KIRCHENBAU.
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Dombruche so lange stehen zu lassen, bis es
zum Baue, also zum Dachwerke, verbraucht
werden könne. Zwei Jahre später gestattet der
Erzbischof Friedrich von Saarwerden, dass wäh-
rend des Ausbaues der Severinskirche auf vier
Jahre sowol im alten als im neuen Kirchen-
gebäude Tragaltäre benutzt werden dürften. Die
Kirche, welche hiernach wesentlich in den Jahren
1370/80 erstand, war jener (Fig. 24, 25) grosse
gothisehe Bau, welcher 1843 abgebrochen, doch
25.
glücklicherweise im Grundrisse und Durchschnitte
gezeichnet worden ist. Es war eine dreischiffige
Hallenkirche von ansehnlichem Breiten- als
Höhendimensionen, mit einem fünfseitig aus
dem Achteck auf kurzer Vorlage construirten
Chore, über den Langwänden mit Giebeln, im
Osttheile mit einer Gruft versehen. Zwei Eck-
säulen am Chore, drei Paar stämmige Bund-
säulen stützten in der Mitte, Wandsäulen an
den Seiten die Gewölbe; nur das westlichste
Stützenpaar bildeten Pilaster, und die Bippen
des Chores entsprangen anscheinend unmittelbar
aus der Mauer. Das Mittelschiff deckten Stern-
gewölbe, die .erheblich schmaleren Seitenschiffe
und die Chorvorlage Kreuzgewölbe, die Fenster
des Chores waren dreitheilig, mit einer reichern
Gruppirung von Drei- und Vierpässen bekrönt,
die der Langseiten vielleicht noch reicher ent-
wickelt, die Profile der Laibungen (Fig. 26) und
Bippen zwar schlicht aber kräftig entworfen, die
beiden Portale der Langseiten jedenfalls ziervoll
behandelt. Die Säulen zeigten ein einfaches
Sockelgesims, ein kurzes kämpferartiges Capital,
die Streben nur die notkwendigste Gliederung
und jene auf den Winkeln eine schräge Stellung.
Alle diese Eigentümlichkeiten harmoniren vor-
trefflich mit der Bauzeit; den alten constructiven
und schönen Formen reichen schon die flacheren
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Dombruche so lange stehen zu lassen, bis es
zum Baue, also zum Dachwerke, verbraucht
werden könne. Zwei Jahre später gestattet der
Erzbischof Friedrich von Saarwerden, dass wäh-
rend des Ausbaues der Severinskirche auf vier
Jahre sowol im alten als im neuen Kirchen-
gebäude Tragaltäre benutzt werden dürften. Die
Kirche, welche hiernach wesentlich in den Jahren
1370/80 erstand, war jener (Fig. 24, 25) grosse
gothisehe Bau, welcher 1843 abgebrochen, doch
25.
glücklicherweise im Grundrisse und Durchschnitte
gezeichnet worden ist. Es war eine dreischiffige
Hallenkirche von ansehnlichem Breiten- als
Höhendimensionen, mit einem fünfseitig aus
dem Achteck auf kurzer Vorlage construirten
Chore, über den Langwänden mit Giebeln, im
Osttheile mit einer Gruft versehen. Zwei Eck-
säulen am Chore, drei Paar stämmige Bund-
säulen stützten in der Mitte, Wandsäulen an
den Seiten die Gewölbe; nur das westlichste
Stützenpaar bildeten Pilaster, und die Bippen
des Chores entsprangen anscheinend unmittelbar
aus der Mauer. Das Mittelschiff deckten Stern-
gewölbe, die .erheblich schmaleren Seitenschiffe
und die Chorvorlage Kreuzgewölbe, die Fenster
des Chores waren dreitheilig, mit einer reichern
Gruppirung von Drei- und Vierpässen bekrönt,
die der Langseiten vielleicht noch reicher ent-
wickelt, die Profile der Laibungen (Fig. 26) und
Bippen zwar schlicht aber kräftig entworfen, die
beiden Portale der Langseiten jedenfalls ziervoll
behandelt. Die Säulen zeigten ein einfaches
Sockelgesims, ein kurzes kämpferartiges Capital,
die Streben nur die notkwendigste Gliederung
und jene auf den Winkeln eine schräge Stellung.
Alle diese Eigentümlichkeiten harmoniren vor-
trefflich mit der Bauzeit; den alten constructiven
und schönen Formen reichen schon die flacheren