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Kreis Äschersleben.
himderts fundiert war. Letzteres gewann große Bedeutung, zumal nachdem es
1303 das Patronat über die St. Stephanskirche mit einigen Kapellen vom Grafen
Otto von Askanien erworben hatte. Diese Verhältnisse blieben bis zur Refor-
mation bestehen, die nicht ohne heftige Erschütterungen eine neue Ordnung
heraufführte. Der Ablaßhandel war schon im Anschluß an die Feier des Jubel-
jahres schamlos genug betrieben worden. Schon lange vor Luthers Auftreten
habe, so heißt es, „den Aschersiebenern vor dem papistischen Sauerteige geekelt“;
der Boden war also für Luthers Lehre bereitet. Dessen Auftreten in Worms
fand vielseitige Zustimmung und der „papistische“ Hauptpfarrer (plebanus) der
Stephanskirche Weber predigte bald vor leeren Bänken, während die Gemeinde zu
Rektor Petrus Lentz in das Schulgebäude strömte, lim dem Evangelium zu
lauschen. Der Rat gab dann dem Verlangen der Gemeinde noch einen Nach-
mittagsprediger nach, gewiß mit Zustimmung der Patronatsherrin, der Äbtissin
des Jungfrauenklosters. Der schroffe Einspruch des Erzbischofs und Kardinals
Albrecht hemmte die Bewegung nur für kurze Zeit, und beim Bauernaufruhr
neigte die Bürgerschaft bedenklich den Aufständischen zu, sodaß der Rat
ohnmächtig war, jedenfalls den Anhängern Münzers Zugeständnisse machen mußte.
Erst nach der Überwältigung Münzers, der an der Stephansschule als Kollaborator
tätig gewesen war, ward auch der Führer der unruhigen Köpfe, Meister Hans,
enthauptet. Nach dem günstigen Reichstagsabschiede von Speyer 1526 schien
die neue Lehre endgültig gesichert; statt Webers, des Papisten, wurde Lentz
zum Vormittagsprediger berufen, der nach nur zweijähriger segensreicher Tätigkeit
an der Pest starb (1529). Dann kamen wieder Jahre der Verfolgung, bis 1541
die Reformation für immer durchdrang, indem die evangelische Predigt frei-
gegeben wurde. Als erster protestantischer Hauptprediger war 1542 Georg
Drosihn angestellt. (Näheres S. 21.)
Kriegswesen.
Daß die Stadt kriegerische Rüstung nicht vernachlässigen durfte, ist bei
den gefahrvollen Zeiten, zumal nach dem Untergänge eines mächtigen Kaiser-
tums erklärlich. Nach den Urkunden wird besonders das 14. Jahrhundert von
fortwährenden Kriegsunruhen ausgefüllt, durch welche die Stadt gezwungen
wurde, durch Kriegsbündnisse ihre Existenz zu sichern. Blutige Heimsuchungen
in früherer Zeit werden die Notwendigkeit, nichts zu verabsäumen, den Bürger
schon früh klar gemacht haben. Im Jahre 1326 beginnen die kriegerischen
Unruhen im 14. Jahrhundert, und bis 1393 sind uns nicht weniger als sechzehn
Bündnisverträge mit anderen Städten überliefert. Aschersleben, Quedlinburg
und Halberstadt sind dabei besonders eng verbunden. 1405 erwehrten sich die
Bürger eines Überfalles des vertriebenen Friedrich von Heldrungen während des
Tanzes auf der Pfingstwiese, und 1438 benannten die Herzoge Friedrich und
Heinrich von Sachsen die Stadt vergeblich. Daß unter solchen Umständen auf
die Befestigung der Stadt große Sorgfalt verwendet wurde, ist selbstverständlich.
