Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brinkmann, Adolf [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 25): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Aschersleben — Halle a. d. S., 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25508#0101
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

Kreis Aschersleben.

Untergegangene und verschwundene Kirchen
und Kapellen.

1. [Nonnenkloster St. Marien, auch St. Agneten1 genannt,]
vor der Stadt, Cistercienser-Ordens.

Quellen und Literatur: Archiv jetzt im Stadtarchiv zu Magdeburg, Urkunde von
1267—1516 und Necrologium des 15. Jahrh. cf. Leuckfeld: Antiqu. Bursfeldenses p. 148. —
Mülverstedt: Hierographia Halberstadensis H.-Z. II, 56ff.

Geschichte. Nach dem Tode Heinrichs II. von Anhalt und Ascharien von
seiner Witwe Mechtildis von Anhalt mit ihren Söhnen Otto I. und Heinrich III.
1266 bei der ihnen gehörigen ecclesia beate virginis extra muros Ascharie ge-
stiftet, die damit dem Kloster übergeben ward (cod. Dipl. Anh. II, 320). 1268 nimmt
Bischof Volrad von Halberstadt Äbtissinnen und conventus sanctimonialium ordinis
Cisterciensis in Ascharien in seinen Schutz. Das Kloster ward in dem Kriege
zwischen Bischof Albrecht II. von Halberstadt und dem Fürsten Bernhard III. von
Anhalt um die Grafschaft Aschersleben arg mitgenommen. Ersterer überwies für
die in der Schlacht beiWarmsdorf gefallenen und im Kloster Begrabenen 2 Mark
Jahreszins zu einer Gedächtnisfeier (K. Meyer). Die Bedeutung des Klosters geht
ebensosehr aus den von ihm ausgeübten Patronatsrechten, wie aus seinem großen
Besitz hervor. Es besaß vor allem seit 1303 das Patronat über die St. Stephans-
kirche mit deren Filialen, nämlich: 1. St. Catherinae (nach 1538), 2. St. Mariae
Magdalenae, deren Kapelle, auf dem Kirchhofe der Pfarrkirche (?) gelegen, es
vom Fürsten Bernhard III. von Anhalt erhielt, 3. St. Godehardi extra muros, wohl
in oder bei Fallersleben seit 1431, 4. St. Michaelis dicht beim Kloster, 1427 er-
wähnt, 5. Margarethae (s. oben), 6. St. Abundi.

Die Pfarrkirche St. Laurentii in Badenstedt ward 1285 von der Fürstin-
Witwe Mechtild von Anhalt und ihren Söhnen Otto I. und Heinrich III. dem
Kloster übergeben; 1380 wird diese Erwerbung von Bischof Albrecht III. noch
einmal ausgesprochen. Ein Streit zwischen Bat und Bürgerschaft einerseits und
dem Kloster andrerseits um das Besetzungsrecht der Schulmeisterstelle in Aschers-
leben wird durch Vergleich geschlichtet. — 1380 übergab Bischof Ludwig von
Halberstadt dem Kloster, nach Aussterben der Mönche des Klosters Erxleben, die
Kirchen zu „Fallersleben, Daldorp und Asterendorph“. Im 15. Jahrhundert erwarb
es die Pfarrkirchen St. Nicolai in Großschierstedt und trat sie dann 1543 an den
Bat der Stadt Aschersleben ab. Es soll auch die Pfarrkirche zu Klein-Wilsleben,
die früher dem Thomaskloster in Leipzig gehörte, besessen haben. Außerdem
war es begütert in Beinstedt, Wilsleben, Fallersleben (hier besaß es u. a. die
Spathmühle), Akkenburg (auch östlich von Pansfelde), Mehringen, Badenstedt.
1371 kaufte das Kloster „die gemeyne (des wüsten Dorfes) zu Badenstede,u es
hatte Besitz in Klein-Wilsleben, in Hodenburg, in Winningen, in Dhrege (wüst
östlich von Sandersleben); Daldorf, Großschierstedt, Kleinschierstedt, in Zornitz
bei Aschersleben, in Hodenstedt, u. a. den Gemeindeplatz thy; in Lenz, Endorf,

1 Die Angaben über ein St. Agnetenkloster treffen meist so sehr mit denen über das
Marienkloster zusammen, daß man eine zweite Schutzpatronin dieses Namens annehmen
muß, zumal von einem dritten Kloster in und bei der Stadt keine Spur zu finden ist.
 
Annotationen