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Kloster SiNNERSHAUSEN.
Wasungen. 132
Klosterkirche zu Sinnershausen hatten in mittelalterlichen Zeiten die Herren
' v. HMerocA? ihr Erbbegräbnis.
Litteratur: Bach, Tullifeld III, 8. 96. — Brückner, Landesk. II, 8. 97.— Brückner,
Kloster Sinnershausen oder Rosenthal, Meining. Realschulprogramm, 1855. — Brückner, Der
Stifter des Klosters Sinnershausen, Hist. Taschenbuch, 1845, S. 203—264. — G ermann, Wilhel-
miterkloster Wasungen, Meiningen 1890. — Heim, Chronik II, 62—70. — Juncker, Ehred. ge-
fürst. Grafsch. Henneberg III, Abschn. 9. — C. Beyer, Zillbach, Wien 1878, S. 42—48.
L. Hertel.
Von der umfangreichen, oben geschilderten Bauthätigkeit sind heute in
den hier beßndlichen Gebäuden, Gartenanlagen und Steinsculpturen nur be-
scheidene Spuren zu erkennen. Als Ueber-
rest des ehemaligen K! 0 S t e r S gilt der untere
Theil des Mauerwerks des Inspectorhauses. Eine
architektonische Kunstform ist an dem Mauer-
werk nicht zu Anden. Aus dem Innern dieses
Gebäudes soll die lebensgrosse Steinfigur
stammen, welche vor einigen Jahrzehnten an der
Gartenmauer, nahe am Klosterteich, aufgestellt
ist. Es ist die Figur eines bartlosen Mannes
mit langem, bis auf den Boden herabwallenden
Gewände. Die nackten Fussspitzen, welche aus
dem Gewände hervorragen, sind neu angesetzt.
Die Hände fehlen. Wahrscheinlich hielten sie
einen Gegenstand, desseir breite Bruchspur noch
auf der Brust zu sehen ist. C. Beyer, Zill-
bach, S. 43, berichtet 1878: Vor 100 Jahren noch hielt das (Stand)Bild einen Rosen-
kranz in den gefalteten Händen; jetzt sind beide Hände mit einem Stück Unter-
arme abgebrochen . . . ." Das Gewand ist eine Ordenstracht, doch das volle, bis
auf die Mitte des Halses herabfallende Haupthaar könnte auf einen Ritter deuten.
Die Ueberlieferung scheint daher durchaus begründet, dass hier der Stifter des
Klosters, also der Ritter Gottfried v. Katza, dargestellt ist. Die Gründung des Klosters
fällt in die Jahre 1292 und 1293. Einige Jahrzehnte darauf kann die Figur ge-
meisselt sein. Damit stehen die Formen wohl im Einklang. Allerdings sind die
Formen der Gesichtszüge ohne künstlerisches Gefühl gemeisselt. Der Steinmetz,
welcher die Figur in dem von Orten höherer Kunstübung abgelegenen Kloster
gemeisselt hat, war ein schlichter Handwerker. Die glotzenden Augen sind
nur durch mandelförmige Bogenlinien roh angedeutet. Die Augenknochen treten
kaum hervor; die Nase ist jetzt abgeschlagen, doch an der ovalen Form des Ge-
sichtes, der Wangen und des Kinns, sowie an den wellenförmigen Locken des
Haares, das nach unten gleichmässig horizontal abgeschnitten ist, erkennt man
den Charakter gothischer Bildwerke des 14. Jahrhunderts. Der an der Brust ab-
geschlagene Gegenstand kann wohl das Modell der Kirche gewesen sein. Die
Fignr ist 1,87 m hoch (Abbildung auf S. 261). Die Nische an der Gartenmauer,
iu der die Figur steht, ist vor einigen Jahrzehnten ausgeführt. Die Formen sind
wunderlich, stillos. Zwei canellirte Pilaster tragen einen Bogen, dessen Zwickel
mit Ornamenten von der Hand eines unbeholfenen Handwerkers ausgefüllt sind.
