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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0260
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Mansfelder Ocbirgskreis.

nur zum kleinsten Teile in dem Raume des Kranzes Platz finden konnte, und
übersetze demgemäss:

„(Glocke) des seligen Nikolaus."

Diese Deutung wird durch den Umstand unterstützt, dass die Piskaborner Kirche,
wie oben bemerkt ist, dem h. Nikolaus geweiht war, sodass also diese Glocke
vielleicht bis zur ersten Gründung der Piskaborner Kirche (12. oder 13. Jahr-
hundert) zurückreicht.
Erheblich jünger, aber auch alt ist die kleine Glocke vom Jahre 1507, welche
in die Zeit des spätgotischen Umbaues der Kirche zurückreicht.
Auf derselben steht in Minuskelschrift der leonische Hexameter:

€rfti ° füllt o ftirtü o Utitija'itmtinf o nomine ° Mein o [5!7.

Zu deutsch:

Aus Erz bin ich gemacht und heisse Katharina.

Diesem Verse folgt eine Reihe von Münzabdrücken, darunter ist ein mans-
feldisches Gepräge mit den Mansfeld er Wecken und den Querfurter Balken: auch
ein Stolberg-Wernigerodisches Gepräge, welches Hirsch und Forellen zeigt, leicht
erkennbar. Sehr eigenartig sind die Formen der Jahreszahl 1517, deren 5 die
Sommersche Zeichnung nicht genau wiedergiebt. Die richtige Form ist diese:


Im Pfarrarchive zu Vatterode finden sich auf Piskaborn bezügliche Kircheu-
reebnungen vom Jahre 1582 bis zum Jahre 1677 mit mancherlei geschichtlichen
Aufzeichnungen, namentlich über die Drangsale des dreissigjährigen Krieges. Das
älteste Kirchenbuch umfasst die Jahre 1617—1651, berichtet also auch über den
dreissigjährigen Krieg. Es giebt n. a, Auskunft über die Familien Stossnack und
v. Kütschau. Die späteren Kirchenbücher beginnen erst wieder mit dem Jahre 1700
und geben Nachrichten über die Familie von der Schulenburg, welche, wie oben
bemerkt worden, das Freigut in Piskaborn besass.

Neu-Platendorf.

/U/ Obwohl dieses 12,5 km nordwestlich von Hettstedt gelegene Dörfchen mit
1880: 411; 1890: 365 Einwohnern eine von Friedrich dem Grossen von Preussen
angelegte Kolonie ist, so beweisst doch der Zusatz Neu- und das urkundliche
Vorkommen des Namens schon während des Mittelalters (1339 Platendorp), dass
das jetzige Dorf nur die erneuerte Auflage einer älteren Gründung ist. In dem
Ortsnamen steckt der aus zusammengesetzten Namen zu entnehmende Personen-
name Blato oder Plato. Das Gemeindesiegei zu Neu-Platendorf aus dem Jahre 1817
zeigt das Sinnbild der Bauerngemeinde, die Dorflinde, beschienen von Sonne und
Mond. Vermutlich ist diese Beigabe in derselben Weise zu deuten, wie die
nämlichen Zeichen in dem Meisdorfer Gemeindesiegel. Ein jüngeres Siegel enthält
diese Beigabe nicht mehr.
/S/ Die Kirche des Dorfes ist erst im Jahre 1781 aus Fachwerk erbaut und
zeigt daher nichts Altertümliches. Aus dem Siegel der Kirche ist keine Belehrung
 
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