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Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0108
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Aschersleben. Hospitäler. — Das Kathaus: Geschichte.

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Von der alten Ausstattung sind nur noch vorhanden:

1. Drei Kommuniontücher aus rotem Sammet resp. blauer und grüner
Seide von 1694, das grüne von 1776 mit schönem gepreßten Muster.

2. Zwei Yasen aus Zinn von 1785.

3. Eine schwarze Altardecke mit Krone, darüber B. C. R. geb. Kolbin 1773.
Eine geschmackvolle Kanzel in Renaissanceformen stammt aus dem

Katharinenhospital (Fig. 51). Zeit um 1600.

Profanbauten.

(Lagerbuch 1721, S. 193 ff.)

1. Das Rathaus.

Geschichte. Seit wann die Stadt ein Rathaus besessen hat, ist unbekannt.
Wenn auch erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts ein eigener Rat nachzuweisen
ist, so kann er doch schon in seinen Anfängen früher bestanden haben, und
darum könnte man auch schon an ein Rathaus im 13. Jahrhundert denken.
Damals kann der auf dem Tie gelegene Stadtteil noch nicht bestanden haben,
denn das Rathaus stand zu dieser Zeit auf dem Stephanikirchplatze im Norden,
wo jetzt das Marcusesche Haus zwischen Kirchplatz und Breiter Straße gelegen
ist. Diese Lage in der Nähe der Hauptkirche entsprach der Regel. Als die
Stadt sich dann ausdehnte, genügte das alte Rathaus nicht mehr. Vielleicht
gab den letzten Anstoß zu dem Neubau eine Pulverexplosion 1511, die in dem
Gewölbe erfolgte, als man hier Handbüchsen probierte. Durch die Explosion
wurden Tür und Fenster ausgestoßen und das ganze Rathaus so mitgenommen,
daß großer Schaden entstand. Die Ratsherren wurden dabei übel zugerichtet
und auf die Gasse geworfen. Doch ist die Stelle (bei Abel, Chron. Asc. S. 594)
so gefaßt, daß man zu der Annahme verleitet wird, daß der Neubau erst nach
Beseitigung des alten erfolgen konnte („1517 wurd der Anfang gemacht, das
alte Rathhaus abzubrechen, und das Neue aufzubauen“). Demnach hatte das
Rathaus am Stephanikirchplatz seine Rolle schon vorher ausgespielt, und der
Tie hatte wenigstens im 15. Jahrhundert schon sein Rathaus. Das neue wurde
durch den Zimmermann Meister Lüdecken Büring und durch den Steinmetzen
Heinrich Wilde errichtet; 1518 ward es gedeckt durch Meister Hermann Becker
aus Goslar. 1730 ward es „mit Kalcke überzogen und gelb (weil Se. Königliche
Majestät an dieser Farbe einen allergnädigsten Gefallen tragen) nebst asclier-
farbenen qvadren und Gesimsen“ angestrichen und mit neuen Fenstern „bezieret“,
auch die kleinen Knöpfe auf dem Rathausdache nebst der Fahne vergoldet.
(Nachr. im Rathausturmknopf 1730, H.-Z. 18, 504f.) Ein Knopf war 1653 un-
sorgfältig aufgesetzt worden, sodaß er, zumal er auch durch „Verwegenheit eines
Buben lädiret“ war, 1662 repariert wurde- In demselben Jahre ward er aber
vom „Churfürstl. Brandenburg. Obristen Leutnant“ Sparr löcherig geschossen,
weil ihm der Rat den Wein aus dem KeUer nicht hergeben wollte; 1669 ward
der Knopf endlich wieder ausgebessert. Das Rathaus ward zum letztenmal 1885
erneuert, indem der ganze nördliche Flügel ganz neu gebaut wurde, und zwar
erst zweistöckig, und da sich die Unzulänglichkeit der Räume herausstellte, 1895
 
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