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Voss, Georg [Editor]; Lehfeldt, Paul [Oth.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,2): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirke Salzungen und Wasungen — Jena, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.19309#0217

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3 Wasungen.

WASUNGEN, Geschichte.

133

Herzog Ernst dem Frommen zußel*). Seit 1680 untersteht Wasungen den
Herzogen von Sachsen-Meiningen.
In hennebergischer Zeit war das Amt Wasungen gegen Schmalkalden, ebenso
wie die Aemter Sand und Breitungen gegen Meiningen, durch eine Landwehr ge-
schieden, von der heute noch Spuren übrig sind.

Wasungen, eine freundlich gelegene Landstadt mit 3044 Einwohnern am
rechten Ufer der Werra und am Fuss des auf der Nordseite schrotf aufragenden
Schlossbergs. Die Stadt liegt 269 m über dem Meere, der Schlossberg 380 m.
Wasungen (IKhSMJzp^ 874, 1199) verdankt seinen Namen den aus-
gedehnten Werrawiesen oberhalb und unterhalb der Stadt und tritt, wie fast alle
Ortschaften des alten Grabfeldgaues, erst durch das Zeugniss einer Fuldaer Stiftungs-
urkunde in die Geschichte ein. Im Jahre 874 widmet die Edle ihre Be-
sitzungen im genannten Gau, unter anderen in Schwallungen, Wasungen, Eatz,
dem Bonifatiuskloster in Fulda. Die Schenkerin gehörte, wie bereits erwähnt,
zum höchsten freien Adel, vielleicht sogar zur königlichen Familie, da ihre Stiftung
keiner oberherrlichen Genehmigung bedurfte.
Wasungen lag in jener Zeit am linken Werraufer, zwischen der jetzigen
Wasserstation des Bahnhofes und den Gebäuden des ehemaligen Domänengutes
„Kloster"; die umliegenden Flurstücke führen seit einem halben Jahrtausend ur-
kundlich die Bezeichnung Wie neuere Geschichtsschreiber vermuthen,
steht die Verlegung der Ansiedelung auf das rechte Flussufer mit den Maassregeln
in Zusammenhang, die König Heinrich I. aus Anlass der Ungarneinfälle zur
Sicherung seiner Lande getroffen hat. Damals scheinen zahlreiche Einzelhöfe,
deren Spur sich fast nur in Wüstungsnamen erhalten hat, aufgegeben worden
zu sein**).
Wann die herrschaftliche Burg zum Schutze der neuen Siedelung auf der
Höhe des Stadtberges erbaut wurde, ist unbekannt. Die Burgherren nannten
sich, seitdem derartige Lehngüter erblich geworden waren, nach dieser Veste:
von einigen wird jener durch Reichthum und Adel ausgezeichnete Ritter Siegfried
von Wasungen, der 1157 zur Zeit Kaiser Friedrichs I. bezeugt ist, für den
letzten Sprossen der alten Dynastenfamilie angesehen, aus deren Händen — an-
scheinend auf gütlichem Wege — die Burg dann in die der Henneberger über-
ging. Ebenso wahrscheinlich ist aber auch, dass Siegfried ein von den Henne-
*) Da Herzog Ernst kein Freund des Waid Werks war, so überliess er die ausgedehnten Jagdgriiude
der Zillbach, jedoch mit Ausnahme der in die Waldungen eingesprengten Wiesengriinde, an seinen Bruder
Wilhelm von Weimar, der dafür in besonderem Recess den Bewohnern der umliegenden Ortschaften ziem-
lich weitgehende Holzgerechtsame einräumte. Dies der Grund, weshalb die Landkarte des Amtsgerichts-
bezirkes Wasungen mit ihren vielen Enclaven ein so unregelmässiges Bild zeigt.
**) Die Zahl der Wüstungen ist hier zu Lande auffallend gross; von Salzungen bis nördlich von Wasungen
zählt man etwa 140 Wüstungen auf 106 noch jetzt bestehende Ortschaften und Gehöfte, also etwa 150 Proc.
(Germann, Vergangene Tage, 4). Nach anderen Forschern sind die Ungarneinfälle in dieser Gegend
nicht erwiesen. Die Aufgabe der Einzelhöfe erfolgte itn 14. Jahrhundert.

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