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Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0035
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Die St. Stephanskirche.

Literatur: Außer den S. 1 aufgeführten Werken: das Inventarium der Kirchen St.
Stephani gestehet und verfertiget Anno 1700 Mens. 9 bri durch Gottfried Herzogen, Altarman.

Diese dem Schutzheiligen des Halberstädter Bistums geweihte Kirche war
eine der 35 vom ersten Bischöfe, Hildegrim von Chalons, gegründeten
Archidiakonatskirclien (s. Einleitung S. 9). Wir haben ihre Entstehung also vor
827 anzusetzen. Das Patronatsrecht besaßen bis ins 14. Jahrhundert die Grafen
von Askanien, von denen es lt. Urkunden vom 4. Okt. 1303 unter Ottto I.,
Fürsten zu Anhalt, dem Jungfrauenkloster St. Marien von der Stadt überlassen
wurde. Sein Sohn Otto 11. bestätigte die Schenkung am 18. Februar 1309, desgl.
am 9. Okt. desselbem Jahres der Bischof Albert von Halberstadt. Nach der
Zerstörung des Klosters 1525 kam das Patronatsrecht 1526 an den Magistrat.
Die Reformation fand bald nach Vollendung der neuen Stephanskirche Eingang
in der Gemeinde. Da der Hauptpfarrer Weber wegen seines papistischen Stand-
punktes allen Anhang in der Gemeinde verlor, verlangten die Bürger einen
Nachmittagsprediger (1524). Der Rat erfüllte eigenmächtig das Verlangen, ohne
die Zustimmung der Patronin, der Äbtissin des Marienklosters, eingeholt zu
haben, die aber keinen Widerspruch erhob. Dieser erste evangelische Prediger
war Andreas Sachse. Der scharfe Widerspruch des Erzbischofs, Kardinals
Albrecht, Kurfürsten von Mainz, machte seiner Tätigkeit bald ein Ende. Doch
legte auch der katholische Vormittagsprediger 1527 sein Amt nieder und es
folgte nun ein evangelischer Vormittagsprediger, Petrus Lentz, den der Rat
berief, der seit 1526 dazu berechtigt war, nachdem die Äbtissin ihm das Patronat
überlassen hatte. Nach dem Tode des Petrus Lentz 1529 muß wieder ein
katholischer Vormittagsprediger angestellt sein, weil ihm 1531 ein evangelischer
Nachmittagsprediger an die Seite gesetzt wurde; es war wieder Andreas
Sachse; aber wieder dauerte seine Tätigkeit nicht lange, da 1531 das
Augsburger Reichstagsmandat in Aschersleben verkündet wurde, das die
Evangelischen unterdrückte. Erst 1542 drang die Reformation in Aschersleben
völlig durch. Pastor, also Hauptprediger, war damals Georg Drosihn; Petrus
Plateanus ward 1547 sein Nachfolger, der der Stephanikirche seine Bibliothek
vermachte, die heute im östlichen Obergeschosse des südwestlichen Anbaues
untergebracht ist. 1562 werden außer dem Hauptprediger zwei Kapläne genannt.
Drei Geistliche hat die Kirche seitdem behalten. Seit 1526 hatte übrigens dpr
Rat die Besoldung des Geistlichen übernommen, der dazu vom Marienkloster
Getreide und Holzgeld bezieht, bis 1538 die Äbtissin ihre Zahlungsunfähigkeit
 
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