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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 17): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bitterfeld — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25511#0091
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Thalheim.

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eine lebensgrosse steinerne Marienstatue, die beschädigt, aber gut gearbeitet, ist..
Sie gehört in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. An der Südwand des
Schiffes wird ein lebensgrosser Crucifixus von Holz in der realistischen Auffassung
des zu Ende gehenden 15. Jahrhunderts bemerkt.
Die Glocke von 1,17 m Durchmesser hat oben zwischen vier Reifen mit
herabhängenden spätgothischen Blättern diese Minuskelschrift:
tji!t - ßOt - mari(! - HH& T (— ägyptisches Kreuz) ttfrot Medaillon, in
starkem Relief die Maria mit dem Kinde als Brustbild darstellend.
Anna - Mtf - nf - K- X! Das hallesche Stadtwappen, welches einen
bestimmten, wenn auch namentlich unbekannten hall. Giesser bezeichnet.

Die Glocke von 1,10 m Durchmesser hat wie die eben beschriebene oben
zwischen vier Riemen mit Laubwerk eine Minuskelschrift, welche so lautet:
dasselbe Medaillon, welches die andere Glocke trägt,
marin rin mutter tjtatr$ t)itf uns äna 15XXZ (das letzte Zahlzeichen soll
jedenfalls eine 2 bedeuten, die verkehrt gesetzt ist, was bei der Verwendung von
Wachsmodellen leicht geschehen kann), ^j^hallesches Stadtwappen, welches wie-
derum den Giesser kennzeichnet, der auch die elf Jahre ältere Glocke gegossen hat.
Die Glocke von 0,56 m Durchmesser hat oben zwischen vier Reifen diese Schrift:

ANNO 1851 GOSS [VUCH HEtNR ULRtCH tN APOLDA.

An ihr ist das flachreliefirte Brustbild Christi mit der Schrift:

zu sehen.

JESVS CHRiSTVS

Thalheim.

Kirchdorf, Filial von Reuden, 8km nordwestlich von Bitterfeld und ebenso
weit nordöstlich von Zörbig gelegen, hat eine inmitten des Dorfes hochliegende Kirche,
welche, wie unsere Abbildung Fig. 31 erkennen lässt, eine noch wenig veränderte,
entwickelte romanische Anlage bildet. DerÜberlieferug nach soll das Gebäude 1250
oder 1270 erbaut sein. Hinsichtlich der Kunstformen möchten wir jedoch lieber
auf eine um 100 Jahre ältere Entstehungszeit schliessen. Die Fenster, jederseits
drei im Schiffe und zwei imSanctuarium, haben gut gearbeitete Sandsteingewände.
Sie liegen ziemlich hoch in der Wand, wie denn überhaupt die Kirche hoch und
das Dach steil ist. Die einfachen Thurmfenster sind mit Backsteinen in nebenstehendem
Format nachträglich (?) ausgefüttert. Ein tiefer ge-
legenes Fensterchen im Thurme hat die in Fig 32
dargestellte Form und ist aus dem Bruchsteinmateriale
des übrigen Mauerwerks gemacht. Letzteres zeigt
auch Findlinge unter den Bruchsteinen und ist in
Bahnen ausgeführt, aber man bemerkt verschieden-
artige Theile. Romanische Fugentechnik sieht man nur im Thurminneren. Im Äusseren
machen sich einige heachtenswerthe Einzeltheile bemerkbar, so die Ecksteine der
 
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