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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0074
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Kreis Eckartsberga.

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woraus man geschlossen hat, dass der alte Königshof die günstigere Stelle südlich
von der Kirche bereits eingenommen haben werde, als das Kloster gegründet
wurde. Yon dem Kreuzgange haben sich an der noch stehenden Mauer des
nördlichen Seitenschiffes der Kirche 7 angesetzte Wandsäulen erhalten, die überaus
verwittert und ganz mit Flechten überzogen sind.
Von den nach der Uebergabe des Klosters an Schulpforta ausgeführten
Bauten zeugen die beiden sächsischen Wappen mit den
gekreuzten Erzmarschallschwertern und dem Rauten-
kranz nebst der Jahreszahl 1559 und einem Steinmetz-
zeichen (Fig. 88) an einem Thorthurm in der südlichen
Umfassungsm au er.
Das Dorf erstreckt sich nördlich von dem Kloster,
und die Kirche steht am westlichen Ende des Ortes.
Auf dieselbe (die „ecclesia parochialis vülae Menim-
leübrn“) beziehen sich zwei Mainzer Ablassbriefe von
1359 und 1503. (Schamelius a. a. 0. S. 122 und
Thur, sacra p. 751 § 16). In. dem ersteren wird das
bisher am 8. Tage nach Martini gefeierte Kirchweihfest auf den in diese Woche
fallenden Sonntag verlegt, und in dem anderen ist von einem der Kirche hinzu-
gefügten neu erbauten Thurme die Rede. Wenn darunter der noch jetzt vorhandene
Thurm der übrigens modern aussehenden Kirche zu verstehen ist, an welchem
sich die fragmentarische Minuskelinschrift


.öflimni. nt. tcrc. I. ***tu.n9. cop9 . . . .
erhalten hat, so war derselbe damals schon 17 Jahr alt. In der Kirche befinden
sich noch drei alte Schnitzwerke: 1, Nördlich neben dem Altar eine Grablegung
Christi mit neu bemalten Figuren, in spitzbogiger Einrahmung, c. 1,50“ breit und
2m hoch, mit Sprüngen von oben bis unten, sonst gut erhalten. 2, An der südlichen
Wand ein Schrein c. l,50m hoch und 2m breit. In der Mitte in einer Nische die
gekrönte Madonna im Goldgewande unter einem Baldachin und je zwei Heilige
auf den Seiten; bis auf einige fehlende Arme ziemlich gut erhalten. 3, Die heil.
Anna selbdritt, eine defecte Schnitzfigur von 1“ Höhe. Diese Bildwerke sollen
aus der Klosterkirche übertragen sein.
Die drei Glocken haben 1,21 0,98 und 0,68m Durchmesser; die grosse ist
1797 durch die Gebr. Ulrich in Laucha gegossen, die mittlere 1616 durch Alexander
Koler in Erfurt, die kleine 1869 durch Gebr. Ulrich in Laucha.

Yergl. L. Puttrich, Ponkm. der Baukunst in Sachsen II. 1. Lief. 3 u. 4. 1837,
woselbst S. 16 die Literatur über Memleben verzeichnet ist; als später erschienen: Nebe,
Kloster Memleben, in Thüringen und der Harz. 1840. 3, 105 —118 nebst einer Ansicht
des Schiffes der Kirche.
Architelcton. Abbildungen der Kirche: Weisse, Museum für die Sachs Gesch. I. 1.
1791 von L. Stieglitz, und daraus in dessen: Yon altdeut. Baukunst 1820.— Puttrich
a. a. 0. Bl. 1.-6. — Bernh. Grueber, Vergleichende Sammlungen 1847. II. Taf. 29.
— G. Kallenbach und J. Schmitt, die christl. Kirchenbaukunst 1850. Taf. 15-, 11. —
K. Förster, Denkm. deutscher Baukunst etc. 1867. 11, 9 u. 2 Taf.— Abbild, der Wand-
gemälde bei Puttrich a. a. 0. Bl. 7 (8 Figuren) und in Fz. Kugler. Kl. Schriften 1,
175 (2 Figuren).
 
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