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Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0167
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Kunststatistische Übersicht.

In Aschersleben ist jede Art der Kunstübung vom frühen Mittelalter bis
in die Barockzeit zu finden, jedoch in sehr ungleicher Weise. Daß die Werke
der Baukunst überwiegen, ergibt sich von selbst. Sehr beschränkt kommt die
Plastik zur Geltung, verhältnismäßig sehr reich ist dagegen die Malerei vertreten.
Yon Werken der Kleinkunst sind nur sehr bescheidene Stücke vorhanden.

1. Kirchliche Baukunst.

Aus romanischer Zeit stammt nur ein altes spiralengeschmücktes Kapitäl,
das im südlichen Turme eingemauert ist (Fig. 3). Es scheint der einzige Rest
der frühromanischen Kirche zu sein, deren Grundriß aus dem der jetzigen Kirche
nachzuweisen ist. Sie entsprach genau dem nördlich und östlich vom Harz in
beschränktem Umfange vertretenen Schema (Langhaus 21 m, in drei Quadrate
zerfallend; ein Quadrat für die Vierung, eins für den Altarraum; rechteckige,
nicht quadratische Kreuzarme; Hauptapsis, wohl auch Uebenapsiden; Gesamt-
länge 37,70 m, mit Apsis 40,4 m; Westtürme). Die Form des Kapitäls weist
spätestens ins 11. Jahrhundert; der Grundriß der (zugehörigen?) Kirche stimmt
damit überein, beide können auch ins 10. Jahrhundert gehören.

Romanisch ist ferner das südliche Seitenschiff des Marienklosters auf dem
Lieben Wahn. Altertümliche Stichkappengewölbe, im Westen dafür ein Kreuz-
gewölbe. Die Kirche war wahrscheinlich eine Pfeilerbasilika von ähnlichen Ver-
hältnissen wie die Stadtkirche. Das Mittelschiff wahrscheinlich nie gewölbt.
Beide nachgewiesenen romanischen Kirchen zeigten danach den Charakter der
Umgegend. Die Klosterkirche, älter als das erst im 13. Jahrhundert gegründete
Kloster, ist in das 12. Jahrhundert zu verweisen. Einzelformen sind nicht vor-
handen. Dieser merkwürdige Rest ist durch Fach werkwände in mehrere kümmer-
liche Wohnungen umgewandelt.

Die frühgotische Zeit ist in besonders interessanter Weise durch die Fran-
ziskaner-Klosterkirche vertreten. Die turmlose einschiffige Anlage mit sehr
mäßig vortretenden Strebepfeilern, dreiteiligen Fenstergruppen mit höherem
Mittelfenster, von außen völlig schmucklos, wirkt im Innern durch die schönen
Birnstabrippen, die auf wmhlgegliederten Kämpfern aufsetzen, den breiten Gurt-
bögen, die auf flachen, hoch über dem Fußboden endigenden Diensten ruhen,
würdig und vornehm. Der gerade geschlossene, früher auch von drei Giebel-
fenstern erhellte Chor fügt zu den übrigen Eigentümlichkeiten der Kirche noch
eine besondere. Das Ende des 13. Jahrhunderts hat in ihr eine kaum anderswo
ihresgleichen findende Vertretung gefunden. Daß außen die Schlichtheit so weit
 
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