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Kreis Naumburg.
c) Die Türme (Fig. 22) sind im Oberbau nicht besonders glücklich entworfen,
schon einmal in romanischer, dann nochmals in gotischer Zeit erhöht und 1716
mit wälschen Hauben gekrönt und bei alledem in akademischer Symmetrie
einander gleich verblieben. Nachdem der romanische Meister seine Türme durch
ein viereckiges Halbgeschoß über die Dächer gehoben und sie mit einfachen
Keilen ins Achteck umgesetzt hatte, suchte er den Eindruck der Schlankheit
dadurch zu erreichen, daß er die folgenden 21/2 Geschosse durch Ecklisenen
einfaßte und mit dreifach gehäuften horizontalen Gliedern abschloß. Die Wirkung-
Würde vorzüglich sein, wenn man sich darüber einen Helm mit acht Giebeln wie
etwa an der Marienkirche in Arnstadt denkt; aber sie wird völlig durch das
folgende Geschoß, einen nüchternen Abklatsch des vorhergehenden, vernichtet,
da nun auch die Eckglieder fehlen, und der Gotiker, der diese wieder einsetzt,
macht den Fehler nur um so augenfälliger. So scheinen nun auch die horizontalen
Glieder über den Glockenstuben sinnlos gehäuft.
Was die Einzelformen anlangt, so hat der erste Meister die zurückgesetzten
Wandflächen mit Halbsäulclien eingefaßt, welche einen Rundbogenfries tragen,
begleitet von Rundstäben, die durch einen Zinnenfries verbunden sind. Das
Untergeschoß zeigt gepaarte Fensterblenden mit Kehlen im Gewände, Eck- und
Mittelpfosten, geschweifter Rautenblende im Bogenfeld und kleinen Rechteck-
schlitzen neben den Mittelpfosten, das obere als Glockenstube gepaarte Schall-
fenster mit gekehltem Gewände und stark eingezogenen Kämpfern, die auf einem
dünnen Mittelsäulchen ruhen. Der untere Fries hat je vier Zinnen in jedem
Feld, der obere je zwei Bögen mit gekehltem Profil, in der Mitte auf Kelch-
konsolchen gesetzt. Über dem gekehlten ursprünglichen Dachsims erhebt sich
das letzte romanische Geschoß ohne die Eckleisten, die gepaarten Blendfenster
mit geradem Gewände, das südliche übrigens um 1,50 m höher. Die fröhliche
Zierlust hat sich an den Türmen ganz verloren. Es treten nur schlicht kelch-
förmige Kapitäle und ähnliche Basen auf. Die letzte Erhöhung fand offenbar
nach dem Brande von 1532 statt, der auch die Türme ergriff. Der rohe, etwas
zurückgezogene Kern mit nur ganz schmalen ursprünglichen Schlitzen im Nord-
turm ist von Eckfialen auf Laubkonsolen mit Kreuzblumen eingefaßt und mit
einem breiten Fries von Blend maß werk abgeschlossen, unten zwei, darüber vier
nasenbesetzte Rundbögen, durch drei senkrechte Stäbe getrennt, deren mittlerer
in einer Lilie endet, ln der weit ausladenden Kehle des Dachsimses sind
liegende, gebuckelte Weinblätter gereiht. Die kupferbeschlagenen Hauben mit
niederen Giebeln an den geraden, Okulusmansarden an den ungeraden Seiten
sind in feinem Oval gezeichnet. Darauf erheben sich offene Laternen mit
Häubchen und über diesen Zelttürmchen, die in doppelten Knäufen enden und
Kreuze tragen. Trotz aller zufälligen Verbindungen wirken die Türme, durch
ihre stattliche Höhe die Baugruppe beherrschend, ganz angenehm, ruhig und
imposant und ein stilreinigender Ersatz würde das altgewohnte Stadt- und Dom-
biid doch empfindlich geschädigt haben.
d) Der kurze Trakt des Altarhauses zwischen Türmen und Ostchor,
sonst ganz nach dem System des Querhauses, zeigt doch einen Rundbogenfries
aus höheren und breiteren Bögen, dessen westliche Eckkonsolen mit denen
der Türme unpassend Zusammenstößen, während die östlichen durch Viertel-
Kreis Naumburg.
