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Brinkmann, Adolf [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0023
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Einleitung.

11

eifrigsten wurden die Befestigungen im 15. Jahrhundert verstärkt, Warttürme
ringsum, zwölf an der Zahl, bildeten die Yorposten zur Beobachtung des
Feindes.

Die bewaffnete Macht bildeten unter einem Stadthauptmann stehende
Knechte, Söldner, deren Zahl man dem jedesmal vorliegenden Bedürfnisse anpaßte.
Der erste uns genannte Hauptmann, Friedrich von Hoim, hatte 17 „Wepener“
unter sich (1413), während zugleich 13 Personen für die Warten draußen und
die Stadttürme drinnen nötig waren (Abel, Ohr. Asc.). 1427, als die Hussiten
drohten, mußte die Stadt 29 Bewaffnete unter dem Stadthauptmann Heinrich
von Schierstedt unterhalten. 1434 hatte der Hauptmann außer den „Wartleuten“
20 Gewaffnete; 1436 deren 27 und 1441: 29, hier „Cumpen“ genannt; 1450 führt
Sivert von Ditfurt 21 „Vasallen“; 1457 sind nur 12 „Gesellen“ nötig und
2 Jungen; 1470 gar nur 2 „Wepener“, aber 8 Diener und 12 „Wartereuter“;
während der Hildesheimer Stiftsfehde mußten dagegen 80 Knechte gehalten werden.

Unter Umständen wurden auch die Bürger in Wehr und Waffen aufgeboten,
so in der Goldhanschen Fehde gegen die Grafen von Schwarzburg und Hohen-
stein 1477. Hach einem Beschlüsse von 1470 mußte jeder „Stadtgeschworener
und habseliger Bürger“ ein reisig Pferd halten, damit man auf den Glockenschlag
70 reisige Pferde zusammenbringen könne.

Über die Bewaffnung finden sich nur wenige Angaben. 1346 ist die Rede
von sechs Mann und Helmen neben acht Schützen mit einem „Bliethen“, erstere
wird man als Berittene anzusehen haben, letztere zu Fuß. Wesentliche Änderungen
dürfte das 15. Jahrhundert nicht gebracht haben; doch erlitt das schwere Geschütz
innerhalb dieser Zeit bedeutende Veränderungen. Die eben erwähnte Wurf-
maschine, Bliethe oder Bliede, wird verdrängt von der großen „Büchse“, die
1434 verfertigt wird. 1455 wird eine neue nötig und 1487 erhält sie einen
Schirm. 1522 wurde in Braunschweig der Guß drei neuer Büchsen in Auftrag
gegeben.

Später, als auch die Handfeuerwaffen allgemein geworden waren, ward von
jedem wehrhaften Bürger verlangt, daß er eine Büchse samt einem Spieße oder
einer Hellebarde besäße. Auf dem Rathause befand sich zur Aushilfe in
dringenden Fällen ein Arsenal, das 1721 enthielt: 27 Stück Doppelhaken und
11 Doppelhakenläufe, 29 Musketen und 4 Feuerrohre, 3 Partisanen, 2 Hellebarden,
ein großes Schwert und 62 Flinten. Diese z. T. wohl dem 16. Jahrhundert
ungehörige Waffensammlung ist für die Entwicklung des Waffenwesens nicht
ohne Bedeutung.

Stadtsiegel (Tafel XXVII).

Es werden ihrer seit ältester Zeit zwei geführt, das Stadtsiegel und das
Ratssiegel. Das Stadtsiegel zeigt einen zinnengekrönten Torbogen zwischen zwei
Türmen. Zwischen diesen wächst eine Eiche empor, in deren Zweigen drei Vögel
(Raben?) sitzen. Von diesem Stadtsiegel sind vier Stempel vorhanden. Das älteste
(No. 1), rund, 7,6 cm im Durchmesser, in kräftigem Relief; Türme im Unterbau
eckig, Aufsätze mit Kegeldach. Die drei Vögel symmetrisch verteilt. Umschrift:
SI6ILLVM : BVR60HSIVM : 114 : RWSdWRIW. Zeit wohl um 1300.

Das nächste (No. 2), rund, D. 4,2 cm, von 1634, zeigt einige Abweichungen.
Die Türme sind rund und steigen so in vier Stockwerken bis zu den etwas
 
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