Doch war 1322 die Stadt wenigstens z. T. schon mit einer Mauer umgeben, von
der Burg allein schied sie nur eine Wellerwand, bis 1366 auch diese Lücke
geschlossen wurde. Vielleicht bezieht sich hierauf die Notiz im Chron. Asc.,
wonach die Stadt viel Kosten gehabt, den Schart am Schloß zu verbessern. Am
Kreis Äschersleben.
himderts fundiert war. Letzteres gewann große Bedeutung, zumal nachdem es
1303 das Patronat über die St. Stephanskirche mit einigen Kapellen vom Grafen
Otto von Askanien erworben hatte. Diese Verhältnisse blieben bis zur Refor-
mation bestehen, die nicht ohne heftige Erschütterungen eine neue Ordnung
heraufführte. Der Ablaßhandel war schon im Anschluß an die Feier des Jubel-
jahres schamlos genug betrieben worden. Schon lange vor Luthers Auftreten
habe, so heißt es, „den Aschersiebenern vor dem papistischen Sauerteige geekelt“;
der Boden war also für Luthers Lehre bereitet. Dessen Auftreten in Worms
fand vielseitige Zustimmung und der „papistische“ Hauptpfarrer (plebanus) der
Stephanskirche Weber predigte bald vor leeren Bänken, während die Gemeinde zu
Rektor Petrus Lentz in das Schulgebäude strömte, lim dem Evangelium zu
lauschen. Der Rat gab dann dem Verlangen der Gemeinde noch einen Nach-
mittagsprediger nach, gewiß mit Zustimmung der Patronatsherrin, der Äbtissin
des Jungfrauenklosters. Der schroffe Einspruch des Erzbischofs und Kardinals
Albrecht hemmte die Bewegung nur für kurze Zeit, und beim Bauernaufruhr
neigte die Bürgerschaft bedenklich den Aufständischen zu, sodaß der Rat
ohnmächtig war, jedenfalls den Anhängern Münzers Zugeständnisse machen mußte.
Erst nach der Überwältigung Münzers, der an der Stephansschule als Kollaborator
tätig gewesen war, ward auch der Führer der unruhigen Köpfe, Meister Hans,
enthauptet. Nach dem günstigen Reichstagsabschiede von Speyer 1526 schien
die neue Lehre endgültig gesichert; statt Webers, des Papisten, wurde Lentz
zum Vormittagsprediger berufen, der nach nur zweijähriger segensreicher Tätigkeit
an der Pest starb (1529). Dann kamen wieder Jahre der Verfolgung, bis 1541
die Reformation für immer durchdrang, indem die evangelische Predigt frei-
gegeben wurde. Als erster protestantischer Hauptprediger war 1542 Georg
Drosihn angestellt. (Näheres S. 21.)
Kriegswesen.
Daß die Stadt kriegerische Rüstung nicht vernachlässigen durfte, ist bei
den gefahrvollen Zeiten, zumal nach dem Untergänge eines mächtigen Kaiser-
tums erklärlich. Nach den Urkunden wird besonders das 14. Jahrhundert von
fortwährenden Kriegsunruhen ausgefüllt, durch welche die Stadt gezwungen
wurde, durch Kriegsbündnisse ihre Existenz zu sichern. Blutige Heimsuchungen
in früherer Zeit werden die Notwendigkeit, nichts zu verabsäumen, den Bürger
schon früh klar gemacht haben. Im Jahre 1326 beginnen die kriegerischen
Unruhen im 14. Jahrhundert, und bis 1393 sind uns nicht weniger als sechzehn
Bündnisverträge mit anderen Städten überliefert. Aschersleben, Quedlinburg
und Halberstadt sind dabei besonders eng verbunden. 1405 erwehrten sich die
Bürger eines Überfalles des vertriebenen Friedrich von Heldrungen während des
Tanzes auf der Pfingstwiese, und 1438 benannten die Herzoge Friedrich und
Heinrich von Sachsen die Stadt vergeblich. Daß unter solchen Umständen auf
die Befestigung der Stadt große Sorgfalt verwendet wurde, ist selbstverständlich.
Doch war 1322 die Stadt wenigstens z. T. schon mit einer Mauer umgeben, von
der Burg allein schied sie nur eine Wellerwand, bis 1366 auch diese Lücke
geschlossen wurde. Vielleicht bezieht sich hierauf die Notiz im Chron. Asc.,
wonach die Stadt viel Kosten gehabt, den Schart am Schloß zu verbessern. Am