c) Die Türme (Fig. 22) sind im Oberbau nicht besonders glücklich entworfen,
schon einmal in romanischer, dann nochmals in gotischer Zeit erhöht und 1716
mit wälschen Hauben gekrönt und bei alledem in akademischer Symmetrie
einander gleich verblieben. Nachdem der romanische Meister seine Türme durch
ein viereckiges Halbgeschoß über die Dächer gehoben und sie mit einfachen
Keilen ins Achteck umgesetzt hatte, suchte er den Eindruck der Schlankheit
dadurch zu erreichen, daß er die folgenden 21/2 Geschosse durch Ecklisenen
einfaßte und mit dreifach gehäuften horizontalen Gliedern abschloß. Die Wirkung-
Würde vorzüglich sein, wenn man sich darüber einen Helm mit acht Giebeln wie
etwa an der Marienkirche in Arnstadt denkt; aber sie wird völlig durch das
folgende Geschoß, einen nüchternen Abklatsch des vorhergehenden, vernichtet,
da nun auch die Eckglieder fehlen, und der Gotiker, der diese wieder einsetzt,
macht den Fehler nur um so augenfälliger. So scheinen nun auch die horizontalen
Glieder über den Glockenstuben sinnlos gehäuft.
Was die Einzelformen anlangt, so hat der erste Meister die zurückgesetzten
Wandflächen mit Halbsäulclien eingefaßt, welche einen Rundbogenfries tragen,
begleitet von Rundstäben, die durch einen Zinnenfries verbunden sind. Das
Untergeschoß zeigt gepaarte Fensterblenden mit Kehlen im Gewände, Eck- und
Mittelpfosten, geschweifter Rautenblende im Bogenfeld und kleinen Rechteck-
schlitzen neben den Mittelpfosten, das obere als Glockenstube gepaarte Schall-
fenster mit gekehltem Gewände und stark eingezogenen Kämpfern, die auf einem
dünnen Mittelsäulchen ruhen. Der untere Fries hat je vier Zinnen in jedem
Feld, der obere je zwei Bögen mit gekehltem Profil, in der Mitte auf Kelch-
konsolchen gesetzt. Über dem gekehlten ursprünglichen Dachsims erhebt sich
das letzte romanische Geschoß ohne die Eckleisten, die gepaarten Blendfenster
mit geradem Gewände, das südliche übrigens um 1,50 m höher. Die fröhliche
Zierlust hat sich an den Türmen ganz verloren. Es treten nur schlicht kelch-
förmige Kapitäle und ähnliche Basen auf. Die letzte Erhöhung fand offenbar
nach dem Brande von 1532 statt, der auch die Türme ergriff. Der rohe, etwas
zurückgezogene Kern mit nur ganz schmalen ursprünglichen Schlitzen im Nord-
turm ist von Eckfialen auf Laubkonsolen mit Kreuzblumen eingefaßt und mit
einem breiten Fries von Blend maß werk abgeschlossen, unten zwei, darüber vier
nasenbesetzte Rundbögen, durch drei senkrechte Stäbe getrennt, deren mittlerer
in einer Lilie endet, ln der weit ausladenden Kehle des Dachsimses sind
liegende, gebuckelte Weinblätter gereiht. Die kupferbeschlagenen Hauben mit
niederen Giebeln an den geraden, Okulusmansarden an den ungeraden Seiten
sind in feinem Oval gezeichnet. Darauf erheben sich offene Laternen mit
Häubchen und über diesen Zelttürmchen, die in doppelten Knäufen enden und
Kreuze tragen. Trotz aller zufälligen Verbindungen wirken die Türme, durch
ihre stattliche Höhe die Baugruppe beherrschend, ganz angenehm, ruhig und
imposant und ein stilreinigender Ersatz würde das altgewohnte Stadt- und Dom-
biid doch empfindlich geschädigt haben.
d) Der kurze Trakt des Altarhauses zwischen Türmen und Ostchor,
sonst ganz nach dem System des Querhauses, zeigt doch einen Rundbogenfries
aus höheren und breiteren Bögen, dessen westliche Eckkonsolen mit denen
der Türme unpassend Zusammenstößen, während die östlichen durch Viertel-