da das Kloster erst 1473 durch
Kurt von Ammendorf gestiftet wurde; es ist romanisch und zeigt die ent-
wickelte Anlage. Das Schiff, jetzt zu Wirthschaftszwecken ausgenutzt, hat an
der Nordseite die romanischen Fenster, sowie die mit Raseneisensteinquadern
eingefasste Thür erhalten. Der Thurm ist über dem Sanctuarium vierseitig, wohl
in der gothischen Spätzeit erbaut und hat ein ungleichmässiges Dach mit schlanker,
sechsseitiger, spätgothischer SpitzeJ) An den Altarraum schliesst sich durch gerade
Verlängerung der Mauern gegen Osten ein dreiseitig schliessender Chor an, dessen
Ecken von Backsteinen hergestellt sind; gewiss wird er mit dem Thurmaufbau
gleichzeitig sein. Der jetzige Eingang in die Kirche liegt auf der Südseite dieses
Anbaues, während auf der Nordseite die mit einem Tonnengewölbe überdeckte
Sacristei liegt. Die anfängliche Eindecknng auf dem Chore, die also aus dem
späten Mittelalter stammt, hat sich daselbst erhalten und ist in Mönch und Nonne
geschehen. An der Südostwand des Chores ist ein Epitaphium der spätgothischen
Zeit eingelassen. Es stellt in Flachrelief unter doppeltem Eselsrückenbogen einen
Mann und eine Frau dar An den vier Ecken befindet sich je ein Wappen. Die
Umschrift in Minuskeln lautet:
itt - tmr 3ttt - tt^ - mr- Rinatnga in - Rm pfingaR - iat - Rm - gcatrf-
N(ü! (Jan = Johann?) Bugfi - UltR Mm Hd)t- 3m. 2P- tnr ifüitmt
(= sunabent = 23. Juni 1515) 3M)Hna- RuptiaR- aRfR- hier geht die
Schrift kleiner zwischen den Köpfen der beiden Figuren weiter: Rif-
R))gf (?)!!MgM!mt!- RRaac- mit- Ujdif!) Rtntaa- frnnc-unradjiMn Rm
- got- gttaRc

i) Wenn der auf die Empore des alten Sanctuariums führende Eingang vom Gute her
nicht später erst gemacht ist, wie freilich anzunehmen, so müsste hier schon zur Zeit des
Klosters eine Empore vorhanden gewesen sein, und das ist keineswegs ohne Wahrschein-
lichkeit.
 
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