Kloster SiNNERSHAUSEN.
Wasungen. 132
Klosterkirche zu Sinnershausen hatten in mittelalterlichen Zeiten die Herren
' v. HMerocA? ihr Erbbegräbnis.
Litteratur: Bach, Tullifeld III, 8. 96. — Brückner, Landesk. II, 8. 97.— Brückner,
Kloster Sinnershausen oder Rosenthal, Meining. Realschulprogramm, 1855. — Brückner, Der
Stifter des Klosters Sinnershausen, Hist. Taschenbuch, 1845, S. 203—264. — G ermann, Wilhel-
miterkloster Wasungen, Meiningen 1890. — Heim, Chronik II, 62—70. — Juncker, Ehred. ge-
fürst. Grafsch. Henneberg III, Abschn. 9. — C. Beyer, Zillbach, Wien 1878, S. 42—48.
L. Hertel.
Von der umfangreichen, oben geschilderten Bauthätigkeit sind heute in
den hier beßndlichen Gebäuden, Gartenanlagen und Steinsculpturen nur be-
scheidene Spuren zu erkennen. Als Ueber-
rest des ehemaligen K! 0 S t e r S gilt der untere
Theil des Mauerwerks des Inspectorhauses. Eine
architektonische Kunstform ist an dem Mauer-
werk nicht zu Anden. Aus dem Innern dieses
Gebäudes soll die lebensgrosse Steinfigur
stammen, welche vor einigen Jahrzehnten an der
Gartenmauer, nahe am Klosterteich, aufgestellt
ist. Es ist die Figur eines bartlosen Mannes
mit langem, bis auf den Boden herabwallenden
Gewände. Die nackten Fussspitzen, welche aus
dem Gewände hervorragen, sind neu angesetzt.
Die Hände fehlen. Wahrscheinlich hielten sie
einen Gegenstand, desseir breite Bruchspur noch
auf der Brust zu sehen ist. C. Beyer, Zill-
bach, S. 43, berichtet 1878: Vor 100 Jahren noch hielt das (Stand)Bild einen Rosen-
kranz in den gefalteten Händen; jetzt sind beide Hände mit einem Stück Unter-
arme abgebrochen . . . ." Das Gewand ist eine Ordenstracht, doch das volle, bis
auf die Mitte des Halses herabfallende Haupthaar könnte auf einen Ritter deuten.
Die Ueberlieferung scheint daher durchaus begründet, dass hier der Stifter des
Klosters, also der Ritter Gottfried v. Katza, dargestellt ist. Die Gründung des Klosters
fällt in die Jahre 1292 und 1293. Einige Jahrzehnte darauf kann die Figur ge-
meisselt sein. Damit stehen die Formen wohl im Einklang. Allerdings sind die
Formen der Gesichtszüge ohne künstlerisches Gefühl gemeisselt. Der Steinmetz,
welcher die Figur in dem von Orten höherer Kunstübung abgelegenen Kloster
gemeisselt hat, war ein schlichter Handwerker. Die glotzenden Augen sind
nur durch mandelförmige Bogenlinien roh angedeutet. Die Augenknochen treten
kaum hervor; die Nase ist jetzt abgeschlagen, doch an der ovalen Form des Ge-
sichtes, der Wangen und des Kinns, sowie an den wellenförmigen Locken des
Haares, das nach unten gleichmässig horizontal abgeschnitten ist, erkennt man
den Charakter gothischer Bildwerke des 14. Jahrhunderts. Der an der Brust ab-
geschlagene Gegenstand kann wohl das Modell der Kirche gewesen sein. Die
Fignr ist 1,87 m hoch (Abbildung auf S. 261). Die Nische an der Gartenmauer,
iu der die Figur steht, ist vor einigen Jahrzehnten ausgeführt. Die Formen sind
wunderlich, stillos. Zwei canellirte Pilaster tragen einen Bogen, dessen Zwickel
mit Ornamenten von der Hand eines unbeholfenen Handwerkers ausgefüllt sind.