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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 2): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Warendorf — Münster, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.24358#0072
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60

SASSENBERG.

zwei Eckthürmen und einem Mittelthurm. Die
Kapelle hatte einen polygonen Chor, also gothi-
schen Ursprung entweder aus der Bauzeit des
Amtshauses (1300) oder aus der Zeit von 1500,
dem auch ihr werthvollstes Erbtheil, ein Flügel-
gemälde angehört. Die Hauptburg mit dem
Amtshause ist unter dem Zwange der franzö-
sischen Gartenkunst zu einer Scheibe abgerun-

det; das Amtshaus, im Ganzen dreiflügelig,
galt mit seinen unregelmässigen Baulichkeiten
stets unbestritten für den Bau des Bischofs
Everhard. Schade, dass dies Werk frühgothi-
scher Profanarchitektur, welches weithin seines
Gleichen nicht hatte, verschwunden ist, wie
andere Anlagen, welche hier einst der Landes-
verteidigung oder fürstlicher Pracht dienten.

S5.

Koch 1774 und 1790 wurden ein Brücken-
bau und Garten-Anlagen vom Zimmermann Men-
trup und dem Mauermeister Jacob Pfister aus
Warendorf gemacht, doch 1791 berichtete auf
Ansuchen des Amtsrentmeisters der Hauptmann
und Architekt Boner über die inwendige Bau-
fälligkeit des Amtshauses — bald darauf nah-
men die politischen Umwälzungen auch der
alten Sassenburg den letzten Schimmer. 1803
31/12 hörten die Verrichtungen des Drosten und
Rentmeisters auf, unter den Franzosen stand
das Schloss verlassen, jeder Spoliation preisge-
geben; nach dem Jahre 1815 wurden die Werke
abgetragen, Plettenbergs Bau an die Familie
Rath verkauft und in eine Fabrik verwandelt,

später die gewonnenen Steinmassen in das Wa-
rendorfer Gestüt verbaut. 1869 25/4 schwand
Sassenberg als Rittergut wegen Zerstückelung
aus der Matrikel. Und heute geben ausser dem
Ratirschen Fabrikgebäude nur mehr einzelne
Grabensenkungen, Schilftiefen und schwache
Erdreste des Schneckenberges die Stelle an,
wo einst Feste und Schloss stolz ihr Haupt
erhoben.

Von den Erbtheilen der Schlosskapelle kam
Einzelnes an die Pfarrkirche, Anderes in die
Ferne, das grösste Bildwerk aber, ein Tri-
ptychon, nach dem Wappen ein Andenken vom
Bischöfe Erich voii Sachsen-Lauenburg (1508 —
1522), hängt jetzt unter den altdeutschen Ge-
 
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